Die Hüter des Lichts

Animation | USA 2012 | 97 (24 B./sec.)/94 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Peter Ramsey

Der Schwarze Mann will mit Hilfe von Albträumen, die er den Menschen schickt, die Macht ergreifen und die "Hüter des Lichts", ein Quartett aus Weihnachtsmann, Osterhase, Zahnfee und Sandmann, besiegen. Der rebellische Winter-Junge Jack Frost soll helfen, muss aber zunächst einmal lernen, an sich selbst zu glauben. Der charmant-rasante Animationsfilm lässt die folkloristischen Kinder-Ikonen neu Gestalt annehmen und macht sie zu eigenwilligen Verteidigern der Fantasie sowie des kindlichen Glaubens an das Wunderbare. Visuell und akustisch gleichermaßen spektakulär, verbindet der Film beste Unterhaltung mit einer hintergründig humanistischen Botschaft. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
RISE OF THE GUARDIANS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
DreamWorks Animation
Regie
Peter Ramsey
Buch
David Lindsay-Abaire
Musik
Alexandre Desplat
Länge
97 (24 B.
sec.)
94 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
29.11.2012
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Animation | Fantasy | Weihnachtsfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Vor langer Zeit war die Welt noch voller Furcht. Doch die Zeiten, in denen der unheimliche Schwarze Mann die Gedanken und Träume der Menschen beherrschte, gehören der Vergangenheit an. Es heißt, es sei der Mann im Mond gewesen, der die Menschen von der Last des Albdrucks befreit habe, indem er Wesen rief, die das Licht in den Herzen der Menschen über alle Zeit behüten sollen: eine Fee, die die Zähne der Kinder sammelt und die damit verbundenen Erinnerungen archiviert; ein Mann aus Sand, der die Kinder ins Traumland schickt und sie ihre Wünsche träumen lässt; ein Hase, der den Frühling beschwört und den Kindern die Ankunft der hellen Jahreszeit versüßt; schließlich ein strenger, aber gerechter Mann mit weißem Bart und rotem Pelz, der allen, die es verdienen, alljährlich Geschenke beschert, wenn der Winter mit Eis und Schnee die Natur schlafen schickt. Es sind diese vier Hüter des Lichts, die seither den Schwarzen Mann vergessen gemacht haben, sodass er für die Menschen sein Leben unsichtbar im Reich der Schatten fristen muss. Doch dies soll sich nun ändern: Die Kunst, Träume zu schenken, vom Sandmann adaptierend, erlangt der Schwarze Mann seine verlorene Stärke zurück. Wieder mächtig geworden, entführt er die Elfen und lässt die Kinder die Zahnfee vergessen, absorbiert den Sandmann, verwandelt Wunsch- in Albträume und schickt sich an, den Glauben an Osterhasen und Weihnachtsmann zu eliminieren. Es ist also höchste Zeit, die Hüter des Lichts zu stärken. Doch der Mann im Mond beruft mit Jack Frost ausgerechnet jemanden, der für die Menschen seit seiner „Geburt“ vor 300 Jahren unsichtbar schien. Dabei sind Jack Frosts Scherze mit Eis und Schnee eher in zwiespältiger Erinnerung. Warum sollte gerade er ein Hüter des Lichts werden, wenn der impulsive Junge nicht einmal an sich selbst glaubt? Nur langsam lüften sich die Geheimnisse um seine nebulöse Vergangenheit, nur allmählich beginnen die Kinder sowie die übrigen Hüter, an seine Person zu glauben. Womöglich zu spät, um gemeinsam mit dem bärtigen Mann und dem Hasen den Rachefeldzug des Schwarzen Mannes zu beenden. Auch wenn sich die Analogie aufdrängt: Peter Ramseys 3D-Animationsfilm ist keine „Avengers“-Paraphrase, hier mit den Protagonisten beliebter (christlicher) Feiertage. Der Zusammenschluss der zumindest in der US-Popkultur allgegenwärtigen „Superhelden“ Jack Frost, Zahnfee, Sandmann, Osterhase und Weihnachtsmann wurde nicht auf die Befriedigung oberflächlicher Actionbedürfnisse hin konstruiert, sondern auf das Bewahren des Zaubers eines kindlichen Glaubens. Auch wenn der Osterhase eher an eine Actionfigur erinnert und grundsätzlich jegliche religiöse Deutung der Figuren vermieden wird, ist die Botschaft des Films zutiefst humanistisch. Was den Actionfilm (nicht nur) für Kinder weit über den Durchschnitt von Hollywoods gängiger Unterhaltungsware hinaus hebt. Den Autoren gelingt das Kunststück, den Abziehbildern einer auf Rührseligkeit setzenden Kommerz-Industrie Leben einzuhauchen, ihnen Charaktere mit Stärken und Schwächen zu verleihen, ohne sie zu entzaubern. Da stört auch nicht der hyperaktive US-Sunnyboy-Ansatz, mit dem Jack Frost eingeführt wird. Im Lauf der Handlung bekommen alle Protagonisten ein Gesicht, das unabhängig von Glauben und ethnischer Zugehörigkeit verstanden wird. (Schade nur, dass Hugh Jackmans ur-australische Stimmausarbeitung des Osterhasen in der deutschen Synchronisation durch Comedian Matze Knob veralbert wird.) Wichtig sei es, das Staunen zu bewahren, sagt einmal der Weihnachtsmann, als er versucht, Jack Frost auf die Mission der Hüter einzuschwören. Das ist die eigentliche Botschaft des Films, für die wohl auch Guillermo del Toro als ausführender Produzent mitverantwortlich zeichnet, dessen eigene Filme immer auch von der Kraft der Imagination handeln. In Zeiten, in denen martialische Helden von Batman bis Thor Mode sind, ist es alles andere als „uncool“, sich Weihnachtsmann und Sandmann als Helden vorzustellen; doch „Die Hüter des Lichts“ hilft, ihr Image zu entstauben und sie vor dem Vergessen zu bewahren. Das gelingt dem Animationsfilm nicht nur inhaltlich, sondern auch auf formaler Ebene: Selten hat man eine so mitreißend animierte Traumwelt gesehen wie hier. Es sind nicht nur die gezielt auf Naturalismus verzichtende Charakteranimation sowie die überbordende 3D-Technik, mit denen das Abenteuer für sich einnimmt; ausnahmsweise ist es auch der Ton: Wenn Sandmanns Goldstaub die Leinwand erfüllt oder die Schatten des Schwarzen Manns allgegenwärtig murmeln, dann erwachen auch jene dumpftönenden Kino-Lautsprecher zum Leben, die sonst nur bei Explosionen und Effektgewitter zum Einsatz kommen. Und das lässt staunen!
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