Treibsand (2013)

Tragikomödie | Frankreich 2013 | 84 Minuten

Regie: Sólveig Anspach

Eine von ihrem unsensiblen Mann gebeutelte Mittvierzigerin beschließt nach einem demütigenden Bewerbungsgespräch, nicht sofort nach Hause zurückzukehren. Mangels Geld muss sie auf der Straße übernachten, erfährt jedoch neue Hoffnung, als sie einem Mann begegnet, der nicht weniger schüchtern ist als sie. Die Furcht vor ihrer Familie gefährdet ein gemeinsames Glück. In nüchternen Bildern erzähltes Drama einer Krise mit hervorragenden Darstellern. Die bemerkenswert optimistische Ausrichtung nimmt ihm die Härte, ohne dass er an Authentizität einbüßt. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
LULU FEMME NUE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Arturo Mio/Le Pacte/OCS
Regie
Sólveig Anspach
Buch
Sólveig Anspach · Jean-Luc Gaget
Kamera
Isabelle Razavet
Musik
Martin Wheeler
Schnitt
Anne Riegel
Darsteller
Karin Viard (Lulu) · Bouli Lanners (Charles) · Claude Gensac (Marthe) · Pascal Demolon (Richard) · Philippe Rebbot (Jean-Marie)
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Tragikomödie

Diskussion
Wer mit Hoffnungen in die trostlose Küstenstadt Saint-Gilles-Croix-de-Vie fährt, muss schon ziemlich verzweifelt sein. Lulu hat sich immerhin Chancen auf eine Sekretärinnen-Stelle ausgerechnet, doch der Personalchef winkt beim Anblick der schüchternen Mittvierzigerin ab. Derzeit keine Aussicht, und außerdem: »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Die Optik spielt auch eine Rolle.« Beim anschließenden Telefonat mit ihrem Mann muss Lulu sich noch anhören, was sie sich denn bitteschön eingebildet habe. Da trifft die gebeutelte Frau ihre erste spontane Entscheidung seit Jahren: Statt zurückzufahren zu Mann und Kindern, bleibt sie einfach in dem Ort am Meer. Eine ungewohnt zurückhaltende Karin Viard glänzt als Lulu, die mangels Geld bereits in der zweiten Nacht auf der Straße schlafen muss. Der Film scheint hier noch auf ein bitteres Drama über soziale und menschliche Kälte hinauszulaufen, doch dann beschreitet die isländische Regisseurin Sólveig Anspach einen anderen Weg. Lulu stolpert an der Felsküste über den tapsig-pummeligen Charles (Bouli Lanners), der sich in sie verliebt, ihr einen Platz zum Schlafen verschafft und auch gegen ein gemeinsames Leben nichts einzuwenden hätte. Doch zunächst ist ihnen noch kein Glück beschieden: Lulu sieht sich von ihrer Familie verfolgt und tritt erneut die Flucht an, bei der sie auf weitere vereinsamte Seelen trifft. Anspach mischt lakonischen Humor mit einer optimistischen Haltung, gibt ihren realistischen Anstrich aber nie auf. Die Aussage ist: Nicht alles ist gut im Leben, aber vieles kann – durch gemeinsame Bemühungen – besser werden. Ihr Film ist deshalb ein gelungenes Paradox: Ein Feelgood-Stoff in Grautönen.
Kommentar verfassen

Kommentieren