Komödie | Türkei 2013 | 105 (24 B./sec.)/101 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Sermiyan Midyat

Die resolute Ehefrau eines kurdischen Bürgermeisters entschließt sich, für den Posten des Dorfvorstehers zu kandidieren, da ihr Mann nicht mehr antritt und vom Gegenkandidaten, einem selbstgefälligen Machtmenschen, nichts Gutes zu erwarten ist. Leicht verstolperte Fortsetzung einer schwungvollen türkischen Gesellschaftssatire, dessen kurze Produktionszeit sich in mancher kalauernden Grobschlächtigkeit niederschlägt. (O.m.d.U.) - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
HÜKÜMET KADIN 2
Produktionsland
Türkei
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
BKM Film
Regie
Sermiyan Midyat
Buch
Sermiyan Midyat
Kamera
Haik Kirakosjan
Musik
Cem Yildiz
Schnitt
Çagri Türkkan
Darsteller
Demet Akbag (Xate Veysel) · Sermiyan Midyat (Faruk) · Ercan Kesal (Aziz Veysel) · Mahir Ipek (Ikram) · Gülhan Tekin (Fehime)
Länge
105 (24 B.
sec.)
101 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
07.11.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
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Diskussion
Die Dorf-Matriarchin Xate ist zurück auf der Leinwand. Die selbstbewusste Herrin einer kurdischen Dorfgemeinschaft in den 1950er-Jahren gab in „Hükümet Kadın“ (fd 41 574) ein furioses Leinwanddebüt. Nun folgt das Sequel der erfolgreichen Gesellschaftssatire: genauso emanzipiert, aber leider zu schnell produziert, um den flotten Witz des ersten Films zu erreichen. Diesmal versetzt Regisseur Sermiyan Midyat uns ins Jahr 1949. Drei Monate vor den Kommunalwahlen wird der populäre Bürgermeister Aziz Veysel verhaftet, weil in seinem Büro Bücher verbotener Schriftsteller wie Sabahattin Ali und Nazim Hikmet gefunden wurden. Als sich der als Schmuggler bekannte Faruk, dem als Sohn des Gouverneurs alle Türen ins politische Leben offen stehen, zur Wahl stellt, schreitet Xate ein und führt für ihren Ehemann den Wahlkampf. Midyat bleibt seinem seit „Ay Lav Yu“ (fd 39 810) erprobten Erfolgsrezept treu, das Publikum mit folkloristisch geprägten und oftmals lauten Schwänken auf die grundlegenden Probleme des Miteinanders in der türkischen Gesellschaft hinzuweisen. Seine weibliche Heldin Xate ist Kurdin und ausgesprochen selbstbewusst; in dem kleinen Dorf am Ende der Welt tummeln sich Moslems und christliche Aramäer; Honoratioren und Beamte verhelfen sich mit kleinen Geschenken und Geldbeträgen zu gegenseitigem Wohlgefallen. Midyat selbst wirkt erneut als Schauspieler mit und gibt mit seinem Alias Faruk einen selbstgefälligen Machtmenschen mit Hang zu Wein und Weib, womit er den Film von Anfang an weit jenseits der politisch korrekten Ecke positioniert. Der Wettbewerb zwischen dem draufgängerisch-machistischem Taugenichts und seiner Herausforderin, deren Wertebasis auf gesundem Menschenverstand und einem sozialdemokratischen Bildungsideal beruht – als Wahlkampfgeschenk lässt sie in dem Dorf eine Schule bauen –, bietet Raum für jede Menge mehrdeutiger Pointen. So verspricht Faruk seiner Gemeinde den Bau einer neuen Moschee. Als sich daraufhin die Christen aus dem Publikum entfernen, kündigt er auch den Bau einer Kirche an, was wiederum die Moslems stört. Die Schlussfolgerung: „Ich habe kein Geld – ich baue nichts. Jeder ist in seinem Glauben frei.“ Solcher Humor hat Lubitsch’sche Qualitäten. Allerdings erreicht „Hükümet Kadın 2“ nicht das flotte Tempo des Vorgängers, der augenzwinkernd durch die Höhen und Tiefen der türkischen Gesellschaft galoppiert war. Zu oft versackt die Pointe in langen Dialogen, zu viele detailverliebte Beobachtungen am Rande opulenter Hochzeitstafeln führen, fernab des eigentlichen Plots, ins Kalauerhafte. Ein konzentrierter Feinschnitt hätte dem Film und seiner Heldin Xate (erneut fulminant gespielt von der vielseitigen Demet Akbağ) gut getan. Dann aber hätte der Film nicht im für privat finanzierte Großproduktionen wichtigen Kinowinter starten können. So gilt: Schnell produziert ist nur halb gewonnen. Das ist viel, aber im Vergleich zu Midyats anderen Gesellschaftssatiren dann doch zu wenig.
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