Die gesammelten Peinlichkeiten unserer Eltern in der Reihenfolge ihrer Erstaufführung

Tragikomödie | USA 2015 | 102 Minuten

Regie: Jason Bateman

Die beiden erwachsenen Kinder eines anarchistischen Künstler-Ehepaars müssen sich widerstrebend ein weiteres Mal mit ihren Eltern auseinandersetzen, die eventuell einem Serienkiller zum Opfer gefallen sind. Melancholisches Psychogramm einer Künstler-Familie, das zwischen lustvollen Albernheiten und bitterbösem Drama die Dynamik der glänzend besetzen Figuren auslotet. - Ab 14.
Zur Filmkritik filmfriend

Filmdaten

Originaltitel
THE FAMILY FANG
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Aggregate Films/Red Crown Prod./Blossom Films/Olympus Pic./Papagjika Salloway Prod./QED Int.
Regie
Jason Bateman
Buch
David Lindsay-Abaire
Kamera
Ken Seng
Musik
Carter Burwell
Schnitt
Robert Frazen
Darsteller
Jason Bateman (Baxter Fang) · Nicole Kidman (Annie Fang) · Christopher Walken (Caleb Fang) · Maryann Plunkett (Camille Fang) · Jason Butler Harner (Caleb Fang (jung))
Länge
102 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Tiberius (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Tiberius (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
DVD kaufen

Ist das Kunst oder peinlicher Blödsinn? Die beiden Kritiker, die über das Werk der Fangs diskutieren, können da keinen gemeinsamen Nenner finden. Ähnlich geht es den beiden erwachsenen Kindern jenes Ehepaars Fang, das seit den 1970er-Jahren als ebenso prominentes wie umstrittenes Duo an diversen öffentlichen Plätzen Chaos stiftet.

Diskussion
Ist das Kunst oder peinlicher Blödsinn? Die beiden Kritiker, die über das Werk der Fangs diskutieren, können da keinen gemeinsamen Nenner finden. Ähnlich geht es den beiden erwachsenen Kindern jenes Ehepaars Fang, das seit den 1970er-Jahren als ebenso prominentes wie umstrittenes Duo an diversen öffentlichen Plätzen Chaos stiftet. Das Prinzip der Eltern: unangekündigt irgendwo auftauchen, harmlose Passanten mit mehr oder minder schockierenden oder makabren Aktionen konfrontieren und sehen, wie sie darauf reagieren. Dabei waren Annie und Baxter als „Kind 1“ und „Kind 2“ fester Bestandteil, wie diverse Rückblenden zeigen. So musste zum Beispiel Baxter als Knirps bei einem fingierten Banküberfall die Pistole schwingen, während Annie die Tochter einer dabei aus Versehen erschossenen Kundin spielte. Ein Missbrauch der Kinder zugunsten eines radikalen Kunstkonzepts, der Baxter und Annie ab und an wohl Spaß machte, latent aber Groll und tiefe Verunsicherung hinterließ. Als Erwachsene haben es die Geschwister zwar geschafft, sich von der Teilnahme an solchen Performances zurückzuziehen und eigene künstlerische Karrieren zu lancieren – Annie als Schauspielerin, Baxter als Autor –, jedoch machen ihnen diverse Rückschläge schwer zu schaffen. Als die beiden Alten während einer Reise verschwinden und die Polizei die jungen Fangs darüber informiert, dass sie Opfer eines Serienkillers geworden sein könnten, sind sie ratlos: Ist das nur eine weitere grenzwertige Inszenierung ihrer Erzeuger oder bitterer Ernst? Jedenfalls wird das Ganze zum Anlass, sich endlich grundsätzlich mit den berühmten Eltern und den eigenen Erwartungen an Familie, Kunst und das Leben im Allgemeinen auseinanderzusetzen. Die Verfilmung von Kevin Wilsons gleichnamigem Roman ist die zweite Langfilm-Regie des Schauspielers Jason Bateman nach „Bad Words“ (2013), und wie das Debüt rankt sich auch dieser Film um Fortysomethings, die so sehr an Erlebnissen ihrer Kindheit herumkrebsen, dass sie es nie geschafft haben, erwachsen zu werden. Daraus schlägt Bate-man komödiantisches Kapital, ohne die dunklen Töne zu überspielen, die in den Geschichten mitschwingen: Bemerkenswert geschickt balanciert sein Film zwischen lustvoll ausgespielter Albernheit und bitterbösem Familiendrama. Dabei kann sich Bateman auf sein Talent als Komödiant verlassen, der ähnlich wie Steve Carell oder Ben Stiller bei aller Blödelei immer auch eine melancholisch-verletzliche Seite sichtbar macht; hinzu kommen hochkarätige Kollegen wie Christopher Walken und Nicole Kidman, die ihre Figuren ähnlich vielschichtig anlegen. Vor allem Christopher Walken bietet als Vater Fang, der sowohl rebellischer Künstler als auch despotischer Familienpatriarch ist, eine Meisterleistung und macht es dem Zuschauer ebenso schwer wie seinen Film-Kindern, eine eindeutige Haltung zu der Figur zu finden. Inszenatorisch hält sich Bateman mit Urteilen über die Figuren und ihre Kunst- und Lebensentwürfe sichtlich zurück: Ihm geht es weder um ein Bashing der exzentrischen 1968er-Eltern noch ums Bloßstellen ihrer chronisch unreifen, zwischen zu vielen Möglichkeiten he-rumeiernden Sprösslinge, vielmehr um das bei allem Klamauk sensible Psychogramm einer Künstler-Familie, bei der das Ringen um gegenseitige Anerkennung und Liebe untrennbar und unheilvoll mit der kreativen Arbeit verbunden ist.
Kommentar verfassen

Kommentieren