Polizeiruf 110 - Und vergib uns unsere Schuld

Krimi | Deutschland 2015 | 90 Minuten

Regie: Marco Kreuzpaintner

Ein Mann will nicht länger mit seiner Schuld leben und gesteht Hauptkommissar von Meuffels, dass er vor zehn Jahren ein Mädchen ermordet habe. Der Ermittler hält den Geständigen für einen durchgeknallten Selbstbezichtiger, zumal er ansonsten seinerzeit einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht hätte. Hochintensiv inszenierter, vorzüglich gespielter (Fernsehserien-)Krimi, der die Ermittlerfigur in ein dramatisches Spannungsverhältnis zwischen ihrer naturgemäßen Zurückhaltung und Momenten heftigen Außer-sich-seins stellt, was der in Rückblenden aufgerollten Geschichte schmerzlicher Gewissenserforschung eine faszinierende Dynamik verleiht. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Wiedemann & Berg Television
Regie
Marco Kreuzpaintner
Buch
Alex Buresch · Matthias Pacht
Kamera
Philipp Haberlandt
Musik
Oliver Thiede
Darsteller
Matthias Brandt (Hanns von Meuffels) · Karl Markovics (Jens Baumann) · Sebastian Griegel (Tim Haffling) · André Jung (Rösner) · Stefan Merki (Konrad Springer)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Krimi

Diskussion
Von allen Ermittlern in deutschen TV-Krimis ist Matthias Brandt als BR-Polizeiruf-Hauptkommissar Hanns von Meuffels der Interessanteste. Nicht weil er besonders exzentrisch wäre, sondern weil er ganz im Gegenteil die Zurückhaltung selbst ist. Verkörperung seltener Kommissar-Tugenden wie Empfindsamkeit, Höflichkeit, Distanz. Beim jüngsten Fernsehfilmfestival Baden-Baden erhielt Matthias Brandt den Hans-Abich-Preis mit der treffenden Jury-Begründung, er schwinge »mit den verschiedensten Regisseuren stets kongenial mit, ohne dabei seinen eigenen Stil der kleinen präzisen Gesten je zu verleugnen«. Auf der Linie dieser »kleinen präzisen Gesten« hat Christian Petzold ihn im Polizeiruf »Kreise« inszeniert. Anders nun Marco Kreuzpaintner, der – wie man aus seinen Kinofilmen (»Sommersturm«, »Krabat«) weiß – die melodramatische, exaltierte Geste liebt. Kreuzpaintner stellt die Meuffels-Figur also in ein Spannungsverhältnis zwischen ihrer naturgemäßen Zurückhaltung und Momenten heftigen Außer-sich-seins. Was der in Rückblenden aufgerollten Geschichte schmerzlicher Gewissenserforschung faszinierende Dynamik verleiht. Nichts ist schwerer, als Schuld einzugestehen. Man verbirgt sie, so lange es geht. Für Jens Baumann (markant: Karl Markovics) geht es nicht mehr. Gebieterisch verlangt die Stimme seines Gewissens, dass er endlich gesteht, vor 10 Jahren ein Mädchen ermordet zu haben. »Ich kann nicht länger mit der Schuld leben«, sagt er zu Meuffels. Der aber hält ihn für einen durchgeknallten Selbstbezichtiger. Hätte Baumann Recht, müsste sich Meuffels einer peinlichen Prüfung unterziehen, denn er hätte vor 10 Jahren einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht. Kreuzpaintner lässt es fortwährend regnen. Er will, dass die äußeren Konturen der Charaktere aufweichen, als Zeichen ihres inneren Ringens, und die Selbstbefragung des Kommissars verdoppelt das erstaunliche Schuldbekenntnis-Thema dieses Polizeirufs auf dramatische Weise.
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