Drama | Deutschland 2014 | 90 Minuten

Regie: Andreas Kleinert

Da die Sehnsucht eines jungen deutschen Ehepaars nach einem Kind unerfüllt bleibt, hofft es auf sein Wunschbaby durch eine Leihmutterschaft in Indien. In Kalkutta vermittelt eine Klinik eine Leihmutter, doch werden die neun Monate des Wartens zur seelischen Qual voller Zweifel und Skrupel. Brillant gespieltes (Fernseh-)Drama, das sein brisantes Thema nie banal buchstabiert, es vielmehr dramatisch und schicksalhaft erfahrbar macht. Der Film zeichnet gerade in ihrer Widersprüchlichkeit spannende Charaktere, aufwühlende Seelenlandschaften und soziale Wirklichkeiten, wobei ihm stets seine unbändige Neugierde auf eine fremde Welt anzumerken ist. Die Intensität der Bilder lässt jeden Hauch gefälliger Exotik hinter sich. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Roxy Film
Regie
Andreas Kleinert
Buch
Florian Hanig
Kamera
Andreas Höfer
Musik
Daniel Dickmeis
Schnitt
Gisela Zick
Darsteller
Julia Jentsch (Nina) · Robert Kuchenbuch (Mark) · Hanna Scheibe (Doro) · Loni von Friedl (Greta) · Thomas Limpinsel (Dominik Volkert)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama
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IMDb | TMDB

Diskussion
»Ein rein thematischer Film über eine so genannte Problematik interessiert mich generell nicht«, sagt Regisseur Andreas Kleinert. Gut so. Sein Drama »Monsoon Baby« ist der Glücksfall eines Themenfilms,der das Thema »Leihmutterschaft in Indien« nicht banal buchstabiert, sondern dramatisch und schicksalshaft erfahrbar macht. Er zeichnet spannende Charaktere, aufwühlende Seelenlandschaften, soziale Wirklichkeiten. Jeder Faser des Films sind die unbändige Neugierde und Lust anzuspüren, mit der sich Kleinert und seine Akteure in eine fremde Welt hineinwerfen. In das Gewühl von Kalkutta: Verkehrschaos, Straßenfeste, nächtliche Altstadtgassen, religiöse Zeremonien. Wahrgenommen mit einer intensität (Kamera: Andreas Höfer), die von Anfang an die »schönen Bilder« gefälliger Exotik hinter sich lässt. Intro: Das junge Paar aus Deutschland, Nina und Mark (brillant: Julia Jentsch, Robert Kuchenbuch) bei der Ankunft in Kalkutta. Erregte Vorfreude. Der Ärztin in der Leihmütter-Klinik erzählt Nina unter Tränen die Vorgeschichte ihres Kinderwunschs: drei Fehlgeburten, erfolglose Hormontherapie. Doch schon bei der Auswahl der Leihmutter, die beklemmende Szene eines Leihmutter-»Castings«, beginnen Irritationen und Selbstzweifel. Was für Nina und Mark in der Vorstellung moralisch gerechtfertigt und unproblematisch erschienen war, entpuppt sich in der Konkretion als immer fragwürdiger. Leihmutter Shanti wird schwanger, Nina und Mark jubeln, fliegen zurück nach Deutschland, aber die Zweifel verstärken sich. Den Vorwurf ihrer Freundin, dass sie mit ihrem Wunsch nach einem »eigenen« Kind die Notlage indischer Frauen ausbeute und sich besser um eine Adoption hätte bemühen sollen, kann Nina nicht so leicht beiseite schieben. Geschickt wird die Story so geführt, dass Nina einen Grund findet, allein nach Kalkutta zu reisen und in der Klinik auszuhelfen, da sie gelernte Krankenschwester ist. Gelegenheit, tiefer ins brodelnde Leben der Stadt einzutauchen und in der Klinik die Problematik der Leihmutterschaft hautnah zu erfahren. Wie die Widersprüche in Ninas Charakter aufgezeigt werden, ohne ihr die Sympathie zu entziehen, ist schlicht wunderbar. Einerseits will Nina ein guter Mensch sein, sanft und sensibel, andererseits verfolgt sie ihre Wünsche mit sturer Egozentrik und zeigt sich bei Wunschverweigerung als launisches Kind oder theatralische Drama-Queen. Allmählich dämmert ihr: »Vielleicht kann man auch glücklich sein, wenn man nicht alles bekommt, was man sich wünscht.«
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