Ein alternder, einst erfolgreicher Theater-Star empfindet, dass er sein Talent eingebüßt hat, zieht sich von der Bühne zurück und stürzt in eine tiefe Krise. Die Affäre mit einer wesentlich jüngeren, eigentlich erklärtermaßen lesbischen Frau wirkt für ihn wie ein Lebenselixier, birgt aber auch ihre Tücken, weil sich der Mann dabei nicht nur emotional verausgabt. Auf einer Erzählung von Philip Roth fußende Tragikomödie, die die drastischen Sexszenen des Textes weitgehend ausspart, mit zwei überzeugenden Hauptdarstellern jedoch ähnlich intensiv von der Sehnsucht nach Nähe und der Verbindung zu einem Gegenüber erzählt.
- Ab 16.
Der letzte Akt (2014)
Literaturverfilmung | USA/Italien 2014 | 112 Minuten
Regie: Barry Levinson
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE HUMBLING
- Produktionsland
- USA/Italien
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Ambi Pic./Hammerton Prod./Stonelock Pic.
- Regie
- Barry Levinson
- Buch
- Buck Henry · Michal Zebede
- Kamera
- Adam Jandrup
- Musik
- Marcelo Zarvos
- Schnitt
- Aaron Yanes
- Darsteller
- Al Pacino (Simon Axler) · Greta Gerwig (Pegeen Mike Stapleford) · Nina Arianda (Sybil) · Dylan Baker (Dr. Farr) · Charles Grodin (Jerry)
- Länge
- 112 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Literaturverfilmung | Tragikomödie
Heimkino
„Er hatte seinen Zauber verloren.“ So beginnt Philip Roths Roman „Die Demütigung“ (2009), und genau in dieses Dilemma kommt zügig auch Barry Levinsons Verfilmung um einen 65-jährigen Theater-Star, dem der Glaube an sein Talent und sein Charisma abhandengekommen ist, sodass er sich von der Bühne zurückzieht. Gleich zu Beginn sieht man diesen Simon Axler, dargestellt von Al Pacino, in der Garderobe, wie er auf seinen Auftritt wartet und an den berühmten Versen aus Shakespeares „Wie es euch gefällt“ laboriert.
Diskussion
„Er hatte seinen Zauber verloren.“ So beginnt Philip Roths Roman „Die Demütigung“ (2009), und genau in dieses Dilemma kommt zügig auch Barry Levinsons Verfilmung um einen 65-jährigen Theater-Star, dem der Glaube an sein Talent und sein Charisma abhandengekommen ist, sodass er sich von der Bühne zurückzieht. Gleich zu Beginn sieht man diesen Simon Axler, dargestellt von Al Pacino, in der Garderobe, wie er auf seinen Auftritt wartet und an den berühmten Versen aus Shakespeares „Wie es euch gefällt“ laboriert: „Die ganze Welt ist Bühne/ Und alle Fraun und Männer bloße Spieler./ Sie treten auf und gehen wieder ab,/ Sein Leben lang spielt einer manche Rollen/ Durch sieben Akte hin.“ Wo bleibt bei diesem Rollenspielen die Wahrhaftigkeit? Axler fühlt, dass er sie in seiner Kunst verloren hat und sein Publikum nicht mehr emotional erreicht. So stürzt er sich als letzte große Geste effektvoll von der Bühne, landet erst im Krankenhaus und dann in einer psychiatrischen Klinik, um sich schließlich depressiv und einsam in seinem Anwesen auf dem Land zu verkriechen. Bis, wie in vielen anderen Roth-Stoffen, eine schöne, wesentlich jüngere Frau auftaucht und auf den alternden Mann wie ein Lebenselixier wirkt, sich aber auch als äußerst strapaziös für seine Nerven, seinen Körper und seinen Geldbeutel erweist.
Al Pacino mag mit seinen zierlichen 1,70 Metern nicht gerade der Hüne sein, als den Philip Roth seinen Romanhelden beschreibt – aber er ist, und nur darauf kommt es an, ein Schauspiel-Titan, und Levinson richtet seine Adaption von Roths Roman ganz darauf aus, ihm eine adäquate Bühne zu geben. Die Rolle des Simon Axler ist denn auch eine der stärksten Auftritte, die man von Pacino in den letzten Jahren gesehen hat. Die Drehbuchautoren Buck Henry und Michal Zebede und der Regisseur nutzen den Roman dabei lediglich als Steilvorlage: Sie greifen zwar durchaus viele Figuren und Handlungselemente auf, nehmen sich aber auch Freiheiten und schlagen letztendlich einen anderen Ton an als Roth, indem sie die Tragödie des alternden Mannes komödiantisch-ironisch und bisweilen surreal unterwandern. Als Glücksgriff erweist sich dabei auch die Besetzung der jüngeren Geliebten durch Greta Gerwig. Sie verwandelt Pegeen, die eigentlich lesbisch ist, für ihr Kindheitsidol Simon aber eine heterosexuelle Phase einlegt und sich von ihm mittels Frisur und Klamotten vom Tomboy zur „fraulichen“ Schönheit stylen lässt, von der Femme fatale in eine grundsolide, liebenswürdige Frauenfigur, die bei aller Kapriziösität eine entwaffnende Bodenständigkeit ausstrahlt. Den Sex, den Roth in gewohnter Drastik ausmalt, spart der Film weitgehend aus, was allerdings nicht prüde wirkt, sondern unterstreicht, dass Axlers Faszination für Pegeen nicht nur eine körperliche Anziehung ist, sondern der ganzen vitalen, selbstbewussten Person gilt. Womit es in dem Film trotz aller Unterschiede um das geht, um was auch der Roman kreist: um die Sehnsucht danach, die undurchdringliche Grenze zwischen dem Ich und den anderen zumindest zeitweise zu überwinden, eine Verbindung herzustellen – sei es durch die Liebe oder durch die Kunst.
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