Sound of Heimat

Dokumentarfilm | Deutschland 2011 | 93 (24 B./sec.) Minuten

Regie: Arne Birkenstock

Dokumentarfilm über deutsche Volksmusik, in dem ein neuseeländischer Musiker auf Entdeckungsreise durch verschiedene Regionen Deutschlands geht, dabei mit "Volksmusikern" unterschiedlichster Couleur ins Gespräch kommt und mit ihnen musiziert. Mit schönen, nie kitschigen Bildern deutscher Landschaften untermalt, bleibt der Film zwar ein etwas beliebiges Sammelsurium, weckt aber die Neugierde auf den Umgang mit dem deutschen Liedgut und macht Lust auf Gesang. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Tradewind Pic./Fruitmarket Kultur und Medien/WDR
Regie
Arne Birkenstock · Jan Tengeler
Buch
Arne Birkenstock · Jan Tengeler
Kamera
Marcus Winterbauer
Schnitt
Volker Gehrke · Katharina Schmidt
Länge
93 (24 B.
sec.) Minuten
Kinostart
27.09.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
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Diskussion
Ein Mann, ein Zelt, ein Saxofon: Der Neuseeländer Hayden Chisholm lässt die Melodien deutscher Volkslieder über deutsche Wiesen und Wälder schweifen. Das Konzept von Arne Birkenstocks und Jan Tengelers Dokumentarfilm ist einfach: Jemand vom anderen Ende der Welt reist durch Deutschland und entdeckt echte Volksmusik fern der Entstellung durch Volkstümelei. Hayden Chisholm ist selbst Musiker, er hat in Deutschland Musik studiert. Er befragt die Protagonisten nicht nur, sondern musiziert gemeinsam mit ihnen, greift Melodien auf und improvisiert daraus eigene Stücke. Zwischendurch skizziert er, was ihn an diesem oder jenen Stück bewegt hat, was ihn an der deutschen Volksmusik reizt, warum ihm diese Reise so gefällt. Der Neuseeländer führt durch den Film – als Sprecher, Identifikationsfigur, Hauptprotagonist. Dennoch bleibt er ein wenig blass. Das mag daran liegen, dass man über ihn letztlich nicht viel erfährt, dass sich seine Anmerkungen wiederholen, dass er eher ein zurückhaltender als ein quirliger Charakter mit komischem Talent ist. Es ist im Dokumentarfilm stets eine schwerwiegende Entscheidung, ob die Macher in irgendeiner Form selbst vor der Kamera auftauchen, im Film präsent sind, oder ob sie gewissermaßen aus einer auktorialen Perspektive erzählen. In diesem Fall wird klar, dass der Protagonist im Auftrag handelt. Chisholm, der Neuseeländer, ist eben nicht der Macher und wird damit ein wenig zur Kunstfigur – was er auch bleibt. Schon dies unterscheidet „Sound of Heimat“ von einem Film, den die beiden Regisseure selbst als Referenz angeben: „Full Metal Village“ (fd 38 103) von Cho Sung-hyung über das schleswig-holsteinische Dorf Wacken und sein riesiges Heavy-Metal-Festival, das den beschaulichen Ort einmal jährlich erschüttert. Gemeinsam haben beide Filme den Kameramann Marcus Winterbauer, der für „Sound of Heimat“ schöne, keineswegs kitschige Bilder von deutschen Landschaften zu den Liedern findet. Die musikalischen Protagonisten sind gut ausgewählt, die meisten von ihnen interpretieren deutsche Lieder neu – mal mehr, mal weniger anarchistisch. Echte Entdeckungen sind etwa die Kölner Hip-Hop-Kombo „BamBam Babylon Bajasch“, die Lieder der Edelweißpiraten neu vertont und beweist, wie hervorragend sich das Kölsche für Sprechgesang eignet, sowie die Sängerin Bobo, deren Interpretationen mit starker Stimme zwischen Kunstlied und experimentellem Pop wandern – so singt sie „Die Gedanken sind frei“ durch ein Megafon verzerrt. In der zweiten Hälfte gibt es einige Längen – eine Vertiefung bei einzelnen Protagonisten hätte vielleicht gut getan, etwa bei den charismatisch-mitreißenden Well-Schwestern in Bayern, auf Kosten des breit angelegten Sammelsuriums. Der Leipziger Gewandhauschor mit seinem sympathischen Leiter verliert sich ebenfalls irgendwann als starkes Zwischenspiel. Zu Beginn animiert der Chorleiter in die Kamera hinein zum Mitsingen. Dies leistet „Sound of Heimat“ in jedem Fall: Er befördert die Lust zu singen.
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