Komödie | Deutschland 2016 | 102 Minuten

Regie: Max Zähle

Zwei verfeindete Brüder erben den Schrottplatz ihres Vaters, der kurz vor dem Ruin steht. Der erfolgreichere von ihnen will das Anwesen sogleich verkaufen, stößt dann aber auf einen durchtriebenen Plan des verstorbenen Patriarchen, mit dem sich alle Probleme in Luft auflösen würden. Die warmherzige Gaunerkomödie lebt von kontrastreich entworfenen Figuren, lakonischen Sprüchen und zwei herausragenden Darstellern, die zu typengerechten Höchstleistungen auflaufen. Bis auf einige genüsslich zelebrierte Schlägereien kommt der sympathische Debütfilm mit wenig Gewalt aus und glänzt als Hommage auf den heroischen Kampf bedrängter „Underdogs“. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Tamtam Film/NDR/hr
Regie
Max Zähle
Buch
Max Zähle · Johanna Pfaff · Oliver Keidel
Kamera
Carol Burandt von Kameke
Musik
Gary Marlowe · Daniel Hoffknecht
Schnitt
Sebastian Thümler
Darsteller
Lucas Gregorowicz (Mirko Talhammer) · Frederick Lau (Letscho Talhammer) · Anna Bederke (Luzi) · Lars Rudolph (Träumchen) · Heiko Pinkowski (Schmied)
Länge
102 Minuten
Kinostart
05.05.2016
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Port-au-Prince/Lighthouse (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
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Clevere, glänzend gespielte Gaunerkomödie von Max Zähle

Diskussion
Seit 2011 gilt Max Zähle als Nachwuchshoffnung. Für seinen Kurzfilm „Raju“ erhielt er den Studenten-„Oscar“, brauchte aber trotzdem noch fünf Jahre, um seinen ersten Langfilm zu realisieren. „Schrotten!“ überrascht dafür mit sehr gutem Handwerk und einer Schauspielführung, die nichts zu wünschen übrig lässt. Vor allem die überaus präsenten Frederick Lau und Lucas Gregorowicz stacheln sich als Kontrahenten, die im Verlauf der Underdog-Geschichte von verfeindeten Brüdern zu besten Freunden mutieren, zu typengerechten Höchstleistungen an. Dass die Handlung im Milieu von am Existenzminimum balancierenden Schrotthändlern angesiedelt ist, lässt sich geradezu als Hommage auf die typisch britischen Arbeiterfilme eines Ken Loach oder Mike Leigh verstehen. Nur dass die Härte der Armut trotz aller Authentizität nur in homöopathischen Dosen zuschlägt. Der heroische Kampf von bedrängten kleinen Leuten dient in dieser dramaturgisch nach Hollywood-Vorbildern gebauten Komödie als Katalysator für eine klassische Raubgeschichte. Ein Versicherungskaufmann mit hohen Schulden erkennt nach dem Tod des Vaters seine Chance. Er möchte dessen Schrotthandel, der längst nicht mehr rentabel ist, an die expandierende Konkurrenz verkaufen. Für seinen Anteil an der Erbschaft hat er bereits die Unterschrift geleistet. Nur sein Bruder, der sich mit einer Gruppe verschrobener Verwandter auf dem Hof eingenistet hat, weigert sich und lebt ganz nach der Devise: „Lieber tot als Sklave“. Mit Diebstählen von Dachrinnen und Gulli-Deckeln hält er sich über Wasser. Als der vor 15 Jahren aus der Provinz in die Großstadt geflüchtete andere Erbe aber ausgezahlt werden will, kommt der langgehegte Notfallplan der Sippe zur Anwendung. Die Hilfe des einzigen „Schlauen“ in der Familie kann man dabei gut gebrauchen, um die logistische Planung zu optimieren. Die Stärken der anderen Männer liegen eher im Nahkampf und einem solidarischen Gemüt, weswegen auch die weiblichen Mitkämpfer für den wohlkalkulierten Pragmatismus zuständig sind. Gemeinsam schafft man das Unmögliche. Der Güterwagon mit 40 Tonnen Kupfer, den die Konkurrenz nach Rotterdam schickt, wechselt nach diversen retardierenden Momenten und einem erotisch unterfütterten Machtkampf zwischen den Geschlechtern gleich mehrfach den Besitzer. Im Finale gibt es zwar nur Verlierer, doch das bedeutet nicht, dass sich der materielle Verlust nicht durch eine kollektive Emigration in den sonnigen Süden ausgleichen ließe. Max Zähle liebt seine Figuren, doch er gibt nicht den Deus ex machina, der die Schwerkraft des Lebens einfach außer Kraft setzen würde. Bis auf genüsslich zelebrierte Schlägereien kommt das warmherzig erzählte Gaunermärchen mit erstaunlich wenig Gewalt oder Action aus. Jede Figur hat ihre festen Konturen, und auch der von den kontrastreichen Charakteren lebende Humor schießt nie übers Ziel hinaus. Ein sympathisches Erstlingswerk, eine in der Filmgeschichte vielfach gespiegelte Etüde, von „Die Gentlemen bitten zu Kasse“ (1966) bis zu „Brassed Off “ (fd 32 785), die den sorgfältig ausgewählten Schauspielern die Bühne überlässt, statt mit eitlen Oberflächenkunststücken zu blenden.
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