X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

4K UHD. | USA/Großbritannien 2014 | 132 Rogue Cut: 149 Minuten

Regie: Bryan Singer

In einer nicht allzu fernen Zukunft haben Roboter fast alle "X-Men" ausgerottet und große Teile der Welt zerstört. Wolverine reist ins Jahr 1972 zurück, um die Zukunft zu retten. Dabei muss er sich auch der Mithilfe seines Mentors Xavier und dessen Nemesis Magneto versichern. Die originelle, aufwändig inszenierte Fortschreibung des „X-Men“-Mythos nimmt erneut die Diskussion um Akzeptanz und Diskriminierung auf und bettet sie in ein Action-Spektakel mit viel Sinn für Ironie und verhaltenem 3D ein. Rogue Cut: "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" war, bevor er 2014 mit 132 Minuten in die Kinos kam, bedeutend umfangreicher. Singers Verfilmungen aus dem Marvel-Universum gelten als bemerkenswert, u.a. weil er sich Zeit genommen hat, seinen Superhelden auch eine innere (Charakter-)Tiefe einzuhauchen. Nicht durch Kämpfe, sondern durch Konversation. Gut fünfzehn Minuten dieser Konversationen (plus zwei Minuten Action) sind in "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit - Rogue Cut" wieder eingefügt worden. Konversationen innerhalb der X-Men und zwischen Wolverine und dem jungen Charles Xavier. Konversationen, die die Mutanten greifbarer machen. Zudem bekommt der Charakter der Rogue aus den ersten Teilen auch in der fünften Fortschreibung mehr Gewicht. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST
Produktionsland
USA/Großbritannien
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Bad Hat Harry/Donners' Company/Marv Films
Regie
Bryan Singer
Buch
Simon Kinberg
Kamera
Newton Thomas Sigel
Musik
John Ottman
Schnitt
John Ottman
Darsteller
Hugh Jackman (Logan / Wolverine) · James McAvoy (Charles Xavier (jung)) · Michael Fassbender (Erik Lehnsherr / Magneto (jung)) · Jennifer Lawrence (Raven / Mystique) · Patrick Stewart (Professor Charles Xavier (alt))
Länge
132 Rogue Cut: 149 Minuten
Kinostart
22.05.2014
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
4K UHD. | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die Extras der umfangreicheren BD enthalten u.a. ein ausführliches mehrteiliges „Making of“ (43 Min.) sowie ein Feature mit fünf im Film nicht verwendeten Szenen (6 Min.). Rogue Cut: Enthalten sind hier die Kino- und die Langfassung des Films in 2D. Die Extras der Neufassung umfasssen zwei Audiokommentaren: Für den Rogue Cut sprechen Regisseur Bryan Singer und Cutter/Komponist John Ottman. Für die Kinofassung sprechen Regisseur Bryan Singer und Produzent Simon Kinberg. Des Weitern finden sich die Feature "Die Entstehung des Films" (53 Min.), "Gesprächsrunde der Darsteller und Filmemacher" (30 Min.) und Storyboards. Die "Rogue Cut"-Edition ist mit dem Silberling 2015 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Fox (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
BD & 4K: Fox (16:9, 2.35:1, dts-HDMA7.1 engl., dts dt.) Rogue Cut BD: Fox (16:9, 2.35:1, dts engl., dts-HDMA dt.)
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Bryan Singer hat die Kinoversion seines Superheldenfilms erweitert.

