True Detective - Staffel 2

Krimi | USA 2015 | 493 (acht Episoden) Minuten

Regie: Justin Lin

Nach einem grausamen Mord in einer kalifornischen Industriestadt werden drei ungleiche Cops mit der Aufklärung beauftragt. Die drei Ermittler, die auf unterschiedliche Weise mit inneren Dämonen ringen, geraten dabei immer tiefer in ein Intrigennetz aus dubiosen Immobiliengeschäften, Prostitution und einem vor Jahren begangenen, nie aufgeklärten Verbrechen hinein. Die zweite Staffel einer (Fernseh-)Kriminalserie bleibt sich atmosphärisch treu, entwickelt ansonsten aber eine eigenständige Geschichte. Dabei schwelgt sie mitunter etwas zu sehr in pathetischen Gewalttableaus, lotet insgesamt jedoch ein weiteres Mal stimmig menschliche Abgründe und gesellschaftliche Schieflagen aus. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
TRUE DETECTIVE - SEASON 2
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Anonymous Cont./Lee Caplin/Picture Ent./Passenger
Regie
Justin Lin · Janus Metz · Jeremy Podeswa · John Crowley · Miguel Sapochnik
Buch
Nic Pizzolatto · Scott Lasser
Kamera
Nigel Bluck
Musik
T-Bone Burnett
Schnitt
Alex Hall · Chris Figler · Byron Smith
Darsteller
Colin Farrell (Det. Ray Velcoro) · Rachel McAdams (Det. Ani Bezzerides) · Taylor Kitsch (Officer Paul Woodrugh) · Kelly Reilly (Jordan Semyon) · Vince Vaughn (Frank Semyon)
Länge
493 (acht Episoden) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die Extras umfassen u.a. ein ausführliches „Making of“ (29 Min.) sowie zu ausgewälten Folgen einen Audiokommentar.

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Frank Semyon (Vince Vaughn) erinnert sich, während er im Bett liegt und an einen Wasserfleck an der Decke starrt, an eine traumatische Episode aus seiner Kindheit. Ein Keller spielt darin eine Rolle, in den er eingesperrt war, und sein Vater, der tagelang nicht zurückkam, um ihn wieder herauszulassen. Später sagt Semyon zu einem kleinen Jungen, der seinerseits gerade etwas Schreckliches erlebt hat, dass man am Leiden wächst, an den Dingen, die so schlimm sind, dass sie das Leben in ein „Davor“ und ein „Danach“ zerreißen.

Diskussion
Frank Semyon (Vince Vaughn) erinnert sich, während er im Bett liegt und an einen Wasserfleck an der Decke starrt, an eine traumatische Episode aus seiner Kindheit. Ein Keller spielt darin eine Rolle, in den er eingesperrt war, und sein Vater, der tagelang nicht zurückkam, um ihn wieder herauszulassen. Später sagt Semyon zu einem kleinen Jungen, der seinerseits gerade etwas Schreckliches erlebt hat, dass man am Leiden wächst, an den Dingen, die so schlimm sind, dass sie das Leben in ein „Davor“ und ein „Danach“ zerreißen. Um leidende Männer geht es sehr oft in dieser Serie, wie bereits in der ersten Staffel von „True Detective“. Und um solche, die andere leiden lassen, die ihre Macht missbrauchen und dafür skrupellos Geld und Gewalt spielen lassen. Auch das ist Frank Semyon nicht fremd, der als mafiöser Geschäftsmann zu denen gehört, die in der fiktiven, von Korruption zersetzten Industriestadt Vinci/Kalifornien (ein Double der realen Stadt Vernon) das Sagen haben. Frank ist kein durch und durch böser Mensch; er hat gewisse moralische Standards. Aber er ist auch in der Lage, einem Verräter einen Bauchschuss zu verpassen und dann genüsslich zuzusehen, wie er auf seinem Teppich verendet. Vince Vaughns ambivalente Figur ist einer der Gründe, warum auch die zweite Staffel von „True Detective“ ungemein spannend ist, obwohl sie in dieselbe Kerbe schlägt wie Staffel 1: Mehr als der eigentliche Krimi-Plot nimmt einen die Anteilnahme an den zutiefst gebrochenen Charakteren gefangen. Neben Semyon sind es drei Cops unterschiedlicher Behörden, um die die Handlung kreist: Velcoro (Colin Firth), der nach einen fatalen Zwischenfall seine Ehe und sein Berufsethos verloren hat, sich von Semyon schmieren lässt und um das Sorgerecht für seinen kleine Sohn bangt, Woodrugh (Taylor Kitsch), der früher als Soldat diente und versucht, seine Homosexualität zu verdrängen, und Ani Bezzerides (Rachel McAdams), die Missbrauchserfahrungen in der Hippie-Kommune ihres Vaters mit sich herumschleppt. Sie alle geraten über die Konfrontation mit einem grausamen Mord immer tiefer in ein Intrigennetz hinein, in dem es um dubiose Immobiliengeschäfte, Prostitution und ein vor Jahren begangenes, nie aufgeklärtes Verbrechen geht. Während sich die drei Cops bei gemeinsamen Ermittlungen abmühen, dieses Netz zu durchdringen, dabei aber immer mehr den Boden unter den Füßen verlieren, wachsen sie allmählich zu einem Team zusammen und dabei über sich selbst und die eigenen Probleme hinaus. Semyon kommt derweil dahinter, dass er von Konkurrenten ausgebootet werden soll, und startet seinen eigenen Feldzug gegen Vincis verdorbene Elite. Die erste Staffel von Nic Pizzolattos Krimiserie, in der Woody Harrelson und Matthew McConaughey als heruntergekommene Cops in Louisiana einem Ritualmord nachspürten, war ein in sich abgeschlossener Erzählkosmos; dass sich eine zweite Staffel schwertun würde, daran anzuschließen, lag auf der Hand. Die Macher versuchten denn auch gar nicht erst, konkrete Erzählfäden weiterzuspinnen, sondern übernahmen lediglich das erzählerische Neo-Noir-Konzept und bestimmte Motive, um mit völlig neuen Figuren eine neue Geschichte zu erzählen. Die rutscht zwar vor allem gegen Ende etwas pathetisch ins gewaltgesättigte Männer-Melo ab, sorgt aber über weite Strecken wieder für atemlose Spannung – trotz oder gerade wegen der Tatsache, dass die Handlung bald so verworren und unübersichtlich ist, dass man sich an Genre-Klassiker wie „Tote schlafen fest“ erinnert fühlt: Es geht ums atmosphärische Ausloten menschlicher Abgründe und gesellschaftlicher Schieflagen, nicht ums Auflösen eines kriminologischen „Whodunit“. Die Regisseure, die das Ruder von Cary Fukunaga übernommen haben (u.a. Justin Lin und John Crowley), schaffen es passabel, ihren kalifornischen Schauplatz mit pointierten Milieuzeichnungen einerseits und poetische Überhöhungen andererseits in eine Art Vorhölle zu verwandeln, in der die Wege zur Verdammnis breit und der Pfad der Tugend äußerst steinig und gefährlich ist.
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