4K UHD. | USA 2016 | 96 Minuten

Regie: Clint Eastwood

Im Winter 2009 kollidiert ein Passagierflugzeug kurz nach dem Start in New York mit einem Schwarm Wildgänse. Um einer Katastrophe zu entgehen, landet der Flugkapitän die Maschine mit kühl kalkulierter Präzision auf dem Hudson River. Die Nacherzählung der wahren Ereignisse konzentriert sich ganz auf die Person des Kapitäns, was dem Geschehen eine tiefere, auf Charakterstärke und Entscheidungsfähigkeit gegründete Dimension verleiht. Das vorzüglich inszenierte und gespielte Drama bleibt nicht zuletzt durch die ins Zentrum gerückte menschliche Komponente durchgängig spannend. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
SULLY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Warner Bros. Pic./Village Roadshow Pic./Malpaso Prod./Flashlight Films/The Kennedy/Marshall Co.
Regie
Clint Eastwood
Buch
Todd Komarnicki
Kamera
Tom Stern
Musik
Christian Jacob · Tierney Sutton Band
Schnitt
Blu Murray
Darsteller
Tom Hanks (Chesley "Sully" Sullenberger) · Aaron Eckhart (Jeff Skiles) · Laura Linney (Lorraine Sullenberger) · Anna Gunn (Dr. Elizabeth Davis) · Autumn Reeser (Tess Soza)
Länge
96 Minuten
Kinostart
01.12.2016
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
4K UHD. | Biopic | Drama
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. das Feature "Sully Sullenberger: The Man Behind The Miracle" (19 Min.). Die BD erweitert das Bonusmaterial um die beiden Feature "Moment für Moment: Das Abwenden der Katastrophe auf dem Hudson" (16 Min.) und "Bis zum Hals im Hudson: Die Dreharbeiten" (20 Min.).

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 2.35:1, TrueHD engl., DD5.1 dt.) 4K: Warner (16:9, 2.35:1, Dolby_Atmos engl./dt.)
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Spannendes Drama mit Tom Hanks als Flugkapitän Chesley Sullenberger, der im Winter 2009 ein Flugzeug auf dem Hudson River notlandete.

