Dokumentarfilm | Österreich/Schweiz/Deutschland 2013 | 116 Minuten

Regie: Arash T. Riahi

Protestbewegungen wie Femen oder Occupy propagieren den gewaltfreien Widerstand als effektive Waffe im Kampf um politische Veränderungen. Der unterhaltsame Dokumentarfilm stellt eine Vielzahl origineller Bewegungen in aller Welt vor, die diese Form öffentlicher Beteiligung auf ihre Fahnen geschrieben haben. Da die spezifischen Hintergründe und Motive der jeweiligen Aktionen aber kaum ermittelt werden, gelangt die Aussagekraft des überdies etwas lang geratenen Films nicht über ein grundsätzliches Plädoyer für kommunikative Polit-Formen hinaus. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
EVERYDAY REBELLION
Produktionsland
Österreich/Schweiz/Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Golden Girls Filmprod./Mira Film/ZDF-ARTE/SRG SSR/SRF Sternstunden
Regie
Arash T. Riahi · Arman T. Riahi
Buch
Arash T. Riahi · Arman T. Riahi
Kamera
Mario Minichmayr · Arash T. Riahi · Arman T. Riahi · Dominik Spritzendorfer
Musik
Karuan
Schnitt
Nela Märki · David Arno Schwaiger
Länge
116 Minuten
Kinostart
11.09.2014
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (12 Min.) sowie das Feature "Protest Videoclips" (30 Min.). Nur die BD enthält zudem den Soundtrack auf separater CD (30 Min.).

Verleih DVD
W-film/Lighthouse (16:9, 2.35:1, DD5.1 div.)
Verleih Blu-ray
W-film/Lighthouse (16:9, 2.35:1, DD5.1 div.)
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Diskussion
Irgendwann muss der Polizist lächeln. Seit mehreren Minuten hat er mit Kollegen eine kleine Gruppe von Frauen eingekreist, die vor der ägyptischen Botschaft demonstrieren. Dass es sich dabei um Mitglieder der Femen-Bewegung handelt, dürften die Uniformierten kaum wissen. Die Frauen sind vollständig bekleidet. Sie haben sich der Gendarmerie bis auf wenige Zentimeter gegenübergestellt und blicken den Männern schweigend in die Augen. Irgendwann gerät die strenge Miene eines Polizisten außer Kontrolle und er muss lächeln. Einfach so. Es ist eine kleine, eher unbedeutende Szene in diesem Dokumentarfilm, doch eine der wenigen, die haften bleibt. Die beiden in Österreich lebenden Iraner Arash T. und Arman T. Riahi versuchen eine Art Bestandsaufnahme weltweiter Protestbewegungen, die den gewaltfreien Widerstand auf ihre Fahnen geschrieben haben: Femen, The Yes Men, Occupy, Moviemento 15-M oder die Aktivisten des Arabischen Frühlings – kaum eine Form des internationalen Widerstandes, die in letzter Zeit für Schlagzeilen sorgte, kommt hier nicht vor. Der Film stellt eine Handvoll Menschen in den Vordergrund, deren Aktivitäten als repräsentativ für die einzelnen Gruppen gelten sollen. Etwa einen spanischen EDV-Spezialisten, dem nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes die Zwangsräumung aus seiner Eigentumswohnung droht, da er die Raten an die Bank nicht mehr zahlen kann. Oder die Femen-Aktivistin, die nach einer Aktion in der Ukraine Morddrohungen erhielt und nach Paris floh. Hinzu kommen Statements von Experten und Theoretikern des gewaltfreien Widerstands, etwa einer Amerikanerin, die in Denver eine dementsprechende Professur innehat. So sympathisch man den Film, der ohne Off-Kommentar auskommt, in seinem Anliegen auch finden mag, so eklatant sind seine Mängel. Zum einen werden hier alle erdenklichen Widerstandsbewegungen nebeneinander gestellt, ohne dass ihre spezifischen politischen und sozialen Hintergründe kenntlich gemacht würden. Zum anderen ist die Propagierung der Gewaltlosigkeit zu schlicht geraten. So erklärt ein Aktivist mit Blick auf den syrischen Bürgerkrieg, Hinblick auf Syrien, wenn man gegen Mike Tyson gewinnen wolle, solle man ihn nicht zum Boxkampf, sondern lieber zu einer Partie Schach herausfordern. Was soviel heißen soll wie dass ein Diktator wie Assad mit militärischen Mittel kaum zu besiegen ist. Was aber, um im Bild zu bleiben, wenn sich ein Mike Tyson nicht auf Schach einlässt, sondern seinem Gegenüber völlig humorlos eine reinhaut oder ihm ins Ohr beißt? Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Ländern wie Ägypten mutet der Lobpreis des gewaltfreien Arabischen Frühlings überdies reichlich vermessen an. Über solche Mängel kann letztlich auch der Umstand nicht hinwegtrösten, dass der Film eine Reihe überaus origineller Protestformen vorstellt, die der etwas lang geratenen Dokumentation einen gewissen Unterhaltungswert verleihen.
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