Zwei verlorene Schafe

Komödie | Deutschland 2016 | 88 Minuten

Regie: Sylke Enders

Eine extrovertierte, beruflich auf der Stelle tretende Schauspielerin lässt sich von einem Bischof anheuern, um dessen Sohn, einem Pfarrer, Rhetorik-Unterricht zu erteilen. Zunächst tut sie sich schwer mit dem gehemmten jungen Mann, bis dieser durch die Konfrontation mit dem Leben, tragischen Schicksalen und wahrer Liebe zu reifen beginnt. Leichtfüßige (Fernseh-)Komödie der Lebenslektionen, die mit einer wunderbaren Hauptdarstellerin, pointierten Dialogen und spürbarer Fabulierlust aufwartet. Die Komik entfaltet sich im Umkreis des Liebenswürdigen, ohne auf Tiefe zu verzichten. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Hager Moss Film
Regie
Sylke Enders
Buch
Edda Leesch
Kamera
Cristian Pirjol
Musik
Bert Wrede
Schnitt
Katharina Schmidt
Darsteller
Andrea Sawatzki (Rebecca Fritz) · Franz Hartwig (Thaddäus Gerlach) · Steffi Kühnert (Sina) · Oliver Breite (Dr. Michael Gerlach) · Sandra von Ruffin (Isabelle Stanew)
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Heute sagt man gern: „sei authentisch!“, gemeint ist „Glaubwürdigkeit“: eine Tugend, die als Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit des Wesens jeden zieren sollte, für zwei Berufe jedoch überlebensnotwendig ist: den Schauspieler und den Pfarrer. Wenn der Akteur die Rolle nicht überzeugend verkörpern und der Pfarrer den Glauben nicht glaubwürdig verkünden kann, dann bleiben – wie das heute allzu oft der Fall ist – Theater und Kirche leer. Davon erzählt Sylke Enders in ihrer herrlich leichtfüßigen Wie-coacht-man-einen-Pfarrer-Komödie und schenkt Andrea Sawatzki eine in jeder Hinsicht funkelnde Glanzrolle. Sawatzki als Rebecca: eine wunderbar verpeilte, traumtänzerische, auf ihr Ego-Theater fixierte Schauspielerin, die einfach nicht wahrhaben will, dass sie kein gefragter Bühnenstar mehr ist und gagenfrei in Kellertheatern tingeln muss. Rebeccas Glück: ein Jugendfreund, nun einflussreicher Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Berlin, engagiert sie, um seinem Sohn Thaddäus Rhetorik-Unterricht zu geben. Denn dieser arme Jungpfarrer Thaddäus predigt seine architektonisch supermoderne Kirche ratzeputz leer. Unter der Fuchtel des karriereorientierten Vaters verkümmerte er zum verklemmten, gehemmten, lebensfremden Wesen, das nun unter Rebeccas Regiment, konfrontiert mit Stadtviertel-Alltag, tragischen Schicksalen und wahrer Liebe, reifen darf. Er braucht ja keine Rhetorik-Tricks, sondern Lebensreife. Eine Komödien-Konstellation, die sich wie ein Strauß bunter Blumen entfaltet. Sylke Enders und Drehbuchautorin Edda Leesch suchen thematisch und inszenatorisch nicht nach dem Abgründigen oder Exzentrischen, sie tun gut daran, im Umkreis des Liebenswürdigen und lebensphilosophisch Nachdenklichen zu bleiben. So steuert diese Komödie der Lebenslektionen mit pointierten Dialogen und immer spürbarer Fabulierlust auf ein Finale zu, das Thaddäus die dringend benötigte Lebenserfahrung und dann eben auch seine Glaubwürdigkeit als Pfarrer zuteilwerden lässt.
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