Road to Heaven

Dokumentarfilm | Österreich 2014 | 100 Minuten

Regie: Walter Größbauer

Ein eher modern orientierter indischer Student begibt sich auf eine Pilgerreise, die von Kalkutta entlang der „Grand Trunk Road“ quer durch den Subkontinent bis in seinen Heimatort Amritsar führt, dem spirituellen Zentrum der Sikhs. Unterwegs erfährt man viel über deren Religion, wird aber auch mit einem Land konfrontiert, das in Müll, Chaos und politischer Unfähigkeit zu versinken droht. Das dokumentarische Road Movie (dritter Teil der „Ach, Indien“-Trilogie) bewegt sich bisweilen an der Grenze zur Inszenierung und versammelt in langen Einstellungen bildgewaltige Momentaufnahmen eines rätselhaften Landes. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ROAD TO HEAVEN
Produktionsland
Österreich
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
FortunaMedia
Regie
Walter Größbauer
Buch
Walter Größbauer
Kamera
Walter Größbauer
Musik
Erich Pochendorfer
Schnitt
Walter Größbauer
Länge
100 Minuten
Kinostart
05.02.2015
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Road Movie
Externe Links
IMDb | TMDB

Eine Doku-Reise durch Indien

Diskussion
Die Straße zum Himmel ist holprig, mit Schlaglöchern übersät und ständig verstopft. PKWs, Lastwagen, Busse, Motorräder, Fahrräder, Rikscha-Taxis und Karren aller Art machen ein Durchkommen zur Geduldsprobe. Und wo die Trasse durch ländliche Regionen führt, mischen sich auch noch Kühe und Elefanten unter die Fahrzeuge. Die „Grand Trunk Road“ verläuft zwischen Kolkata, dem ehemaligen Kalkutta, und Amristsar knapp 2000 Kilometer quer durch den indischen Subkontinent. Auf ihr fährt der 21-jährige Student Rajan von der Mega-City im Ganges-Delta mit dem Auto in seine Heimatstadt Amristsar, die zugleich das spirituelle Zentrum der Sikhs ist. Rajan ist ein Vertreter des modernen Indiens; er trägt vorwiegend Jeans, Sneakers und Kapuzenpullis und hat natürlich auch Smartphone und Notebook im Gepäck. Die Dramaturgie des Films ergibt sich aus der Reiseroute. Auf seiner langen Fahrt unterbricht Rajan immer wieder seinen Trip, um sich ein Bild vom Geschehen vor Ort zu machen. Diese Zwischenstationen erscheinen als einzelne Kapitel, die mit Überschriften wie „Kinderleid und Kinderfreud“, „Stadt des Todes und der Kühe“ oder „Schuldig in allen Anklagepunkten“ versehen sind. Und schon diese Zwischentitel machen deutlich, dass es sich keineswegs um ein erbauliches Road Movie handelt, das die pittoresken Schönheiten des indischen Subkontinents ins Licht rückt. Vielmehr sieht sich Rajan vorwiegend mit sozialem Elend, Müllbergen, einer chaotischen Infrastruktur und einem umfassenden Versagen der Politik konfrontiert. Selbst die traditionellen religiösen Rituale vermögen das deprimierende Bild kaum zu beschönigen. Die religiösen Waschungen finden zumeist in verseuchten Gewässern statt, und fromme Männer lassen sich in ihren malerischen Gewändern gegen Bares von asiatischen Touristen fotografieren. Über seine (scheinbaren) Zufallsbeobachtungen hinaus sucht Rajan gezielt Vertreterinnen von Einrichtungen auf, die gegen die Untätigkeit der Justiz bei Vergewaltigungen kämpfen oder verarmte Witwen aufnehmen. Als eine betagte Bewohnerin eines solchen Heims erklärt, dass sie eine große Erfüllung im Schreiben finde und ein Heft zeigt, in dem sie auf eng beschriebenen Seiten in Schönschrift nur ein einziges Wort notiert hat, fühlt man sich unwillkürlich an „Shining“ (fd 22 670) erinnert. Einen versöhnlichen Ton schlägt der Film nur in jenen Sequenzen an, in denen der Protagonist von seiner Kindheit, seiner verstorbenen Mutter und seiner Sorge um Vater und Schwester erzählt. Trotz aller mehr oder weniger bewegenden Geschichten, die sich oft an der Grenze zur Inszenierung bewegen, lebt der Dokumentarfilm in erster Linie von seinen Bildern. Hier findet der österreichische Dokumentarist Walter Größbauer, der nach „Next Exit Nirvana“ (2010) und „Indian Dreams“ (fd 41 617) den dritten Teil seiner „Ach, Indien“-Trilogie präsentiert, in langen Einstellungen immer wieder überaus faszinierende Momentaufnahmen eines rätselhaften Landes, dessen Chaos nicht zuletzt im Straßenverkehr sinnfällig wird. Der Titel des Films ist eindeutig ironisch gemeint. Anderenfalls wäre „Highway to Hell“ der treffendere gewesen.
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