Diskussion
„Als Kind hat man mich gelehrt, im Leben nicht in Panik zu geraten, was einen nur ineffektiv machen würde und unfähig, anderen oder sich selbst zu helfen.“ Das ist O-Ton Chesley Sullenberger, jener Flugkapitän, der im Winter 2009 ein vollbesetztes Passagierflugzeug auf dem Hudson River notlandete und damit allen 155 Insassen das Leben rettete. Die meisten im US-amerikanischen Publikum, die die Geschichte dieser spektakulären Landung jetzt auf der Kinoleinwand sehen, kennen den längst nur noch Sully genannten Flugkapitän aus unzähligen Fernsehinterviews und Zeitungsartikeln. Sie wissen auch um den Ablauf der Ereignisse, oft bis ins Detail. Regisseur Clint Eastwood und sein Drehbuchautor Todd Komarnicki mussten sich deshalb auf ein anderes Zentrum einigen, um die Anteilnahme der Zuschauer an ihrer filmischen Nacherzählung aufrecht zu erhalten. Sie haben dies in der Figur von Chesley Sullenberger gefunden. Obwohl alle Szenen des Films von der Notlandung im Hudson handeln, steht der Flugkapitän auf eine Weise im Mittelpunkt, wie es auch großen Filmhelden sonst selten geschieht. Die Realität hat dem Film eine stark emotionale Geschichte als Vorlage geliefert, die eigenartigerweise kein bisschen darunter leidet, dass man ihren Ablauf und ihr Ende bereits kennt. Jedes Bild, jedes Wort, jeder Effekt ist nämlich unverrückbar verankert in der Figur des Mannes, der diese Heldentat mit äußerster Konzentration und kaum begreiflicher Nüchternheit wie ein Kapitel seines langen Fliegeralltags vollbracht hat, auf sich selbst und seine Erfahrung vertrauend und auf seinen festen Willen, das Leben der ihm anvertrauten Menschen zu retten. In seiner Zeit als Darsteller und in den vielen Jahren hinter der Kamera hat Eastwood so manchem „Helden“ zu neuem Leben auf der Leinwand verholfen, mal auf melodramatische, mal auf abenteuerliche, oft auch auf vaterländisch-heroische Weise. Angesichts von „Sully“ erscheinen diese Filme jetzt in gewisser Weise fast als Vorstudien, um der Figur dieses Flugkapitäns Herr zu werden, der die Eigenschaften eines wirklichen Helden in seiner Gestalt, seinem Handeln und seiner moralischen Integrität tausendmal besser verkörpert als irgendeiner der vielen Western- und Kriegshelden, die sich in Eastwoods Karriere zuvor getummelt haben. Dasselbe lässt sich für Tom Hanks sagen, der zwischen „Forrest Gump“ (fd 30 995) und „Captain Phillips“ (fd 42 014) schon unzählige Male auf dem Weg zu einer Gestalt wie Chesley Sullenberger war. Sullenberger hat in einem Interview gesagt: „Obwohl ich noch nie etwas Ähnliches getan hatte, war ich überzeugt davon, dass ich es tun könnte. Die Lösung war, eine mentale Vorstellung davon zu haben, wie der Notfall gelöst werden sollte: Mich zur Ruhe zwingen, das Flugzeug zu fliegen und Prioritäten für eine Landung zu setzen.“ Hanks hat sein Porträt konsequent nach diesem Vorbild modelliert. Die entscheidende Frage für die Filmemacher war wohl, wie man aus einem Ereignis, das insgesamt nur 208 Sekunden gedauert hat, einen abendfüllenden Film macht. 208 Sekunden dauert es nämlich von dem Moment, als Flug 1549 kurz nach dem Start vom New Yorker La Guardia Flughafen mit einem Schwarm kanadischer Wildgänse kollidierte, bis zu der Notlandung im eiskalten Hudson River. Die Antwort ist einfach, wenn auch für einen Hollywood-Film ungewöhnlich, solange man sich nicht in erster Linie auf die drohende Katastrophe konzentriert, sondern auf den Mann, der sie vermieden hat. Wie Eastwood und sein Autor das getan haben. Zu berichten ist da unendlich viel: Was geht in diesem Menschen vor, während der kurzen Entscheidungsphase, während der Rettungsaktion, den nervtötenden Sitzungen des National Transportation Safety Boards, während der einsamen Nächte in einem New Yorker Hotel und der Telefongespräche mit seiner zunächst ahnungslosen Frau? Professionelles und Privates, Sensationelles und nüchterne Analyse kommen da zusammen und kristallisieren sich unter Eastwoods Regie immer wieder in extremen Großaufnahmen des Gesichts eines Mannes, der in seinen Träumen einen ganz anderen, katastrophalen Ausgang des Flugmanövers erlebt, vor den Schranken des Untersuchungskomitees aber mit präziser Klarheit Rede und Antwort steht. Eastwood war als Regisseur stets dann am besten, wenn er aufregende Situationen ganz unaufgeregt-sachbezogen erzählt hat und wenn er seine Darsteller motivierte, alles Dramatische aus ihrem Spiel zu verbannen. In „Sully“ kommt in hohem Maße sein technisches Können hinzu, seine fast intuitive Fähigkeit, das Gefühl für Zeitabläufe durch geschickte Zeitsprünge zu ersetzen, die der bekannten Handlung neue Spannung verleihen. Das scheinbare Paradox, das schon aus anderen Eastwood-Filmen bekannt ist, dass gerade die nüchternsten, konkretesten Szenen eine erstaunliche emotionale Kraft entfalten, kommt in „Sully“ zu besonderer Wirkung. Auch wenn man kein Freund der Ideologie so mancher Eastwood-Filme ist, muss man zugestehen, dass sich der inzwischen 86-jährige Regisseur im Lauf seines langen Lebens zu einem der profiliertesten, handwerklich immer spartanischeren, aber gleichzeitig in der Analyse der menschlichen Psyche immer wirkungsvolleren Filmemacher entwickelt hat.
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