Dokumentarfilm | Deutschland 2014 | 81 Minuten

Regie: Karsten Scheuren

Dokumentarfilm über zwei deutsche Extrem-Bergsteiger, die den 8.163 Meter hohen Berg Manaslu in Nepal in Rekordzeit bezwingen wollen. Die Expedition wird von einem Lawinenunglück überschattet, bei dem elf Mitglieder einer anderen Seilschaft den Tod finden. Trotz teils spektakulärer Bilder heroisiert der Film seine Protagonisten nicht, sondern fragt eher nach Sinn und Zweck solcher hochalpinen Rekordversuche unter Einsatz des Lebens, ohne darauf eine Antwort zu geben. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Kick Film/Red Bull Media House
Regie
Karsten Scheuren
Buch
Karsten Scheuren
Kamera
Ralf Richter
Musik
Gert Wilden jr.
Schnitt
Carmen Kirchweger
Länge
81 Minuten
Kinostart
11.12.2014
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
An spektakulären Bergfilmen mit tollkühnen Kletterern und dramatischen Bildern herrscht im Kino kein Mangel. Auch „7 Tage im September“ wartet mit den gängigen Elementen auf und ist doch völlig anders. Was allerdings nichts damit zu tun hat, dass die beiden Hauptakteure, Benedikt Böhm und Sebastian Haag, zu jenen Alpinisten gehören, für die das schlichte Erklimmen von Achttausendern schon lange keine Herausforderung mehr darstellt. Die beiden Münchner haben sich auf das Hochgeschwindigkeits-Bergsteigen verlegt. Sie rennen einen Felskoloss in möglichst kurzer Zeit hoch, um vom Gipfel auf Skiern wieder ins Tal zu sausen. Nachdem die beiden Extremsportler sich ein paar Jahre zuvor schon einmal am 8163 Meter hohen Manaslu in Nepal versucht hatten, aber den Aufstieg wegen schlechten Wetters abbrechen mussten, wollten sie es 2012 in Begleitung eines Filmteams erneut wissen. Doch dann ging am Morgen des 23. September unweit ihres Lagers eine gigantische Lawine ab, die elf Bergsteiger einer anderen Expedition in den Tod riss. Böhm und Haag leisteten Erste Hilfe, versorgten Verletzte und bargen Leichen. Tags darauf stand für sie die Frage an, wie sie mit der Tragödie umgehen sollten. Nach Jahren der Vorbereitung aus Respekt vor den Opfern umkehren oder doch weitergehen? Während einige Teammitglieder, darunter der kanadische Kameramann Greg Hill, nach dem Schock die Heimreise antreten, ist für die beiden Freunde klar: sie wollen weiter. „Kein Mensch hat ein Problem damit, über eine Autobahn zu fahren, auf der es ein paar Tage zuvor eine Massenkarambolage mit Toten gegeben hat“, erklärt Haag und setzt hinzu: „Bei jedem Aufstieg zu einem Achttausender gehst Du inzwischen über Leichen.“ Was abgebrüht klingt, aber nur die Tatsache beschreibt, dass der (Hoch-)Alpinismus längst auch eine Form des Massentourismus ist. Dennoch ist es vor allem die eigentümliche Melancholie durch die Präsenz des drohenden Todes, die diesen Dokumentarfilm ungeachtet seiner vorwiegend mit Helmkameras gedrehten atemberaubenden Bilder vom Aufstieg von ähnlich angelegten Projekten abhebt, die vornehmlich auf Action setzen. Auch der Umstand, dass Böhm schließlich allein den Gipfel erklimmt, während Haag unterwegs entkräftet zurückbleibt, mutet unter Freundschaftsaspekten seltsam an. Der Film inszeniert seine Protagonisten weniger als tollkühne Helden, sondern stellt eher Fragen nach Egoismus, Passion und Verantwortung. Deshalb finden sich auch Szenen, die nach Abschluss der Expedition gedreht wurden und Greg Hill in Kanada und Benedikt Böhm in München mit ihren Familien zeigen. Darin bereitet Böhm das Frühstück für Frau und Kind zu und bringt anschließend seinen kleinen Sohn in den Kindergarten. Warum er trotz dieser familiären Einbettung von seinen halsbrecherischen Rekordversuchen nicht lassen kann, bleibt am Ende offen. Eine besondere Tragik erfährt der Film dabei durch den Umstand, dass Sebastian Haag im September 2014 bei einer weiteren gemeinsamen Expedition im Himalaya durch eine Lawine den Tod fand.
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