Drama | USA 2012 | 93 Minuten

Regie: Rick Alverson

Ein alternder Hipster aus Brooklyn, dem der Besitz seines todkranken Vaters eine sorgenfreie Zukunft beschert, vertreibt sich die Zeit mit endlosen Partys und sarkastischem Kurzweil. Zusammen mit Freunden provoziert er Mitmenschen durch eine Pseudo-Aufrichtigkeit, die immer krassere Formen annimmt und die Grenzen des Erträglichen austestet. Die konfrontative „Anti-Komödie“ reiht lose Ereignisse aneinander, die sie dokumentarisch ins Bild setzt, ohne sie dramaturgisch zu verknüpfen. Die experimentelle Struktur stellt sowohl traditionelle Sehgewohnheiten als auch die Grenzen kalkulierter Tabubrüche in Frage. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE COMEDY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Greyshack Films/Glas Eye Pix
Regie
Rick Alverson
Buch
Rick Alverson · Robert Donne · Colm O'Leary
Kamera
Mark Schwartzbard
Schnitt
Michael Taylor · Rick Alverson
Darsteller
Tim Heidecker (Swanson) · Eric Wareheim (Van Arman) · James Murphy (Ben) · Kate Lyn Sheil (Kellnerin) · Gregg Turkington (Bobby)
Länge
93 Minuten
Kinostart
15.09.2016
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Konfrontative Anti-Komödie, die die Grenzen kalkulierter Tabubrüche auslotet.

Diskussion
Mit seinen beiden jüngsten Werken „The Comedy“ und „Entertainment“ (fd 44 156) zielt Regisseur Rick Alverson darauf ab, die Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen der Zuschauer zu unterwandern. Unterhaltung ist hier Antiunterhaltung in dem Sinne, dass sie den Zuschauer nicht befriedigt zurücklässt. „The Comedy“ ist der dritte Spielfilm des Independent-Regisseurs. Der Komiker Tim Heidecker spielt den gelangweilten und snobistischen Swanson, der in Kürze den riesigen Besitz seines todkranken Vaters erben wird. Die Hauptbeschäftigung des teilnahmslosen Swanson besteht darin mit seinen Freunden im New Yorker Stadtteil Williamsburg, einem ehemaligen Künstlerviertel, das nun eine Art Upper-Class-Hipster-Szene beherbergt, zu feiern, auszugehen und nichts zu tun. Fast nichts. Denn Swanson bringt andere Menschen gerne in unangenehme Situationen oder demütigt sie. Der Film besteht aus einer Ansammlung loser Ereignisse aus Swansons Alltag, die dokumentarisch ins Bild gesetzt sind. Eine dramaturgische Entwicklung ist nicht vorhanden. Damit will der Filmemacher die Zuschauer vor den Kopf stoßen und Fragen aufwerfen: Welche Art von Unterhaltung sind wir gewohnt und was erwarten wir? Was halten wir aus und was nicht? Wie in „Entertainment“ ist die Titelgebung auch hier bittere Ironie und Ernst zugleich. „The Comedy“ ist weit entfernt davon, komödiantisch zu sein. Das Lachen bleibt nicht im Halse stecken, denn soweit kommt es gar nicht. Diese Strategie erinnert von fern an Michael Haneke, der die Frage nach dem Unterhaltungswert von Gewaltbildern in „Funny Games“ (fd 32 731) ins Extreme geführt hat. Bei Alverson heißt das Extrem: Unterhaltung mit und ohne Befriedigung. „The Comedy“ ist konfrontativ. Der Film will nicht unterhalten, sondern den Zuschauer fordern. Die Sehgewohnheiten werden in Frage gestellt, narrative Strukturen experimentell aufgebrochen. Manche Schauspieler sind Laien. Alles Dinge, die nicht gerade dazu einladen, sich zurückzulehnen und berieseln zu lassen. Doch das macht nichts. Ganz im Gegenteil.
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