Valie Export - Ikone und Rebellin

Dokumentarfilm | Österreich 2015 | 52 Minuten

Regie: Claudia Müller

Unter dem Namen VALIE EXPORT hat sich die österreichische Medien- und Aktionskünstlerin Waltraud Höllinger (geb. 1940) seit den 1960er-Jahren als Pionierin provokanter feministischer Kunst einen Namen gemacht. Einfühlsam zeichnet der filmische Essay den Werdegang von VALIE EXPORT nach, wobei neben ihr auch nahestehende Künstlerinnen wie Elfriede Jelinek und Marina Abramovic und Vertreter des Kunstbetriebes zu Wort kommen. Als Porträt höchst informativ, lebt der Film vor allem von den Aufzeichnungen der Performances, deren anarchischer Geist immer noch spürbar ist. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
VALIE EXPORT - IKONE UND REBELLIN
Produktionsland
Österreich
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Wega Film
Regie
Claudia Müller
Buch
Claudia Müller
Kamera
Christoph Lerch
Musik
Eva Jantschitsch
Schnitt
Anette Fleming
Länge
52 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm | Künstlerporträt
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Heimkino

Verleih DVD
absolut (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Auf dem DVD-Cover sieht sie wie eine radikalere Variante von Emma Peel aus. Der schwarze Ganzkörperanzug bildet einen betörenden Kontrast zu dem roten Langhaar. Die Augen lachen spitzbübisch, vielleicht, weil die um den Hals hängende Kamera beinahe wie eine phallisch-kämpferische Fortsetzung ihres Oberkörpers wirkt? 1969 gelang VALIE EXPORT ein Meisterwerk der Performance.

Diskussion
Auf dem DVD-Cover sieht sie wie eine radikalere Variante von Emma Peel aus. Der schwarze Ganzkörperanzug bildet einen betörenden Kontrast zu dem roten Langhaar. Die Augen lachen spitzbübisch, vielleicht, weil die um den Hals hängende Kamera beinahe wie eine phallisch-kämpferische Fortsetzung ihres Oberkörpers wirkt? 1969 gelang VALIE EXPORT ein Meisterwerk der Performance. Sie ging mit der „Aktionshose: Genitalpanik“ ins Kino und ließ sich mit wütender Miene, einem ausgeschnittenen Loch im Schritt und einem Maschinengewehr fotografieren. Warum Kino? Weil es der Ort war, an dem auch Pornografie zu sehen war und damit der männlich selektive Blick auf weibliche Geschlechtsorgane dominierte. Der Pionierin der feministischen Kunst, die sich in der Durchgangszone ihre Brüste von ins Rampenlicht der Kamera gezerrten Voyeuren im „Tapp- und Tastkino“ betatschen ließ und in einer anderen Aktion ihren Körper mutwillig an Glasscherben verletzte, der zukunftsweisenden Kunsttheoretikerin und Professorin, widmet Regisseurin Claudia Müller einen einfühlsamen filmischen Essay, in dem es wohltuenderweise an kompetenten Interview-Partnerinnen nicht mangelt, von Elfriede Jelinek, mit der VALIE EXPORT zusammen einen experimentellen Film drehte, über die von ihr beeinflussten Künstlerinnen Marina Abramovic und Kiki Smith bis zu Carolee Schneemann, mit der sie eine frühe Freundschaft verband. Parallel, aber unabhängig voneinander lösten sie mit ihrer selbstbestimmten Körperkunst, die eine eigene Perspektive auf Sex mit einschloss, Skandale aus. VALIE EXPORT ging aber weiter, trieb ihre Kunst ins Politische und brach konsequent mit den bisherigen Sehgewohnheiten. Die Kunstbetrieb-Seite decken u.a. MoMA-Kurator Stewart Comer und Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig in Köln, ab. In acht Kapiteln zeichnet Müller VALIE EXPORTs Werdegang im internationalen Kontext nach. Sie taucht in ihre Kindheit in einem Linzer Lehrerhaushalt ein, begleitet sie ins Wien der 1960er-Jahre, das von der Männer-Riege der Wiener Aktionisten beherrscht wurde, und in die Gegenwart, die Zeit der späten Anerkennung auch in ihrer Heimat, die lange die Verdienste der nicht nur in der Medienkunst vielseitig aktiven Legende ignorierte. In einer ehemaligen Linzer Tabakfabrik entsteht gerade ein VALIE-EXPORT-Forschungscenter, das Teile ihres Archivs beherbergen soll. Und auch das überaus informative Porträt geizt nicht mit Fotos, Filmausschnitten und Aufzeichnungen von Performances, in denen der frische Geist der Provokation immer noch spürbar ist. Die Extras flankieren diese gerade mal 52 Minuten lange Ikonen-Begegnung mit Rundgängen von VALIE EXPORTS letzten Großausstellungen. Ein überfälliges Konzentrat einer überquellenden Amazonen-Vita.
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