- | Slowakei/Tschechien 2013 | 90 Minuten

Regie: Mira Fornay

Ein 18-Jähriger aus der slowakischen Provinz, der seine inneren Widersprüche und Sehnsüchte hinter der betont coolen Maske eines glatzköpfigen Skinhead versteckt, soll von seiner Mutter eine Unterschrift holen, die in einer Roma-Siedlung mit einem andere Mann zusammenlebt. Die Fahrt wird zu einem Spießrutenlauf, der den Frust des jungen Mannes zum Explodieren bringt. Das fast dokumentarische Drama beschreibt mit geradezu protokollarischer Akribie den Stimmungscocktail aus Rassismus, „No future“ und latenter Gewalt. Eine ebenso schmucklose wie unangenehm zutreffende Bestandsaufnahme einer Jugend ohne Perspektive und Mitleid. (O.m.d.U.) - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MÔJ PES KILLER
Produktionsland
Slowakei/Tschechien
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
mirafox/Cineart
Regie
Mira Fornay
Buch
Mira Fornay
Kamera
Thomas Sysel
Schnitt
Hedvika Hansalová
Darsteller
Adam Michal · Marian Kuruc · Libor Filo · Irena Bendová
Länge
90 Minuten
Kinostart
20.03.2014
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
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Diskussion
Der 18-jährige Marek lebt mit seinem Vater und dem Kampfhund „Killer“ in der slowakischen Provinz. Ständig fehlt es an Geld; die Mutter ist vor einigen Jahren mit einem Roma durchgebrannt, die Atmosphäre im Dorf ist von sozialer Randständigkeit und latentem Rassismus vergiftet. Eine nüchterne Bestandsaufnahme der mitteleuropäischen Zivilisation im Jahre Null. Die slowakische Regisseurin Mira Fornai hat ihren zweiten Spielfilm größtenteils mit Laiendarstellern gedreht, darunter auch Mitgliedern der rechten Szene. Das fade Grau der Hügel, die sich unter einem farblosen Himmel ausbreiten, ist ein Abbild der mauen Zukunftsperspektive dieser jungen Leute und ihrer Eltern. Man wurstelt sich durch, Mareks Vater verkauft gerade den Rest seiner Habe, die schmucklosen Partys in verwohnten Appartements enden im Vollrausch. Fürs emotionale Überleben hat Marek seinen Hund und die Zugehörigkeit zur Dorfjugend, deren politischer Horizont stark verharmlosend mit dem Begriff „rechts orientierte Subkultur“ umschrieben wird. Diese Identität wird auf die Probe gestellt, als Marek erfährt, dass er einen Stiefbruder hat: der kleine Lukás entstammt der inzwischen wieder aufgelösten Affäre der Mutter mit einem Mann aus der nahe gelegenen Roma-Siedlung. Lukás schaut zu dem fast erwachsenen großen Bruder auf, doch der kann die Geschwisterliebe nicht erwidern. Zwischen den beiden steht nicht nur die Geschichte ihrer getrennten Eltern, sondern auch der alltägliche Antiziganismus, der, so legt es der Film nahe, nicht nur bei der extremen Rechten zur Norm geworden ist. „Kein Zutritt für Zigeuner“, heißt es an der Eingangstür zur Dorfkneipe, in der Lukás und seine Mutter eine Limonade trinken. Ist es wirklich schon wieder so weit? Mit ihrer fast dokumentarischen Studie schafft es Fornai, die gleichermaßen aufgewühlten wie deprivierten Gefühlswelten der Jugendlichen authentisch zu porträtieren. Dass sie Jugendliche aus der rechten Szene an ihrem Projekt beteiligte, ist ein Kunstgriff, der sie vor allzu eindeutigen Stellungnahmen bewahrt. „My Dog Killer“ zeigt auf ernüchternde Weise einen Zustand allgemeiner Hoffnungslosigkeit. Allerdings liegt es dem Film fern, zu werten; der Zuschauer soll selbst herausfinden, wie viel Distanz er zu diesen Protagonisten wahren will. Eine Distanz, die immer nötiger wird, je mehr sich Marek in seine inneren Widersprüche verstrickt, die er hinter der betont coolen Maske des glatzköpfigen Skinheads versteckt.
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