Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

Animation | USA 2013 | 103 (24 B./sec.) Minuten

Regie: Chris Buck

Eine nordische Prinzessin kann alles in Eis und Schnee verwandeln, doch als ihre Kräfte ein Eigenleben entfalten, erstarrt ihr Reich zur Schneelandschaft. Erschrocken flieht sie aus dem Palast, verfolgt von ihrer jüngeren Schwester, die sie zurückzuholen will, wobei auch sie einen Reifeprozess durchmacht. Temporeicher, amüsanter Animationsfilm auf den Spuren des Märchens von Hans Christian Andersen. Mit acht locker-leichten Songs wird die Rückkehr zum Broadway-Musical-Charakter der Filme aus den 1990er-Jahren vollzogen, wobei jede der sympathischen Figuren die Gelegenheit zur eigenen „Nummer“ erhält und so an Profil gewinnt. Frühere Disney-Filme werden unterhaltsam variiert, wobei sich die einfühlsame Geschwisterdynamik angenehm abhebt. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
FROZEN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Walt Disney Pic./Walt Disney Animation Studios
Regie
Chris Buck · Jennifer Lee
Buch
Jennifer Lee
Musik
Christophe Beck
Schnitt
Jeff Draheim
Länge
103 (24 B.
sec.) Minuten
Kinostart
28.11.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Animation | Familienfilm | Märchenfilm | Weihnachtsfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras der DVD und der 1 Disk-3D-BD umfassen u.a. den Kurzfilm "Get A Horse" (6 Min.). Die Extras der BD umfassen zudem ein kommentiertes Feature mit vier im Film nicht verwendeten Szenen (7 Min.). Die Extras der 3D/2D-BD-Edition präsentiert zudem den oben genannten Kurzfilm in 3D.

Verleih DVD
Walt Disney (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Walt Disney (16:9, 2.35:1, dts-HDMA7.1 engl./dt.)
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Diskussion
Der Zugang zum Märchenland ist für die Disney Studios wieder offen. Sah es zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Weile so aus, als ob der klassische Disney-Stil mit seinen munteren, gesangsfreudigen Märchen neben den computeranimierten Geschichten von Pixar & Co. nicht mehr bestehen könnte, meldete sich Disney mittlerweile wieder zurück. Unter der Federführung des Pixar-Gründers John Lasseter kehrte der Erfolg wieder. Grund ist eine flexiblen Neuausrichtung auf das Publikum, die nostalgischen Wiederbelebungen wie „Winnie Puuh“ (fd 40 403) ebenso ihren Platz zuerkennt wie der selbstironischen Beleuchtung der Unterhaltungsindustrie in „Bolt“ (fd 39 093) oder dem Ausflug in die geheime Innenwelt der Spielkonsolen in „Ralph reicht’s“ (fd 41 442). Und selbst in „Rapunzel“ (fd 40 202) spielte weniger das gängige Prinzessin-trifft-Prinz-und-wird-glücklich-Schema eine Rolle als der Emanzipationsprozess eines jungen Mädchens. Hieran knüpft auch der diesjährige Vorweihnachtsfilm „Die Eiskönigin“ an, der gleich zwei Prinzessinnen in den Mittelpunkt stellt. Als Kinder eines Herrscherpaares aus dem hohen Norden wachsen sie inmitten von Bergen und Fjorden auf: Anna, quirlig, aufgeweckt und voller positiver Energie, und ihre ältere Schwester Elsa, die nachdenklicher und zurückhaltender ist. Zu ihrer Unsicherheit trägt eine angeborene magische Fähigkeit bei: Sie kann alles, was sie möchte, in Eis und Schnee zu verwandeln. Was die Schwestern zunächst fantastisch finden, lässt sich dadurch doch der Palast nach Belieben in ein Winterwunderland verwandeln. Die fröhliche Prinzessinnen-Party schlägt jedoch in Ernst um, als Elsa ihre Schwester versehentlich mit einem Eisstrahl trifft. Zwar kann Anna mit Hilfe von wohlmeinenden Trollen gerettet werden, doch sperren die Eltern Elsa fortan in ihr Zimmer ein. Während Anna ihre Lebensfreude nur mühsam bewahrt, indem sie mit den Gemälden im Schloss kommuniziert, wächst Elsas Unsicherheit im selben Grad wie die Unkontrollierbarkeit ihrer Kräfte. Die Tragik des eisigen Midas-Fluchs und die Folgen der Isolation auf die Psyche des Mädchens vermittelt der Film mit bemerkenswerter Konsequenz. Als ihre Eltern tödlich verunglücken und sie zur neuen Königin gekrönt werden soll, erweisen sich Elsas Schutzmaßnahmen als nutzlos: sie verwandelt ihr Reich in eine Landschaft aus ewigem Schnee. Voller Schrecken über sich selbst flieht sie in die Berge, um dort in Abgeschiedenheit zu leben. Der Bruch mit der Welt bedeutet jedoch auch Elsas Befreiung von ihrer Angst und die Entwicklung eines neuen Selbstbewusstseins, ihre Kraft gezielt und ohne böse Absichten einsetzen zu können. Mit sympathischer Selbstverständlichkeit bleibt der Film jederzeit auf der Seite von Elsa und lässt keine Zweifel daran, dass diejenigen, die kein Verständnis für Elsa zeigen und sie als „Monster“ beschimpfen, im Unrecht sind. Anna avanciert derweil gerade deshalb zur Heldin, weil sie ihrer Schwester uneingeschränkt die Treue hält und versucht, sie zurückzuholen, wobei auch die jüngere Prinzessin einen Reifeprozess durchmacht. Die einfühlsame Geschwisterdynamik hebt „Die Eiskönigin“ von früheren Disney-Märchenverfilmungen ab, an denen sich der Film ansonsten deutlich orientiert. Mit nicht weniger als acht locker-leichten Songs wird die Rückkehr zum Broadway-Musical-Charakter der Filme aus den 1990er-Jahren vollzogen, wobei jede Hauptfigur die Gelegenheit zu einer eigenen „Nummer“ erhält und so an Profil gewinnen kann. Neben den Heldinnen überzeugen so auch die männlichen Charaktere – ein einnehmender Prinz und ein eigenwilliger Mann aus den Bergen; für Komik sorgt vor allem ein lebendiger Schneemann namens Olaf, der mit liebenswerter Naivität verrät, dass es sein sehnlichster Wunsch ist, einen Sommer zu erleben. Über jeden Einwand erhaben ist zudem die Leistung der CGI-Animatoren, die eine bezaubernde Eiswelt voller überraschender Details auf die Leinwand gezaubert haben. Der hohe professionelle Standard kann allerdings nicht verbergen, dass die Adaption der „Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen sich scheut, größere Risiken einzugehen. Von der komplexen Vorlage des melancholischen Kunstmärchendichters, die in kleinen Erzählungen voller allegorisch-poetischer Fantasie vom Erwachsenwerden erzählt, sind neben der Titelfigur lediglich Schnee, Eis und Rentiere übrig geblieben. Unheimliche Momente, die kleinere Kinder erschrecken könnten, wurden auf ein Minimum beschränkt. So bleibt der Film glatter als es notwendig gewesen wäre, eine unterhaltsame Variation bekannter Disney-Motive, welche die Vielschichtigkeit ihres eindeutigen Vorbilds „Die Schöne und das Biest“ (fd 29 927) aber klar verfehlt.
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