Animation | Uruguay/Kolumbien 2013 | 82 Minuten

Regie: Alfredo Soderguit

Eine Zehnjährige hasst ihren Namen, wegen dem sie in der Schule oft gehänselt wird. Als ihr die Direktorin nach einem Streit auf dem Schulhof einen schwarzen Umschlag gibt, den sie eine Woche lang nicht öffnen darf, beginnt für das fantasievolle Mädchen eine schwere Zeit. Unaufgeregt erzählt der zauberhaft animierte Film von einem Kind, das mit Vorurteilen, aber auch seinen Ängsten konfrontiert wird. Die markante grafische Umsetzung der Geschichte erinnert dabei an ein zum Leben erwecktes Bilderbuch. (O.m.d.U.) - Sehenswert ab 8.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
ANINA
Produktionsland
Uruguay/Kolumbien
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Rain Dogs Cine/Palermo Estudios/Antorcha Films
Regie
Alfredo Soderguit
Buch
Federico Ivanier
Musik
Gastón Otero · Bruno Boselli
Schnitt
Julián Goyoaga · Germán Tejeira
Länge
82 Minuten
Kinostart
04.12.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Animation | Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Cine Global & Cinespañol (16:9, 1.78:1, DD5.1 span.)
DVD kaufen

Diskussion
Anina hasst ihren Namen: ihren Vornamen und ihre beiden Nachnamen. Anina Yatay Salas. Wie man es auch dreht und wendet, ob man von links zu lesen beginnt oder von rechts: die Namen bleiben immer gleich. Aninas Vater liebt solche Palindrome. Er ist der festen Überzeugung, dass diese Glück bringen. So war es für ihn ein wunderbares Geschenk, seiner Tochter einen Namen zu geben, der gleich drei solcher Wortphänomene enthält. Auf dem Schulhof aber bringt das nur Ärger: Anina wird gehänselt. Als Anina sich deshalb mit Yisel streitet und die dicke Mitschülerin als Elefanten bezeichnet, kommt es zu einer handfesten Auseinandersetzung, die nicht ohne Folgen bleibt. Auf Anina und Yisel wartet eine harte Strafe. Ihnen droht kein Verweis und auch keine Strafarbeit im üblichen Sinne. Statt dessen überreicht die Rektorin den beiden Mädchen einen pechschwarzen versiegelten Briefumschlag. Eine Woche lang müssen sie diesen aufbewahren, ohne ihn zu öffnen. Anina ist zutiefst geknickt. Der Umschlag beschwört schreckliche Alpträume in ihr hervor. Was mag sich nur darin befinden? Die Hölle, das sind nicht die anderen, sondern die Gedanken, die durch Aninas Kopf geistern. Und Anina hat eine blühende Fantasie. „Mein Name ist Anina Yatay Salas. Ich bin zehn Jahre alt und ich stecke in großen Schwierigkeiten.“ Von der ersten Szene an lässt Regisseur Alfredo Soderguit in seinem liebenswerten Animationsfilm, der auf dem Roman „Anina Yatay Salas“ von Sergio López Suárez beruht, das Publikum in die Gedanken der Protagonistin eintauchen und zeigt die Welt aus ihrer Perspektive. Die Form des Animationsfilms erlaubt es ihm dabei, die Grenzen zwischen Realität und Traum fließend ineinander übergehen zu lassen. Schnell verwandeln sich so Busse zu Gondeln oder taucht Anina durch ein schönes Lied in einen sommerlichen Tagtraum ab, der bald ein schreckliches Ende nimmt; die Lehrerinnen verwandeln sich in einer surreal-expressionistischen Musicalszene sogar zu furchteinflößenden Gestalten. Anfangs hat Anina nur um ihre eigenen Sorgen im Sinn und kümmert sich nicht um andere. Doch dann stellt sie fest, dass Yisel überhaupt nicht über ihre Strafe nachzudenken scheint. Als Anina den Plan fasst, das Geheimnis von Yisels Umschlag zu lüften, beginnt sie ihre Mitschülerin mit anderen Augen zu sehen. Allmählich erfährt sie mehr über deren Familie – und nimmt Abstand von ihrer selbstzentrierten Sichtweise. Weil der Film diese Entwicklung so unaufdringlich zeigt, macht er es auch einem jungen Publikum leicht, Anina auf ihrer Reise zu folgen. Vorurteile lösen sich nicht durch Argumente auf, sondern durch einen anderen Blickwinkel. Bis Anina am Ende etwas findet, das sie gar nicht gesucht hat. „Anina“ ist auch deshalb so zauberhaft, weil er sich gestalterisch nicht aktuellen Trends unterwirft. Mit dem überdimensional großen Kopf auf dem schmalen Körper wird seine Heldin zu einer ebenso ungewöhnlichen wie markanten Persönlichkeit. Die an Wasserfarben erinnernde Farbgebung verleiht den Bildern eine angenehme Wärme, und durch die Verbindung zweidimensionaler, flächiger Figuren vor dreidimensionalen Hintergründen entsteht der Eindruck eines zum Leben erweckten Bilderbuchs. Nur die fehlende deutsche Synchronisation – der Film startet in der spanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln – wird dazu führen, dass „Anina“ das ganz junge Publikum, für das er sehr geeignet wäre, kaum erreichen wird.
Kommentar verfassen

Kommentieren