Historienfilm | USA/Deutschland 2016 | 87 Minuten

Regie: Liza Johnson

Kurz vor Weihnachten 1970 fliegt der Sänger und Musiker Elvis Presley nach Washington, um US-Präsident Richard Nixon seine Sorgen über die von rebellischen Kräften bedrohten USA kundzutun und ihm gleichzeitig seine Hilfe anzubieten. Die nach einer wahren Begebenheit inszenierte Komödie konzentriert sich nach eher orientierungslosem Anfang auf die Begegnung zwischen den beiden höchst unterschiedlichen Männern. Dabei nimmt der unterhaltsame Film zunehmend Fahrt auf, während die Odyssee ins Oval Office in einem skurril-witzigen Hahnenkampf mündet, aus dem vor allem Nixon verändert hervorgeht. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ELVIS & NIXON
Produktionsland
USA/Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Amazon Studios
Regie
Liza Johnson
Buch
Joey Sagal · Hanala Sagal · Cary Elwes
Kamera
Terry Stacey
Musik
Ed Shearmur
Schnitt
Sabine Hoffman · Michael Taylor
Darsteller
Michael Shannon (Elvis Presley) · Kevin Spacey (Richard Nixon) · Alex Pettyfer (Jerry Schilling) · Colin Hanks (Egil Krogh) · Evan Peters (Dwight Chapin)
Länge
87 Minuten
Kinostart
08.12.2016
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Historienfilm | Komödie
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Michael Shannon und Kevin Spacey in einer Komödie über ein kurioses Gipfeltreffen zwischen dem "King" und US-Präsident Nixon

Diskussion
Elvis Presley ist auch heute noch, fast 40 Jahre nach seinem Tod, der Held der amerikanischen Popkultur, der personifizierte Mythos des Rock’n’Rollers schlechthin. Zu seinen Lebzeiten hatte keiner so viele Schallplatten und Singles verkauft wie er. Noch vor seinem frühen Tod mit 42 Jahren war er zur Ikone des Showbusiness geworden. Kurzum: eine Legende. Presley war aber auch ein exzentrischer Mann, der als alternder Rocker immer fettleibiger, paranoider und eigenbrötlerischer wurde. Dass die Geschichte von „Elvis & Nixon“ auf einer wahren Begebenheit beruht, ist darum gar nicht so abwegig. Und da sein Gegenspieler Richard Nixon ist, der einzige US-Präsident, der jemals zurückgetreten ist und von sich behaupten musste, kein Gauner zu sein („I am not a crook!“), geht es hier, unter der Regie von Liza Johnson, vor allem komisch zu. Man schreibt das Jahr 1970, Elvis Presley ist unzufrieden. Irgendetwas stimmt nicht mit Amerika, zu viele Kräfte – Studenten, Bürgerrechtler, Kriegsgegner – rütteln am Gefüge der stolzen Nation. Etwas muss passieren, und Elvis steht Gewehr bei Fuß. Unterstützt von seinem besten Freund Jerry Schilling, fliegt er kurz vor Weihnachten nach Washington, um Richard Nixon persönlich seine Hilfe anzubieten. Das ist leichter gesagt als getan. Die verblüfften Wachleute am Tor zum Weißen Haus verweigern ihm den Zutritt – ohne Termin geht nichts. Darum schreibt Presley schnell einen Brief und übergibt ihn dem Wachpersonal. Ob er nicht als Bundesagent für das „Bureau Of Narcotics And Dangerous Drugs“ arbeiten könne? Er sei hochmotiviert, habe als Soldat in Deutschland gedient und sei natürlich auch stets bewaffnet, von seinen zahlreichen Kontakten ganz zu schweigen. Nixons Stabschef H.R. Haldeman und sein Mitarbeiter Egil Krogh sind zunächst irritiert. Doch ein Schreiben von Elvis Presley kann auch das Weiße Haus nicht einfach so ignorieren. Nixon hingegen hat keine Lust auf ein Gespräch mit einem Rocksänger. So wartet Presley in seinem Hotel geduldig auf einen Bescheid. Da hat Schilling die rettende Idee: Vielleicht würde sich ja Nixons Tochter über ein handsigniertes Foto des Kings freuen. Es dauert eine Weile, bis sich die Zielrichtung des Films erkennen lässt. „Elvis & Nixon“ mutet zunächst wie eine Parodie auf einen Star an, der jede Bodenhaftung, jeden Bezug zur Realität verloren hat. Michael Shannon, der seinem Vorbild gar nicht ähnlich sieht, spielt Presley sehr zurückhaltend, mit kleinen Manierismen, die er dem Rocksänger abgeschaut hat. Hindernisse und Schwierigkeiten nimmt er verwundert, aber gelassen hin, und wenn er unverrichteter Dinge vor dem Weißen Haus steht, öffentliche Büros entert (zur Freude der Sekretärinnen) oder sich mit Schilling in eine Kneipe hockt (zur Verwunderung der anderen Gäste), haftet ihm immer auch etwas Weltfremdes, Spleeniges und Charmantes an. Das gilt auch für sein politisches Weltbild, das so diffus ist, dass man ihm die konservative Rückwärtsgewandtheit erst gar nicht vorwerfen will. Interessant ist dabei vor allem Presleys Freundschaft zu Schilling, der mit dem Musikbusiness nichts zu tun hat und von Presleys Ruhm nicht profitieren will. Dies ist eine Freundschaft um der Freundschaft willen, geprägt von Respekt und Verständnis. Allerdings führen Schillings private Probleme zu weit weg von dem, was Liza Johnson erzählen will. Doch dann nimmt der Film im letzten Drittel komische Fahrt auf. Nixon mag zwar Präsident der Vereinigten Staaten sein, doch Elvis ist der King. Das Besuchsprotokoll ignoriert er, Etikette bedeutet ihm nichts, und so entwickelt sich ein witziger Hahnenkampf zwischen den beiden Männern, bei dem auch Erdnussschalen und Wasserflaschen den Machtraum abstecken. Kevin Spacey legt seinen zwielichtigen Präsidenten deutlich als Karikatur an. Egal ob Aussprache, Pose oder Temperament – alles ist einen Tick zu übertrieben. So fehlt ihm ein wenig das Staatsmännische und Abgeklärte von Frank Langella aus „Frost/Nixon“ (fd 39 103), einer anderen Begegnung zwischen zwei unterschiedlichen Männern, aus der Nixon verändert hervorging. Dass aus der avisierten Viertelstunde ein 60-minütiger Besuch wurde, ist vor allem Presley zu verdanken. Sein Charme, sein Charisma und seine Chuzpe haben Nixon sichtlich beeindruckt. Das kann nicht jeder von sich behaupten.
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