Komödie | Deutschland 2012 | 101 (24 B./sec.)/97 (25 B.,/sec.) Minuten

Regie: Boris Kunz

Ein junger Mann, der als Theaterregisseur lokal verhaftet ist, und eine junge Frau, die öfters nach Afrika reist, wo sie ökologisch tätig ist, sind "nur" beste Freunde, obwohl sie eigentlich als Liebespaar füreinander bestimmt sind. So wollen es zumindest der liebe Gott - hier als lässiger Bohemien ganz in Weiß gekleidet - und das Genre der romantischen Komödie, das der ausgezeichnet besetzte Hochschul-Abschlussfilm fantasievoll neu interpretiert. Im Vordergrund stehen dabei pointierte Dialoge, die atmosphärischere Momente mitunter ein wenig ausbremsen. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Kaissar Film/d.i.e. Film/BR
Regie
Boris Kunz
Buch
Boris Kunz
Kamera
Martin Niklas
Musik
Konstantin Ferstl
Schnitt
René Loos
Darsteller
Nicholas Reinke (Martin) · Claudia Eisinger (Isabel) · Peter Nitzsche (Fred) · Lucy Wirth (Johanna) · Dietrich Hollinderbäumer (Gott)
Länge
101 (24 B.
sec.)
97 (25 B.,
sec.) Minuten
Kinostart
25.07.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Gott zappt. Ganz in Weiß, hängt der alte Herr vor dem Fernseher ab und beweist dem jungen Mann, dass es sich bei der Beziehung zu dessen bester Freundin eindeutig um eine verhinderte Liebesgeschichte handelt. Er, Gott, könne natürlich nichts dafür: Über den Bildschirm flackern schließlich all die Chancen, die der lässige Lebemann mit der Fernbedienung für Martin und Isabel arrangiert hat. Der HFF-München-Absolvent Boris Kunz inszeniert sein Langfilmdebüt „Drei Stunden“ fantasievoll als zeitgemäße romantische Komödie. Es darf zwar geheiratet werden; für individuelle Lebensentwürfe muss gleichwohl Platz sein. Diese Lebensentwürfe streben bei Martin und Isabel, beide um die 30, wenigstens an der Oberfläche gehörig auseinander. Isabel ist Öko-Aktivistin, sie engagiert sich dafür, dass genmanipuliertes Saatgut nicht in Länder der „Dritten Welt“ eingeführt wird. Martin schreibt an einem romantischen Science-Fiction-Theaterstück à la „Krieg der Sterne“; und auch wenn sich seine Visionen nur wenig von denjenigen Isabels unterscheiden, sind sie doch eindeutig eher poetisch-theoretischer Natur. Nach einer explosiven ersten Begegnung werden die beiden füreinander Bestimmten eben kein Liebespaar, sondern beste Freunde – was auch damit zusammenhängt, dass Isabel immer wieder für längere Zeit nach Afrika reist, um vor Ort Entwicklungshilfe zu leisten. Im Rückblick wird die Genese der Freundschaft entfaltet. Als Gott schließlich entnervt interveniert, steht ein mehrjähriger Afrika-Aufenthalt für Isabel an. Von ihren Zimmerpflanzen hat sie sich bereits verabschiedet, ihre Eltern sollen sich um die Vermietung der Wohnung kümmern, der Rucksack ist gepackt. Martins erste Liebeserklärung am Flughafen geht ziemlich daneben –also muss der liebe Gott noch mal ran. Er verschiebt den Flug. Am Ende bleiben Martin und Isabel nur noch drei Stunden, um zueinander zu finden. Das Theaterstück, auf dessen Premiere Martin und sein Team währenddessen fieberhaft hinarbeiten, fungiert als Spiegel: Wird die Prinzessin ihren Prinzen bekommen und trotzdem den Erhalt ihrer Luftschlösser sichern können? Isabel und Martin verpassen sich in der knappen Zeit, skurrilen Zufällen geschuldet und genretypisch, eins ums andere Mal. Alle Mitarbeiter und Schauspieler des Stücks werden schließlich in die Suche mit eingebunden. Eine Hauptrolle spielt auch die Stadt München, immer ein wenig abseits von Postkartenmotiven: Der steinige Isarstrand am Flaucher, der Flohmarkt am Olympiapark. Einen Ort nach dem anderen klappern die Freunde ab, um deren Beziehungen sich jeweils kleine Erzählstränge drehen. Es ist nicht nur die hier etwas weniger forcierte Anbindung an München, die an Ralf Westhoffs „Shoppen“ (fd 38 134) erinnert. Ähnlich wie Westhoff setzt Boris Kunz ganz auf den Dialog: Zwischen Isabel und Martin, mit Claudia Eisinger und Nicholas Reinke ausgezeichnet besetzt, gibt es öfters einen Screwball-würdigen Schlagabtausch; allerdings zerfasert sich an einigen Stellen, insbesondere in größeren Ensembleszenen, das Geschehen verbal – dort fehlt dann vielleicht der Mut, die Atmosphäre für sich sprechen zu lassen. Mehr als Anschubsen ist bei diesem Bohème-Gott nicht drin. Aber am Ende hat er seine Wette gegen Martin doch noch gewonnen. Der Wetteinsatz: eine Flasche Bier.
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