Abenteuer | Japan 2011 | 128 Minuten

Regie: Hirokazu Kore-eda

Zwei kleine Brüder, die durch die Scheidung ihrer Eltern getrennt wurden und nun Hunderte Kilometer voneinander entfernt aufwachsen, leiden enorm unter dieser Situation. Sie wittern eine Chance auf Wiedervereinigung, da im japanischen Volksglauben Wünsche in Erfüllung gehen sollen, wenn sich die Wege zweier Hochgeschwindigkeitszüge kreuzen. Ein poetischer, wunderbar inszenierter (Kinder-)Abenteuerfilm, der durch die Unmittelbarkeit der beiden kleinen Hauptdarsteller überzeugt und mit einer Fülle von Lebensweisheiten aufwartet. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
KISEKI
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Bandai/RCC/East Japan/Eisei Gekijo/ FBS/GAGA/J-Wave/JR/MBS/Minaminihon/The Nishinippon Shimbun/RKB/RKK/Shirogumi/TV Man Union/Yahoo Japan/d-rights
Regie
Hirokazu Kore-eda
Buch
Hirokazu Kore-eda
Kamera
Yutaka Yamazaki
Schnitt
Hirokazu Kore-eda
Darsteller
Koki Maeda (Koichi) · Ohshirô Maeda (Ryunosuke) · Ryôga Hayashi (Tasuku) · Kanna Hashimoto (Kanna) · Rento Isobe (Rento)
Länge
128 Minuten
Kinostart
23.08.2012
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Abenteuer | Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
„Wer ebenfalls keinen Vater hat, hebe die Hand!“, sagt ein Lehrer. Er steht vor der Klasse. Er hat die Kinder beauftragt, einen Aufsatz über ihre Väter zu schreiben und erfahren, dass Koichi ohne Vater aufwächst. Wie schon oft steht auch im neuen Film von Hirokazu Kore-eda eine Familie im Zentrum. Anders als in den generationenübergreifenden Filmen „Still Walking“ (fd 39 459) und „Nobody Knows“ (fd 36 980) stehen in „I Wish“ vor allem die Kinder im Mittelpunkt: der zwölfjährige Koichi und sein kleiner Bruder Ryunosuke. Ihre Eltern haben sich vor einigen Monaten getrennt. Koichi ist mit seiner Mutter zu deren Eltern nach Kagoshima gezogen, eine Stadt im Süden der Insel Kyushu. Ryu aber ist bei mit seinem Vater, einem nicht sonderlich erfolgreichen Rockmusiker, im nördlicher gelegenen Fukuoka geblieben. So trennen die beiden Brüder nun Hunderte von Kilometern. Die beiden Jungs haben sich mit ihrem neuen Alltag arrangiert. Sie haben Freunde gefunden und telefonieren häufig miteinander. Doch der Sehnsucht nach der verlorenen Familie kommen sie damit nicht bei. Vor allem Koichi wünscht sich, dass die Eltern wieder zusammenfinden, man wieder eine Familie wird. Er träumt von gemeinsamen Ausflügen und hofft auf einen Ausbruch des unweit von Kagoshima seit bald hundert Jahren fleißig Asche spuckenden Vulkans Sakurajima. Der Zufall will es, dass auf Kyushu demnächst ein neuer Höchstgeschwindigkeitszug verkehren wird; hier schreibt sich Kore-edas Film unmittelbar in die Realität ein: Tatsächlich nahm am 12. März 2011 der den Süden mit dem Norden verbindende Kyushu-Shinkansen seinen Betrieb auf. Das verringert zwar nicht die Distanz zwischen Fukuoka und Kagoshima, wohl aber die Reisezeit. Und weil man in Japan glaubt, dass beim ersten Kreuzen zweier Hochgeschwindigkeitszüge vorgebrachte Wünsche sich erfüllen, wittern Koichi und Ryu plötzlich ihre Chance. Flink suchen die beiden Brüder Verbündete. Sie kratzen das für die Reise nötige Geld zusammen, büchsen von zu Hause aus, schwänzen die Schule und erreichen dank der großmütigen Hilfe eines alten Ehepaares schließlich ihr Ziel. Ein magisch leise aufgeladener, im Tonfall ausnehmend liebenswürdiger japanischer Kinderabenteuerfilm, der sich in der Nachfolge von Filmen wie „Stand By Me“ (fd 26 001) aber auch unmittelbar in die Tradition westlicher Kinematografien einschreibt. „I Wish“ lebt über weite Strecken vom unverstellten Spiel der auch im wirklichen Leben verschwisterten Hauptdarsteller Koki und Oshiro Maeda. Überhaupt sind die Szenen, in denen die Kinder unter sich agieren, von berührender Unmittelbarkeit. Die Problemlösung, die dabei betrieben wird, ist erfreulich pragmatisch, nicht selten stecken in kleinen Nebensätzen ungeheuerliche Wahrheiten, wie etwa, dass Ryu beim Vater blieb, weil er die Mutter durch seine Gegenwart an ihren verhassten Gatten zu erinnern befürchtete. „I Wish“ ist ein unaufgeregter, feinfühliger und dichter Film, der die Geschichte der Kinder immer wieder mit denjenigen der Erwachsenen kreuzt, etwa mit der des pensionierten Großvaters, der, um seine Tochter unterstützen zu können, wieder als Bäcker arbeitet. Als die Jungs zum Schluss dann wieder zu Hause eintreffen, gibt es keine Strafe, es fällt auch kein böses Wort. Man kann über Väter und Mütter, die sich trennen, denken was man will: Wenn alle Kinder derart gelassene Eltern hätten wie Ryu und Koichi, wäre die Welt eine bessere.
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