Ein Brief an Momo

Melodram | Japan 2011 | 120 Minuten

Regie: Hiroyuki Okiura

Ein kleines Mädchen kommt nach dem Tod seines Vaters mit der Mutter auf eine kleine Insel. Dort zieht es sich trauernd in sich selbst zurück, bis es merkt, dass in seinem Haus drei ungehobelte, aber liebenswerte Geister hausen. Durch die Freundschaft mit ihnen findet das Mädchen den Mut, sich wieder aus seinem Schneckenhaus herauszutrauen. Das behutsam entwickelte Anime bezaubert durch vielschichtige Figuren und hält wunderbar die Balance zwischen Tragischem und Komödiantischem. Unterstützt durch eine kongeniale Bildsprache, erzählt der Film auf poetische Weise vom Aufgehobensein des Menschen in einem größeren, harmonischen Ganzen. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
MOMO E NO TEGAMI
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Bandai Visual Comp./CBC/RCC/HoriPro/JR Kikaku/Kadokawa Pict./MBS/OLM/TBS/Tokyu Recreation/Yahoo Japan
Regie
Hiroyuki Okiura
Buch
Hiroyuki Okiura
Kamera
Kôji Tanaka
Musik
Mina Kubota
Schnitt
Junichi Uematsu
Länge
120 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Melodram | Zeichentrick
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Universum (16:9, 1.85:1, DD5.1 jap./dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 1.85:1, dts-HDMA jap./dt.)
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»Liebe Momo« – mehr steht nicht auf dem Briefbogen, den Momo im Schreibtisch ihres Vaters findet. Dabei wüsste Momo so gern, was er ihr schreiben wollte! Momos Vater ist bei einer Forschungsreise ums Leben gekommen; er kann den Brief nicht mehr vollenden.

Diskussion

»Liebe Momo« – mehr steht nicht auf dem Briefbogen, den Momo im Schreibtisch ihres Vaters findet. Dabei wüsste Momo so gern, was er ihr schreiben wollte! Momos Vater ist bei einer Forschungsreise ums Leben gekommen; er kann den Brief nicht mehr vollenden. Was umso schlimmer für das Mädchen ist, da es kurz vor der Abreise des Vaters einen Streit gab, bei dem sie ihm hässliche Dinge an den Kopf warf. Das nagt an Momo. Und es macht ihr den Neuanfang nicht leichter, als sie mit ihrer Mutter von Tokio auf eine kleine Insel zieht.

Da die Mutter alle Hände voll damit zu tun hat, nach dem Tod ihres Mannes allein für sich und die Tochter zu sorgen, bleibt wenig Zeit für Momo; das Mädchen zieht sich in sich selbst zurück und lässt die neuen Nachbarskinder, die sich mit ihm anfreunden wollen, nicht an sich heran. Doch dann merkt Momo, dass in dem alten Haus, das sie und ihre Mutter nun bewohnen, drei geisterhafte, unheimliche Gesellen, ehemalige »Kami«, shintoistische Götter, ihr Unwesen treiben. Momo ist entsetzt! Doch als sie sich ein Herz gefasst und den Dreien die Stirn geboten hat, merkt sie, dass die Geister zwar ungehobelt, aber irgendwie auch liebenswert sind. Allmählich wächst daraus eine abenteuerliche Freundschaft.

Das Anime von Hiroyuki Okiura verzaubert in vielerlei Hinsicht. Etwa durch die Behutsamkeit, mit der die Geschichte den Schmerz der jungen Hauptfigur thematisiert und dabei eine schöne Balance zwischen Alltagsporträt und fantastischem Abenteuer, Tragischem und Komödiantischem findet. Ähnlich gelungen ist die Figurenzeichnung. Momo, die unter einem abweisenden Panzer ihren Kummer, aber auch ein großes Potenzial an neuem Lebensmut birgt, reibt sich an pointiert gezeichneten Nebenfiguren: an den Inselbewohnern und ihrer für das Stadtkind ungewohnten Lebensweise, an der Mutter, die so sehr versucht, stark zu sein, dass sie darüber fast den Kontakt zu ihrer trauernden Tochter verliert, und an den drei Geistern, die Momo jede Menge Ärger bereiten und sie gerade damit provozieren, ihre eigene Stärke zu finden und aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen.

Wunderbar ist auch die Bildsprache. Sie zeichnet die Landschaft der Insel so, dass Tod und Trauer visuell ein positives Gegengewicht bekommen und die schönen, heiteren Aspekte des Lebens nicht ganz aus dem Blick geraten. In die realistische Ausmalung des Inselalltags wird eine ähnliche Sorgfalt und Detailliebe investiert wie in die fantasievolle Ausschmückung der geisterhaften Ebene, die humorvoll auf die japanische Mythologie zurückgreift und bisweilen an die Bildwelten von Hayao Miyazaki erinnert. Unter der Hand findet der Film dabei immer wieder poetische Sinnbilder, die eine spirituelle Ausrichtung vor Augen führen und vom Aufgehobensein des Menschen in einem größeren, harmonischen Ganzen erzählen.

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