Komödie | Frankreich/Belgien 2013 | 107 Minuten

Regie: Dany Boon

Ein 39-jähriger Hypochonder wird von seinem besten Freund in einer Art Schocktherapie mit Flüchtlingen aus einem Camp konfrontiert. Dabei kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung mit einem Rebellenführer, den der eingebildete Kranke kopiert, um der Schwester des Arztes zu gefallen. Als Aneinanderreihung phobischer Ausweichmanöver gewinnt die Komödie durch die Verwechslung an Fahrt und endet in einem komödiantischen Feuerwerk der Absurditäten, das zwar erst spät zündet, dann aber für manche Placebo-Szene zuvor entschädigt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SUPERCONDRIAQUE
Produktionsland
Frankreich/Belgien
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Pathé/Les Productions du Ch'timi/TF1 Films/Artémis Prod.
Regie
Dany Boon
Buch
Dany Boon
Kamera
Romain Winding
Musik
Klaus Badelt
Schnitt
Monica Coleman
Darsteller
Dany Boon (Romain Faubert) · Alice Pol (Anna Zvenka) · Kad Merad (Dr. Dimitri Zvenka) · Jean-Yves Berteloot (Anton Miroslav) · Judith El Zein (Norah Zvenka)
Länge
107 Minuten
Kinostart
10.04.2014
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreichen Extras enthalten u.a. ein Feature mit elf im Film nicht verwendeten Szenen (12 Min.).

Verleih DVD
Prokino (16:9, 2.35:1, DD5.1 frz./dt.)
Verleih Blu-ray
Prokino (16:9, 2.35:1, dts-HDMA frz./dt.)
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Komödiantisches Feuerwerk der Absurditäten von und mit Dany Boon.

Diskussion
Der Kampf des Romain Faubert ist aussichtslos. Denn die Gegenseite schärft seit Jahrmillionen ihre Waffen, tüftelt an Invasionsstrategien und bastelt am genetischen Code, nur um auf noch fieseren Infektionswegen um die Ecke zu kommen. Dem 39-jährigen Romain hingegen bleiben nur ein paar Präparate, um sich gegen seine ärgsten Feinde zu schützen: Bazillen, Keime, Viren, Pilze, also alles, was sich in der Welt der Mikrobiologie per Luft, Tröpfchen, Griffflächen und Direktkontakt so übertragen lässt. Wankend steht Romain zwischen den Haltestangen der Bahn, erklärt Wartezimmer zur perfiden Brutstätten-Erfindung der Ärzte und macht Klingelanlagen mit Desinfektionslösungen den Garaus. Partys bringen ihn und die Gäste an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, Knutschen ist ein Alptraum, Sex sowieso. Kurz: Romain ist ein Hypochonder, der sich die Prä(dis)position „super“ des Filmtitels vollauf verdient hat. Schließlich sind solche Neurosen und ihre abstrusen Folgen ein gefundenes Fressen für jede Komödie. Dass sich neben dem Serien-Neurotiker „Monk“ oder Rock Hudson in „Schick mir keine Blumen“ (fd 13 185) im Komödienfach nicht öfter Hypochonder tummeln, verwundert eigentlich. Wenn man aber sieht, wie sich Dany Boon in seiner vierten Regiearbeit (mit sich selbst erneut als Hauptfigur) notdürftig von einer Desinfektionsnotlage zur anderen hangelt, ahnt man, warum dies so ist – bis durch ein anderes Breitbandmittel der Komödie, das der Verwechslung nämlich, endlich Fahrt aufgenommen werden kann. Romains Hausarzt und einziger Freund Dimitri weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als bei seinem „besten“ Patienten zwei Schocktherapien anzuwenden. Als die der Verkupplung nicht fruchtet, soll Romain mit wahrem Leid konfrontiert werden – mit Flüchtlingen, die Dimitri in einer Auffangstation am Hafen verarztet. Hier kommt es nach einem Attentat auf den Rebellenführer Anton Miroslav zu einer folgenschweren Verwechslung. Romain, weichstes Weichei vor Ort, wird von Dimitris Schwester Anna für den härtesten Widerstandskämpfer von Tscherkistan gehalten. Während sich Miroslav in Romains Wohnung versteckt, bringt Anna den „falschen“ Miroslav in ihrer Luxusvilla unter. Nach einer heißen Nummer liegt eine neue Liebe in der Luft, bis das Schaf im Wolfspelz dorthin abgeschoben wird, wo es für Phobiker und Lachmuskeln kein Halten gibt: in die dreckigste Gefängniszelle von ganz Tscherkistan. Je tiefsitzender die Phobie, desto größer der komödiantische Sprung, zu dem der Film so lange ansetzt und den er im Ekel- und Gefahrenfeuerwerk des fiktiven Ostens endlich vollführen kann. Das erinnert nicht nur an den witzigen Blick auf das Land der „Sch’tis“ (fd 38 956), sondern entschädigt auch für manch humoristische Placebo-Szene – und auch dafür, dass man angesichts all der Verwechslungssymptome fast schon vergessen hat, worin Romains Problem eigentlich besteht. Dass man sich selbst auch schon vor dem Webbrowser erwischt hat, wo sich jedem Symptom die schrecklichste Krankheit zuordnen lässt, erhöht zwar das Identifikationspotential des Films – aber nicht unbedingt das Interesse an den aneinandergereihten Ausweichmanövern, die überdies durch Romains Job als Fotograf für medizinische Enzyklopädien befeuert werden. Warum der Super-Hypochonder ausgerechnet diesen Beruf ausübt und dann nicht weiß, dass zu viel Aspirin blutverdünnende Folgen haben kann, huldigt wiederum eher der (Film-)Willkür als der Logik. Foren-Spekulation trifft auf Bilder-Suchmaschine trifft auf Zeitgeist virtueller Selbstdiagnosen – das hat seine Momente, weiß aber lange Zeit nicht so recht anzuschlagen.
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