Drama | Kroatien/Serbien/Slowenien 2015 | 123 Minuten

Regie: Dalibor Matanic

Kurz vor Beginn des Jugoslawien-Kriegs 1991 verlieben sich eine Serbin und Kroatin ineinander, werden aber von den Verwandten um ihr gemeinsames Glück gemacht. Wenig besser ergeht es zehn Jahre später einem anderen Paar unterschiedlicher ethnischer Herkunft, während es nach weiteren zehn Jahren Anzeichen der Hoffnung für eine Liebesgeschichte gibt. In drei lose verbundenen Episoden spürt der Film dem schwierigen Zusammenleben im ehemaligen Jugoslawien nach. Bisweilen gerät er in seiner Verdichtung etwas didaktisch, überzeugt aber durch die subtile Umsetzung und glaubwürdige Darsteller. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
ZVIZDAN
Produktionsland
Kroatien/Serbien/Slowenien
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Kinorama/Gustav Film/See Film Pro
Regie
Dalibor Matanic
Buch
Dalibor Matanic
Kamera
Marko Brdar
Musik
Alen Sinkauz · Nenad Sinkauz
Schnitt
Tomislav Pavlic
Darsteller
Tihana Lazovic (Jelena / Natasa / Marija) · Goran Markovic (Ivan / Luka / Ante) · Nives Ivankovic (Jelenina / Natasas Mutter) · Dado Cosic (Sasa) · Stipe Radoja (Bozo / Ivno)
Länge
123 Minuten
Kinostart
30.06.2016
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Drei Episoden über transnationale Liebesgeschichte zwischen Serben, Kroaten und Slowenen.

Diskussion
Am Ende wird zwar keine Einladung ausgesprochen, aber immerhin bleibt die Tür schon mal offen. In drei Episoden, die kaum miteinander verschränkt sind, aber von denselben Hauptdarstellern gespielt werden, erzählt der Film des 1975 in Zagreb geborenen Dalibor Matanic von den noch immer kaum verheilten Wunden, die der Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien schlug. Es beginnt in der Sommerfrische 1991 an der kroatischen Küste. Die Stimmung ist angespannt, plötzlich beherrschen Uniformen und Militärfahrzeuge das Bild, aber die ersten Straßensperren wirken noch wie ein schlechter Scherz gelangweilter junger Männer. Die Serbin Jelena und der Kroate Ivan sind verliebt, aber ihre Beziehung ist nicht gerne gesehen und wird von der Umgebung jeweils abgelehnt. Man liebt niemanden von der „anderen Seite“. Das Paar plant, in die Stadt zu gehen, wo die Gräben zwischen den Ethnien vielleicht nicht ganz so sichtbar sind wie auf dem Land, wo jeder jeden kennt. Als sich Jelenas Bruder anschickt, seine unbotmäßige Schwester zu disziplinieren, eskaliert die Situation und wirft ein bezeichnendes Licht auf die nun folgenden Jahre des Bürgerkriegs mit seinen ethnischen Säuberungen. Zehn Jahre später – die Landschaft von unverändertem Reiz, aber voller zerstörter Häuser in verlassenen Dörfern – erzählt die zweite Episode von Natasa und ihrer Mutter, die in ihr zerstörtes Haus zurückkehren, nachdem sie im Krieg aus ihrem Dorf vertrieben wurden. Ein junger Handwerker von der „anderen Seite“ geht den beiden Frauen zur Hand. Es kommt im Laufe der Zeit auch zu einer Annäherung zwischen Natasa und Ante, dem freundlichen Kroaten. Doch es ist noch zu früh, um daraus eine Liebesgeschichte werden zu lassen. In der letzten Episode – wir schreiben das Jahr 2011 – feiert die Jugend des Landes eine sommerliche Open-Air-Raveparty am Meer, die abenteuerlustige Studenten aus den größeren Städten anlockt. Mittlerweile sind ein paar neue Villen gebaut worden, aber in den Dörfern ist noch immer vieles provisorisch. Luka war lange nicht zuhause, aber jetzt nutzt er die Gelegenheit der Raveparty, um bei seinen Eltern vorbeizugucken. Doch es gibt noch einen weiteren Anlass, ins Heimatdorf zurückzukehren. Da ist Marija, die Luka schwanger im Stich ließ, um in der Stadt zu leben. Bei der ersten Wiederbegegnung reagiert Marija auf Lukas recht ungelenken Versuch einer erneuten Annäherung noch entschieden ablehnend und unversöhnlich, doch nach einer zweiten, wortlosen Begegnung bleibt ihre Haustür offen. Erklärtermaßen hoffnungsvoll versteht Regisseur und Drehbuchautor Matanic den Schluss seines Episodenfilms, der mittels dreier Variationen des „Romeo & Julia“-Stoffes versucht, die Liebe gegen den Hass zwischen den Ethnien auf dem Balkan zu behaupten. Was vom Stoff her in seiner verdreifachenden Verdichtung etwas klischeehaft und formalistisch daherkommt, besitzt erstaunliche Qualitäten auf der Ebene der handwerklichen Umsetzung. Den beiden Hauptdarstellern gelingt es sehr überzeugend, den unterschiedlichen Figuren und ihren der jeweiligen Zeit verpflichteten Haltungen subtil Kontur zu verleihen. Der Kameramann Marko Brdar kontrastiert meisterlich die Schönheit und Ruhe der abgelegenen Küstenlandschaft mit der Eskalation menschlicher Destruktivkraft. Die Montage der Bilder und das vorzügliche Sound-Design des Films unterstreichen die Intention des Filmemachers, die schmerzhaften Traumata eines vergleichsweise kurzen, aber intensiven Gewaltausbruchs in der Vergangenheit und für die Zukunft zu fixieren. Diese filmischen Qualitäten von „Mittagssonne“ überspielen mühelos den Eindruck, dass die Handlung etwas zu naiv und simplizistisch die komplexen Verhältnisse vor Ort präsentiert und zugunsten einer „Botschaft“ auch verfehlt.
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