11.22.63: Der Anschlag

Drama | USA 2016 | 419 (acht Folgen) Minuten

Regie: Kevin Macdonald

Ein High-School-Lehrer reist ins Jahr 1960, um das Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy zu verhindern. Sein Vorhaben wird durch den vermeintlichen Attentäter Lee Harvey Oswald wie auch die Vergangenheit selbst erschwert, die sich gegen Änderungen zu sträuben scheint. Seine Zuneigung zu einer Bibliothekarin verkompliziert die Mission weiter. Adaption des gleichnamigen Romans von Stephen King. Die als betont langsam inszenierte achtteilige Miniserie unterhält als spannend-kurioses Spiel mit den historischen Mythen. Zugleich entzaubert sie auch rückwärtsgewandte Utopien, zumal hinter scheinbarer Normalität immer wieder Rassismus, Gewalt und Bigotterie lauern. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
11.22.63
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Carpenter B/Bad Robot/Warner Bros. Television
Regie
Kevin Macdonald · Fred Toye · James Strong · James Franco · John David Coles
Buch
Bridget Carpenter · Quinton Peeples · Brian Nelson · Brigitte Hales
Kamera
David Katznelson · Adam Suschitzky
Musik
Alex Heffes
Schnitt
Dorian Harris · Sue Blainey · Michael Fox · Plummy Tucker
Darsteller
James Franco (Jake Epping / Jake Amberson) · Chris Cooper (Al Templeton) · Sarah Gadon (Sadie Dunhill) · Lucy Fry (Marina Oswald) · George MacKay (Bill Turcotte)
Länge
419 (acht Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (1,3-4,6-8)
ab 16 (2,5)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Mystery | Science-Fiction

Heimkino

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl., DD2.0 dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl., DD5.1 dt.)
DVD kaufen

Ein High-School-Lehrer reist ins Jahr 1960, um das Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy zu verhindern. Adaption des gleichnamigen Romans von Stephen King.

Diskussion
Oliver Stone wird’s freuen: Noch immer scheint es die vornehmste Pflicht eines jeden anständigen weißen US-Amerikaners, der sich im Besitz eines Zeit-Portals befindet, den Mord an Präsident Kennedy am 22. November 1963 in Dallas zu verhindern und die Welt so zu einem schöneren Fleck zu machen. Umso mehr gilt dies, wenn, wie im Falle des Literatur-Dozenten Jake Epping (James Franco) eine umfassende Lebenskrise hinzukommt. Sein Zeitportal, hier schön »Rabbit Hole« genannt, befindet sich in der Besenkammer des altmodischen Diners, den sein Freund Al Templeton seit einer Ewigkeit führt. Und, klar, wie bei jeder anderen Zeitreise gilt es, ein paar Regeln zu beachten, deren widersprüchliches Ineinanderspiel dazu führt, dass eine Zeitreise nicht oder gerade aus dem Ruder läuft. Und dann ist da ja auch noch die Vergangenheit selbst, die dem Zeitreisenden mal mehr, mal weniger schmerzhaft zu signalisieren weiß, dass er »hier« nicht hingehört. Mit der achtteiligen Miniserie »11.22.63« hat der US-Streaming-Dienst »Hulu« der Konkurrenz ein schönes Stück Qualitätsfernsehen vor die Nase gesetzt, eine Stephen King-Verfilmung, produziert von u.a. J.J. Abrams und Kevin MacDonald und mit James Franco, Chris Cooper, Josh Duhamel, Daniel Webber und Sarah Gadon in den Hauptrollen. Betont langsam erzählt, widmet sich »11.22.63« nicht nur den üblichen psychologischen Verwerfungen eines Zeitreisenden, der so lange in der Vergangenheit lebt, dass er dort persönliche Beziehungen eingeht, sondern unterhält als mitunter komisches Period Piece, das Mythen und Medienbilder um den Kennedy-Mord und Lee Harvey Oswald kunstvoll innerhalb der Handlung noch einmal präsentiert und auch eine Studie in Sachen Kulturgeschichte ist. Denn nicht nur muss Epping sich auf die Gegebenheiten der guten, alten Zeit mit Mimikry einlassen, sondern entdeckt zugleich, dass hinter der Fassade des Normalen überall Rassismus, Gewalt und Bigotterie lauern. Für den Zuschauer sind die frühen 1960er-Jahre eben genauso weit entfernt wie für den zeitreisenden Protagonisten. Schließlich entzaubert der Film nicht nur jene Zeit, die diejenigen als rückwärtsgewandte Utopie erträumen, die glauben, Amerika qua Protestwahl wieder groß machen zu können, sondern sie macht auch Schluss mit der Vorstellung, dass die Dinge mit »JFK« sich zum Besseren entwickelt hätten.
Kommentar verfassen

Kommentieren