Anchorman - Die Legende kehrt zurück

Komödie | USA 2013 | 119 Minuten

Regie: Adam McKay

Fortsetzung der fröhlichen Nonsense-Komödie "Anchorman - Die Legende von Ron Burgundy" (2004) um einen US-amerikanischen Nachrichtensprecher, den es in den 1980er-Jahren zu einem Sender nach New York verschlagen hat. Als ihn seine frühere Konkurrentin und jetzige Ehefrau auf der Karriereleiter überholt, dreht er durch, verlangt die Scheidung und verliert jeden Halt. Erst als ihn ein anderer Sender anheuert, geht es wieder aufwärts, zumal er seine alte Mannschaft um sich versammelt. Das Sequel will die unbeschwerte Komik des Originals fortschreiben, was nicht ganz gelingt; dennoch unterhält der episodisch erzählte Film durch seinen unbekümmerten Humor, der trotz satirischer Seitenhiebe primär um die Dummheit seiner Hauptfiguren kreist. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ANCHORMAN 2: THE LEGEND CONTINUES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Apatow Prod./Gary Sanchez Prod.
Regie
Adam McKay
Buch
Will Ferrell · Adam McKay
Kamera
Oliver Wood · Patrick Capone
Musik
Andrew Feltenstein · John Nau
Schnitt
Brent White · Melissa Bretherton
Darsteller
Will Ferrell (Ron Burgundy) · Steve Carell (Brick Tamland) · Paul Rudd (Brian Fantana) · David Koechner (Champ Kind) · Christina Applegate (Veronica Corningstone)
Länge
119 Minuten
Kinostart
30.01.2014
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der Standardausgabe (DVD & BD) umfassen u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar mit dem Regisseur Adam McKay, dem Produzenten Judd Apatow und den Darstellern Will Ferrell, Steve Carell, Paul Rudd und David Koechner. Die 2-BD-Special Edition enthält zudem u.a. ein verlängertes (Werbe-)"Making of" (46 Min.), im Film nicht verwendete Szenen (10 Min.) sowie eine Fülle erweiterte oder alternative Szenen (91 Min.).

Verleih DVD
Paramount (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Paramount (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Dummheit kann im Kino etwas Wunderbares sein – jedenfalls als Charaktermerkmal einer Komödienfigur. Besonders lustig wirkt Idiotie immer dann, wenn sie mit steifer Aufgeblasenheit vorgetragen wird, was niemand charmanter kann als Will Ferrell. Den Typus des pompösen Blödmannes hat er vor knapp zehn Jahren in „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ (fd 36 759) perfektioniert, indem er der Borniertheit des titelgebenden Nachrichtensprechers eine entwaffnend infantile Arglosigkeit verlieh. Ähnlich sympathisch wirkte in dieser fröhlichen Nonsense-Komödie auch die naive Aufgekratztheit zweier Reporter (Paul Rudd, David Koechner), die dem Protagonisten an dämlicher Unverschämtheit in nichts nachstanden. Doch zum kleinen komödiantischen Meilenstein wurde der Film erst durch Steve Carell, der in Gestalt eines debilen Meteorologen Blödheit sozusagen in Reinkultur verkörperte. Die Hirnlosigkeit dieser Figur war so vollkommen, dass eine charakterliche Weiterentwicklung noch undenkbarer erschien als die der anderen drei Einfaltspinsel. Also setzt das Sequel, zu dem Ferrell und Regisseur Adam McKay erneut das Drehbuch verfassten, folgerichtig darauf, dass das Trottel-Quartett ein Jahrzehnt später dieselbe sympathisch-komische Wirkung erzielt. Im Endergebnis bleibt der zweite Teil zwar deutlich hinter dem Vorgänger zurück, auch hinter der vorletzten Ferrell-McKay-Kooperation, dem tollen Polizistenklamauk „Die etwas anderen Cops“ (fd 40 117). Doch das muss noch nicht viel heißen: „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“ ist lustiger als alles, was man derzeit ansonsten im Kino zu sehen bekommt. Aus dem heimatlichen San Diego verschlägt es das Nachrichtenteam Anfang der 1980er-Jahre nach New York, wo Ferrell mit seiner einstigen Konkurrentin und jetzigen Ehefrau Veronica eine Nachrichtensendung moderiert. Als sie aber kurz darauf befördert und er gefeuert wird, ist sein männliches Ego so verletzt, dass er kurzerhand die Ehe auflöst. Nach den Ressentiments gegen Frauen in der Arbeitswelt berührt das Sequel also einen durchaus akuten Konflikt, den anhaltenden Unwillen vieler Männer, sich von ihrer Partnerin beruflich überholen zu lassen. Doch anstatt konsequent daran zu rühren, kapriziert der Film sich auf ein anderes Vorurteil von vorgestern: Ferrells Figur kann es nicht fassen, dass seine Vorgesetzte auch noch schwarz ist. Die Gags, die auf der Befangenheit gegenüber der Afroamerikanerin und ihrer Familie aufbauen, zählen indes zu den schwächeren des Films. Ebenso beiläufig wie wirkungsvoll wird hingegen der Niedergang des amerikanischen Nachrichtenwesens aufs Korn genommen, indem viele Trivialitäten, die heute zum Alltag der Cable-News-Sender gehören, zu spontanen Ideen des Dummkopfs erklärt werden. Während der ursprüngliche „Anchorman“ mit einem verblüffend stringenten Handlungsverlauf aufwartete, ist der Plot des Sequels locker-episodisch gestrickt. So bleibt etwa ein mit genreuntypischem Aufwand in Szene gesetzter Crash ohne dramaturgische Konsequenzen: Obwohl heißes Frittierfett, Bowlingkugeln und Skorpione in Zeitlupe durchs Innere eines sich überschlagenden Campingbusses fliegen, wird den vier Wageninsassen kein Haar gekrümmt. Später bedarf es dann auch keines Vorwandes, um den Plot für eine erweiterte Neuauflage jener Massenschlägerei anzuhalten, in der im ersten Teil diverse Nachrichtenmoderatoren aufeinander losgingen. In winzigen Nebenrollen sind dabei erneut so viele berühmte Gesichter zu sehen, dass die Fortsetzung unterm Strich mit mehr Stars aufwartet als ein Katastrophenfilm aus den 1970er-Jahren. Dass bei der Keilerei auch ein paar Fabelwesen mitmischen, verdeutlicht indes, wie unbekümmert durchgeknallt Ferrell und McKay ihren Humor anlegen. Trotz seiner satirischen Anflüge zelebriert auch der zweite Teil der „Anchorman“-Story wunderbar sinnfrei die hinreißende Dummheit seiner zentralen Figuren.
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