Katharina Luther

Biopic | Deutschland 2017 | 106 Minuten

Regie: Julia von Heinz

Biografischer (Fernseh-)Film über die "Lutherin" Katharina von Bora (1499-1552), die als Kind ins Kloster gesteckt wurde, nach ihrer Heirat mit dem protestantischen Reformator Martin Luther dessen Haushalt organisierte und ihm als umsichtiger Widerpart zur Seite stand. Die Inszenierung setzt ganz aufs Klischee der starken Frau und vernachlässigt dabei sowohl die religiösen als auch die gesellschaftlichen Dimensionen im Leben der ehemaligen Klosterfrau. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
EIKON/Cross Media/Tellux Film/Conradfilm/mdr/ARD Degeto/BR/SWR
Regie
Julia von Heinz
Buch
Christian Schnalke
Kamera
Daniela Knapp
Musik
Gert Wilden
Schnitt
Georg Söring
Darsteller
Karoline Schuch (Katharina Luther) · Devid Striesow (Martin Luther) · Ludwig Trepte (Philipp Melanchthon) · Martin Ontrop (Lucas Cranach) · Claudia Messner (Barbara Cranach)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Drama | Historienfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Biografischer Film über Katharina Luther, die Ehefrau des Reformators

Diskussion
Wie eine spannende historische Frauengestalt zum Starke-Frauen-Heiligenbildchen verkitscht wird. In ihrem Biopic über Luthers Ehefrau Katharina von Bora zeigt sich Regisseurin Julia von Heinz unwillig oder unfähig, zwei entscheidende Dimension in deren Biografie auch nur ahnungsweise erfahrbar zu machen: ihr Eingebundensein ins gesellschaftliche Leben Wittenbergs und ihr Verankertsein im christlichen Glauben. Dass zur Frömmigkeitskultur der „Lutherin“, deren Mann immerhin für die Wiederbelebung des reinen Evangeliums kämpfte, Gebet, Andacht, Gottesdienstbesuch und Bibellektüre gehören, übergeht die Regisseurin einfachhin. Die Story folgt mit kitschigen Gefühlsintermezzi dem heute so beliebten Szenario von Frauen, die selbstbewusst die Ärmel hochkrempeln und ihren Weg gehen. Als Kind wird Katharina ins Kloster gesteckt, dem sie 17 Jahre später entflieht – inspiriert durch Luthers Schriften, die das Klosterleben delegitimieren. In Wittenberg heiratet sie den gerade mit der Agitation gegen die Bauernaufstände beschäftigten Reformator. Sie mistet den Saustall seiner chaotischen Lebensführung aus, ordnet den Haushalt geschäftstüchtig als Pension für Scholaren, weist Luther zartfühlend in die Wonnen körperlicher Liebe ein, entbindet unter Schmerzen Kinder und kämpft dabei gegen Albträume, in denen sie von den Hass-Prophezeiungen ihrer Feinde heimgesucht wird. In späteren Jahren muss sie geduldig ertragen, dass ihr Gatte geistesverwirrt um sich schlägt. Die Männer? Katharinas Vater: ein jämmerlicher Feigling. Ihr Bruder: Inbild der Herzenskälte. Auf dem Marktplatz in Wittenberg: der geile (Männer-)Pöbel. Luther selbst, zuerst abweisend, wird in der fürsorglichen Schule der Gattin zum innig liebenden Ehemann. Auf diese Weise wird die Gestalt der Katharina von Bora, die in ihrer eigenwilligen Tatkraft, Glaubensstärke und Hingabe eine rühmenswerte Frau war, auf fatale Weise dazu gezwungen, ins Klischee-Szenario heutiger „Starke Frauen“-Konzepte zu passen.
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