Die neue Wildnis - Große Natur in einem kleinen Land

Dokumentarfilm | Niederlande 2013 | 97 Minuten

Regie: Mark Verkerk

Eindrucksvolle Langzeitbeobachtung der Tier- und Pflanzenwelt im niederländischen Biotop Oostvaardersplassen unweit von Amsterdam, in dem die Natur seit den 1970er-Jahren sich selbst überlassen ist. Der Dokumentarfilm beschreibt visuell atemberaubend ein einzigartiges Ökosystem voller Wildpferde, Füchse, Hirsche und zahlreichen Vogelarten, wobei besonders seine Haltung überzeugt, Natur nicht zu verniedlichen, sondern als einen Lebensraum darzustellen, in dem auch der Tod zum Alltag gehört. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DE NIEUWE WILDERNIS
Produktionsland
Niederlande
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
EMS Films
Regie
Mark Verkerk · Ruben Smit
Kamera
Ruben Smit
Musik
Bob Zimmerman
Schnitt
Niels Roza
Länge
97 Minuten
Kinostart
09.04.2015
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Tierfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Busch Media Group (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Busch Media Group (16:9, 1.78:1, dts-HDMA dt.)
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Diskussion
Eine Tier-Dokumentation für die ganze Familie, die klassische Elemente des Genres bedient, aber in vielen Punkten erfreulich anders ist. Das beginnt mit dem Ort des Geschehens. Die Langzeitbeobachtung wurde nicht in pittoresken, exotischen Landstrichen, sondern in den Niederlanden gedreht. In dem kleinen Land, das zu den am dichtesten besiedelten der Welt gehört, gibt es nördlich von Amsterdam ein 6000 Hektar großes Areal namens Oostvaardersplassen, auf dem die Natur seit vier Jahrzehnten sich selbst überlassen wird. Auf diese Weise entwickelte sich ein für europäische Verhältnisse einzigartiges Ökosystem, dessen Flora und Fauna sich durch eine immense Artenvielfalt auszeichnen. Vögel wie der Seeadler, der in diesen Breiten schon ausgestorben war, sind zurückgekehrt und leben dort inzwischen wieder so ungestört wie Enten, Gänse, Füchse, Hirsche und rund tausend Konikpferde, die das Areal (und teilweise auch den Film) beherrschen. Zwei Jahre lang haben Mark Verkerk und Ruben Smit das Leben in dieser europäischen Wildnis beobachtet und das Geschehen in atemberaubenden Bildern eingefangen. Natürlich ist auch diese Dokumentation eine bewegende Hommage an die Natur, doch im Gegensatz zu den meisten anderen Produktionen wird hier nichts zur Idylle verniedlicht. In diesem Film wird nicht nur Gras gefressen. Wenn flauschige Enten- und Gänseküken über die Wiese watscheln, ist hier durchaus damit rechnen, dass Füchse oder Krähen sich über ein paar dieser Küken hermachen. Zudem stirbt man in diesem Tierreich auch an Unterernährung und Altersschwäche. Mal ist es ein Reiherjunges, dessen Eltern nicht genügend Futter ins Nest schaffen, mal ist es ein betagter Hirsch, der sich ermattet zum Sterben legt. Solche Szenen sind die Ausnahme und überdies so gefilmt, dass sie auch Kinderseelen nicht traumatisieren. Immerhin aber kommen sie vor und machen deutlich, dass die Natur kein Streichelzoo ist, sondern dass sie unerbittlich vom Gesetz des Stärkeren dominiert wird. Löblich ist überdies, dass sich die Filmemacher nicht auf große oder sonstwie vordergründig interessante Tiere konzentrieren, sondern auch Schmetterlinge und unspektakuläre Käfer im Verlauf der Jahreszeiten ins Visier nehmen. Dass ihnen die Natur dabei einen in Holland eher seltenen, überaus schneereichen Winter bescherte, dürften sie als großen Glücksfall verbuchen. Im Off-Kommentar, den in der deutschen Fassung der Schauspieler und Tierschützer Hannes Jeanicke spricht, „menschelt“ es hier und da zwar, doch in der Regel sorgt wie beim Balzritual zweier Eisvögel eine dezente Ironie dafür, dass die Szenen nicht in Kitsch abgleiten.
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