Komödie | Niederlande/Belgien/Großbritannien/Irland/Deutschland 2015 | 101 Minuten

Regie: Mike van Diem

Ein depressiver Multimillionär will nach dem Tod seiner Mutter aus dem Leben scheiden und beauftragt eine illegale Organisation, ihn ins Jenseits zu befördern. Dabei lernt er eine schüchterne Frau kennen, die ihm durch die Sinne geistert, während er auf sein Ende wartet. Die schwarzhumorige Tragikomödie balanciert auf einem schmalen Grat und mischt den Liebesfilm pointiert mit dem Thema Sterbehilfe, ohne auf die angeschnittenen Fragen klare Antworten zu haben. Die Inszenierung ist trotz der melancholischen Grundierung leichtfüßig und fokussiert auf beide Protagonisten. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
DE SURPRISE
Produktionsland
Niederlande/Belgien/Großbritannien/Irland/Deutschland
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
N279 Ent./FATT Prod./Prime Time/Riva Filmprod./Fastnet Films/Isabella Films/Mollywood
Regie
Mike van Diem
Buch
Mike van Diem
Kamera
Rogier Stoffers
Musik
Brian Byrne
Schnitt
Jessica de Koning
Darsteller
Jeroen van Koningsbrugge (Jacob van Zuylen de With) · Georgina Verbaan (Anne de Koning) · Jan Decleir (Cornald Muller) · Henry Goodman (Mr. Jones) · Ankur Bahl (Asif)
Länge
101 Minuten
Kinostart
10.11.2016
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Liebesfilm
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IMDb | TMDB

Depressiver Multimillionär will sterben, verliebt sich dann aber in eine mysteriöse Frau. Schwarzhumorige Tragikomödie von Mike van Diem

Diskussion
Seit Jahren hat Jacob van Zuylen de With nicht mehr gelacht oder geweint. Der Grund hängt jedoch nicht mit seinen aktuellen Lebensverhältnissen zusammen. Das Konto des Multimillionärs ist voll, er besitzt ein riesiges Anwesen, seine Autosammlung beherbergt nur die teuersten Modelle, Bedienstete kümmern sich um alle Angelegenheiten seines stattlichen Hauses und Gartens, ein Angestellter organisiert seine Termine. Erst ein Blick in die Vergangenheit offenbart sein Schicksal und den Grund für seine Emotionslosigkeit. Als er ein kleiner Junge war, verschwand sein Vater. Jacob litt sehr darunter und tötete alle Emotionen, die er in sich trug. Jetzt, da auch seine Mutter gestorben ist, versucht er sich umzubringen. Doch das will nicht gelingen. Deshalb kontaktiert er eine Organisation, die ihr Geld damit verdient, Menschen auf deren Wunsch hin zu töten. Jacob hat gerade die Modalitäten mit dem Unternehmen abgestimmt, aus dessen Kontrakt er nicht mehr aussteigen kann. Er muss nur noch einen Sarg aussuchen, als er dort auf die schüchterne Anne de Koning trifft, die ebenfalls keinen Sinn mehr in ihrem Leben sieht. Sie reden kurz, verabschieden sich dann aber voneinander. Doch während Jacob in den kommenden Tagen ungeduldig auf seinen Tod wartet – schließlich hat er die Option „Surprise“ gewählt, bei der er nicht weiß, wann und wie er aus dem Leben scheidet – entschließt er sich, Anne wiederzusehen. Mit dem Zusammentreffen der beiden Figuren legt der Film die Grundlage für eine Romantic Comedy nach klassischer Struktur. Deren Elemente finden sich durchaus wieder: Jacob und Anne tragen kaum noch Lebensenergie in sich, beide existieren am Tiefpunkt und könnten einander wieder neuen Lebensmut vermitteln. Doch Regisseur Mike van Diem belässt es nicht bei dieser einfachen Formel. Vielmehr spricht er ein aktuelles, auch kniffliges Thema an: das so genannte selbstbestimmte Sterben; der aktive Sterbehelfer ist in diesem Fall das Unternehmen „Elysium“. Die Organisation bewegt sich außerhalb der Gesetze, das räumt der Geschäftsführer selbst ein. Der „Elysium“-Chef rechnet im Blick auf den demografischen Wandel aber mit einer dramatisch wachsenden Nachfrage. In der Hoffnung, dass sein Geschäft irgendwann legal sei, blickt er auf eine „wunderbare Zukunft“. Stellenweise macht es sich der Film etwas einfach. Wenn es um den Tod eines alten Menschen geht, werden bloß die Methoden aufgezeigt, um dies ins Werk zu setzen. Die Frage nach einem Weiterleben wird nicht gestellt. Dies spiegelt die Schwierigkeiten einer klaren Antwort zum Thema Sterbehilfe. Denn die maßt sich „Surprise“ auch nicht an. Obwohl es viel um den Tod geht, kommt das Wort lange Zeit nicht vor. Jacob und Anne reden stattdessen von einer „Reise“, der „nächsten Etage“ oder dem „höherem Level“. Der Tod wird als etwas Positives besetzt. Vor allem Jacob scheint durch den Entschluss, sein Lebensende in andere Hände zu geben, aber auch durch das Treffen mit Anne regelrecht aufzublühen. Die Tragikomödie wirkt trotz der schweren Themen unbeschwert und leicht. „Sie sind in der Hoffnung, dass sich etwas ändert, in den Aufzug gestiegen. Jetzt muss nur noch jemand den Knopf drücken“, sagt Jacob zu Anne. Auf dem schmalen Grat zwischen Tragik und Komik blitzt immer wieder herrlich pointiert schwarzer Humor auf. Die mit kniffeligen Wendungen und einigen Überraschungen inszenierte romantische Komödie ist ein kluger, cleverer Film, der zum Nachdenken zwingt, wenn es heißt: „Wir machen gute Arbeit, oder?“
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