Dokumentarfilm | Deutschland 2012 | 88 (24 B./sec.)/84 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Andrea Thiele

Drei Autofahrer, die aus ihren jeweiligen Heimatländern in die Fremde gezogen sind, müssen in Tokio, Mumbai und München noch einmal einen Führerschein machen. Also nehmen sie erneut Fahrstunden und pauken Verkehrsregeln, was für jeden von ihnen zum echten Abenteuer wird; denn die Regularien des Straßenverkehrs spiegeln mehr, als man annehmen möchte. Ein höchst kurzweiliger, unkommentierter Dokumentarfilm voller hinreißender Situationskomik. Da er die Protagonisten auch im Alltag begleitet, eröffnen sich subtile Einblicke in die Schwierigkeit, individuelle und kulturelle Identität(en) unter einen Hut zu bringen. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Kloos & Co. Medien/BR/ARTE
Regie
Andrea Thiele
Buch
Lia Jaspers
Kamera
Sebastian Bäumler
Musik
Michaela Kay · Hauke Kliem
Schnitt
Christoph Senn · Ulf Albert
Länge
88 (24 B.
sec.)
84 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
18.04.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
So langsam weiß Jake nicht mehr, ob er heulen oder lachen soll. Seit Stunden lässt ihn sein Fahrlehrer auf dem Verkehrsübungsplatz im Kreis fahren. Dabei hat der US-Amerikaner längst einen Führerschein. Aber eben keinen japanischen, den er in seiner neuen Wahlheimat Tokio unbedingt braucht. Ähnlich ergeht es Mirela, die mit Mitte 30 ihre Anstellung in der Modebranche in Deutschland aufgegeben und nach Indien gegangen ist, um sich dort mit einem eigenen Label selbständig zu machen. Auch die junge Koreanerin Hye-Won, die mit Mann und Sohn in München lebt und Musikwissenschaften studiert, hat in Asien bereits einen Führerschein gemacht. Doch der hilft ihr in Bayern nicht weiter. Drei Menschen zu beobachten, wie sie fernab ihrer Heimatländer noch einmal Fahrunterricht nehmen, mag auf den ersten Blick keine sonderlich tragfähiges Konzept für eine Dokumentation sein. Doch Andrea Thiele und Lia Jaspers gelingt das Kunststück, daraus einen ebenso unterhaltsamen wie informativen Film über kulturelle und individuelle Identitäten zu zaubern. Denn die drei Protagonisten werden nicht nur während der Übungsstunden gezeigt, sondern die Kamera begleitet sie auch bei ihren alltäglichen Versuchen, sich in der Fremde zurechtzufinden. Während Jake in Tokio keine Anstellung in seinem Beruf als Graphik-Designer findet und sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, aber trotz aller Bemühungen kaum Kontakt zu Japanern findet, tritt Mirela in Mumbai sehr selbstbewusst auf. Chaos und Unpünktlichkeit gehen ihr gegen den Strich; gelegentlich staucht sie auch mal einen Taxifahrer zusammen, wenn dessen Rostlaube mit Motorschaden liegen bleibt. Mit derartigen Problemen hat Hye-Won in München natürlich nicht zu kämpfen. Wohl aber mit dem Umstand, dass ihr Mann irgendwann zum Militär einberufen wird und der gemeinsame Sohn für diese Zeit in Korea leben soll. So hat es die Schwiegermutter angeordnet – und dem hat sich Hye-Won zu fügen. Für den hohen Unterhaltungswert des Films sind dennoch die jeweiligen Fahrstunden verantwortlich, in denen es die Protagonisten mit überaus kauzigen Figuren und abstrusen Regeln zu tun bekommen. Wenn Jake erklärt wird, dass man sich in Japan vor dem Einsteigen in einem bestimmten Winkel dem Fahrzeug zu näheren hat oder Mirela lernt, beim Abbiegen trotz Blinkers stets per Handzeichen durch das geöffnete Fenster hindurch kundzutun, wohin die Reise gehen soll, sind das Sequenzen von hinreißender Situationskomik. Die unkommentierten Erzählstränge werden, teils von beschwingter Musik unterlegt, in Parallelmontage zu einer Feel-Good-Dokumentation verbunden, die dem Clash-of-Culture wunderbar komische Züge abgewinnt.
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