Diskussion
New York, Moskau, Peking: verwüstete Städte, in denen einzig Hochhaus-Skelette herausragen. Übergroße Kampfroboter, von fliegenden Quadern freigesetzt, haben fast die gesamte Welt zerstört. Die wenigen überlebenden X-Men harren unter der Erde aus und führen einen aussichtslosen Kampf. Denn die Roboter sind ihnen hoffnungslos überlegen. Der Grund: Agenten unter Führung von Dr. Bolivar Trask haben im Auftrag der US-Regierung Raven alias Mystique – wie schon in „X-Men: Erste Entscheidung“ von Jennifer Lawrence verkörpert – getötet und mit ihrer DNA den perfekten Maschinenmenschen geschaffen. Einzige Lösung: Man müsste nachträglich Mystiques Tod verhindern. Und so befördert Kitty Pryde mit ihren besonderen Fähigkeiten Wolverines Bewusstsein in sein Ich des Jahres 1973. Allerdings braucht er Unterstützung, und so muss er zunächst den jungen Charles Xavier (James McAvoy) und den jungen Magneto (Michael Fassbender) ausfindig machen. Doch der eine hat sich enttäuscht zurückgezogen und ahnt noch nichts von seiner zukünftigen Bedeutung; der andere soll John F. Kennedy ermordet haben und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis tief unter dem Pentagon, aus dem er erst von Wolverine, Xavier, Hank alias Beast und dem blitzschnellen Quicksilver befreit werden muss. Jetzt müssen die X-Men nur noch Mystique finden. Doch auch Trask, der innerhalb der Nixon-Administration geschickt die Ängste gegen die Mutanten zu schüren weiß, ist ihr auf den Fersen. Was passiert, wenn Comic-Welt auf Realität trifft? Dürfen sich Superhelden mit wahren mächtigen Männern vom Schlage eines John F. Kennedy messen? Oder führt diese Allianz von Fantasie und Wirklichkeit zwangsläufig zu einem Spannungsdefizit? „X-Men: Erste Entscheidung“ hatte diese Fragen nicht ganz beantwortet. Die Idee, die reale Kubakrise, in der sogar Kennedys berühmte Rede in Wort und Bild zitiert wird, in eine fantastische Comic-Handlung einzubetten, nahm dem Film viel von seiner erzählerischen Freiheit. Doch durch das seit „Zurück in die Zukunft“ so beliebte Motiv der Zeitreise, bei der die Vergangenheit geändert werden muss, um die Zukunft zu retten, erhält der neue Film einen unerwarteten Twist. Regisseur Bryan Singer, der bereits die ersten beiden „X-Men“-Filme inszeniert und den letzten co-produziert hatte, vermeidet dabei die logischen Brüche, die andere Zeitreisefilme ignorieren, indem er eine andere Lösung findet. Denn hier reist nur das Bewusstsein, nicht der Körper. Das führt zwangsläufig dazu, dass Wolverine, der als Einziger mit seinen selbstheilenden Kräften eine derartige Zeitreise überstehen würde, eine tragende Rolle zukommt. Er muss seine Ungeduld, seinen Zorn und seine Kraft zügeln, um nicht in die Gegenwart zurückzufallen. Mit seinem Wissen um die düstere Zukunft wird er so zur handlungstreibenden Kraft und macht dabei eine vom Drehbuch schlüssig gezeichnete Charakterwandlung durch. Interessante Folge: Das Mentor/Sohn-Verhältnis zwischen Xavier und Wolverine kehrt sich um, während die Beziehung zwischen Xavier und Magneto höchst kompliziert bleibt. „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ berührt dabei noch einmal bekannte Diskussionen um Normalität und Andersartigkeit, Ängste und Hass, Akzeptanz und Diskriminierung. Die Menschheit braucht die Mutanten, so die schlichte Erkenntnis, die auch schon die Vorgänger prägte. Der Vietnamkrieg, Richard Nixon und der Showdown vorm Weißen Haus verorten den Film dabei eindeutig in eine (im Übrigen mit liebevoller Nostalgie rekreierte) Zeit, die von politischen Protesten und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt war und so eine zweite Lesart des Films zulässt. Eingebettet hat Bryan Singer diesen Überbau in ein Action-Spektakel, das er mit viel Sinn für Ironie und verhaltenem, nicht zu dominanten 3D gestaltete. So hält Quicksilver zum Song „Time in a Bottle“ bei der Befreiung Magnetos förmlich die Zeit an, um zielgerichteten Revolvern, abgefeuerten Kugeln und hochgehaltenen Fäusten noch eine andere Richtung zu geben. Zeit ist eben relativ. Und auf die Zukunft kein Verlass. Brian Singer hat die Kinoversion zum "Rogue Cut" erweitert: Eigentlich hält er nichts von nachträglich herausgebrachten Langfassungen. Doch auch ein Bryan Singer kann einmal seine Meinung ändern. »X-Men: Zukunft ist Vergangenheit« war, bevor er 2014 mit 132 Minuten in die Kinos kam, bedeutend umfangreicher. Singers Verfilmungen aus dem Marvel-Universum gelten als die besten, u.a. weil er sich Zeit genommen hat, seinen Superhelden auch eine innere (Charakter-)Tiefe einzuhauchen. Nicht durch Kämpfe, sondern durch Konversation. Gut fünfzehn Minuten dieser Konversationen (plus zwei Minuten Action) sind aus »Zukunft ist Vergangenheit« rausgeflogen. Konversationen innerhalb der X-Men und zwischen Wolverine und dem jungen Charles Xavier. Konversationen, die auch Mutanten greifbarer machen. Zudem bekommt die Rogue aus den ersten Teilen auch in der fünften Fortschreibung mehr Gewicht (daher der Name). Im Audiokommentar von Singer und seinem Cutter, Komponisten und Seelenverwandten John Ottman bekommt man einen guten Eindruck von den Beweggründen für die Rücknahme der Schnitte des Kinofilms. Ist es ein anderer Film geworden? Nein, aber in der Tat ein besserer, weil die guten Schauspieler jetzt gegen mehr als nur die Effekte kämpfen. Zudem ist die stereoskopische Dimension verschwunden. Auch keine schlechte Idee! (Autor: Jörg Gerle)
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