Die Nacht mit meinem Traummann

Komödie | USA 1992 | 98 Minuten

Regie: Warren Leight

Nach vielen Verwicklungen findet ein Paar, das sich mit einem Dritten tageweise eine Wohnung in New York teilt, endlich zueinander. Verhalten und behutsam entwickelte Komödie, die mit Wortwitz liebevoll Alltagskonflikte aufdeckt und der Idee der reinen Liebe und der Poesie des Zufalls huldigt. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE NIGHT WE NEVER MET
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Miramax/Tribeca
Regie
Warren Leight
Buch
Warren Leight
Kamera
John A. Thomas
Musik
Evan Lurie
Schnitt
Camilla Toniolo
Darsteller
Matthew Broderick (Sam Lester) · Annabella Sciorra (Ellen Holder) · Kevin Anderson (Brian McVeigh) · Jeanne Tripplehorn (Pastel) · Justine Bateman (Janet Beehan)
Länge
98 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
VCL (FF P&S, DD5.1 dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe für das Alleinwohnen: Börsenmakler Brian will - trotz bevorstehender Vermählung - nicht auf seine "sturmfreie Bude" für Pokerabende und mehr verzichten, Zahnarzthelferin Ellen möchte sich - zumindest zeitweise - aus ihrer beengenden Ehe zurückziehen und der Malerei widmen, Delikatessen-Verkäufer Sam will dem Chaos seiner Wohngemeinschaft entfliehen, über seine Probleme mit der Performance-Künstlerin Pastel hinwegkommen, seine Beziehungswunden lecken und einfach ein wenig allein sein. Drei Leben, drei abgegrenzte Lebensentwürfe, doch wenn sie unvermittelt aufeinandertreffen, ist auch in dem neuen Leben dem Chaos Tür und Tor geöffnet.

Brian bietet seine Junggesellen-Wohnung auf dem New Yorker Wohnungsmarkt an; allerdings nur tageweise. Er reserviert sich zwei Tage pro Woche, die restlichen müssen sich Sam und Ellen unbekannterweise miteinander teilen. Das Arrangement sieht keine Begegnung der Mieter vor. Das Wohnungs-Shearing scheint zu funktionieren. Sam und Ellen räumen Brians Dreck weg, er freut sich über ihre Bilder, die mehr und mehr die Wohnung zieren, sie mag seine plüschige Einrichtung und fühlt sich wohl, er werkelt Blumenkästen für ihre Grünpflanzen. Man kommt sich nahe, ohne sich nahe zu sein, eine Seelenverwandtschaft offenbart sich, und alles läuft auf das erste Rendezvous hinaus. Nur haben zwischenzeitlich Brian und Sam ihre Wohntage gewechselt, und Ellen, bewaffnet mit Champagner und Kavier und wildentschlossen, sich Sam hinzugeben, gerät an den Kotzbrocken Brian, der die Situation nutzt, sich dadurch aber selbst in Teufels Küche bringt. Erst der Zufall führt Sam und Ellen, die beide am Ende ihres bisherigen Lebens angelangt sind, zusammen. Es bereitet ihnen schon einige Mühe, ihre wahren Charaktere nach den vielen Mißverständnissen zu erkennen, aber dann funkt es gewaltig. Als Brian ihnen auch noch die Wohnung überläßt, steht dem Glück vorerst nichts im Wege.

Eine hübsche, sich langsam entwickelte Komödie voller verhalten vorgetragener Gags, die der Wohnungs- und Lebensnot in diesen Zeiten ihre munteren Seiten abzugewinnen versteht. Debütant Warren Light, Autor und Regisseur, pirscht sich vorsichtig an sein Thema heran, drosselt wieder und wieder das Tempo, bereitet seine Pointen sorgsam vor, läßt lang vorbereitete Gags auch schon einmal durchaus wirkungsvoll verpuffen, legt plötzlich und unverhofft Geschwindigkeit zu. Das kann nur mit einem Darsteller-Ensemble funktionieren, das persönliche Eitelkeiten hinter die Sache stellt und sich ganz und gar in den Film einbringt. Zwar sind die Charaktere einfach entworfen, doch ihr Umfeld und ihre persönlichen Konflikte werden überaus treffsicher dargestellt, und so muß man schon "nicht von dieser Welt sein", um sich in der ein oder anderen Situation nicht wiederzuerkennen. Sams Wohngemeinschaft etwa, in der jeder jede (Mit-)Verantwortung von sich weist, sein Umgang mit den Kunden im Geschäft, der von den Beziehungsereignissen des Vortages nicht unbeeinflußt ist. Oder Ellens Fluchtversuche vor ihrem verständnislosen Ehemann, die zunächst gar nicht nach Trennung aussehen, sondern ihr ein zeitweiliges Refugium verschaffen sollen, und jeder weiß genau, daß alles auf Trennung hinausläuft. Light hat eine im besten Sinne altmodische Komödie geschaffen, die über kleine Gesten und Wortwitz funktioniert, und die, durch den bedingungslosen Glauben an die reine Liebe, ein wenig an "Schlaflos in Seattle" (fd 30 395) erinnert. Zwar müssen hier nicht Tausende von Kilometern überwunden werden, um den Traummann/die Traumfrau endlich in den Arm nehmen zu können, dafür jedoch unendlich lange Stunden verpaßter Gelegenheiten. "Die Nacht mit meinem Traummann" ist ein ein wenig irreführender Titel, denn die Geschichte wird nicht aus der Sicht Ellens erzählt, sondern ein autorieller Erzähler übernimmt die Führung, beschwört die Poesie des Zufalls und negiert diesen gleichzeitig, weil es in der Welt dieses Films Zufall gar nicht gibt, sondern nur (Vor-)Bestimmung.
Kommentar verfassen

Kommentieren