Drama | Belgien 2015 | 95 Minuten

Regie: Guillaume Senez

Die Liebesbeziehung zweier 15-Jähriger wird einer extremen Belastungsprobe ausgesetzt, als das Mädchen schwanger wird. Nachdem der Junge, ein begabter Fußballtorwart, seinen Schock überwunden hat, will er das Kind unbedingt bekommen. Auch seine Freundin lenkt ein, obwohl ihre Mutter energisch für eine Abtreibung plädiert, und gemeinsamen träumen die beiden von einer Zukunft zu dritt. Der spielerisch leichte und doch ernsthafte Film vermeidet alles Thesenhafte und erforscht mit subjektiver Kamera und zahlreichen langen Einstellungen die turbulente Gefühlswelt authentisch wirkender Jugendlicher. Statt zu erklären, zeigt er inszenatorisch subtil, wie es ist, jung zu sein und erwachsen handeln zu müssen. - Sehenswert ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
KEEPER
Produktionsland
Belgien
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Iota Prod./Louise Prod./Savage Film/Offshore/RTBF/VOO/BE TV/Mollywood/Magellan/RTS/SRG SSR idée suisse
Regie
Guillaume Senez
Buch
David Lambert · Guillaume Senez
Kamera
Denis Jutzeler
Schnitt
Julie Brenta
Darsteller
Kacey Mottet Klein (Maxime) · Galatéa Bellugi (Mélanie) · Laetitia Dosch (Mélanies Mutter) · Catherine Salée (Maximes Mutter) · Sam Louwyck (Maximes Vater)
Länge
95 Minuten
Kinostart
11.05.2017
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Subtiler Film über ein Teenagerpaar und eine Schwangerschaft

Diskussion
In Maximes Leben dreht sich alles um Fußball. Und um Mélanie. Sie sind beide 15, total verliebt und natürlich davon überzeugt, dass dies auch bis ans Ende ihrer Tage so bleiben wird. Nichts kann ihre Liebe erschüttern. Dann aber passiert doch etwas, was sie allein und zu zweit auf die Probe stellt. „Ich bin schwanger … glaube ich“, chattet Mélanie vor dem Zubettgehen. Aus dem Gefühl wird bald Gewissheit, und plötzlich stehen die beiden vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Sollen sie, die eben selbst noch Kinder waren, ein Baby bekommen? Vater, Mutter, Kind. Das hört sich einfach an, aber wie sieht die Realität aus? Der Titel „Keeper“ nimmt es schon vorweg: Es geht vor allem um Maximes Sicht und Erleben – ungewöhnlich für einen Film, der von einer Teenagerschwangerschaft handelt. Der Titel steht nicht nur für Maximes Position auf dem Fußballfeld; er ist Torwart und folglich in einer „undankbaren und ohnmächtigen Position“, so der Regisseur Guillaume Senez, da er das Spiel nur retten, aber nie gewinnen kann. Der Junge will, nachdem er sich an den Gedanken, Vater zu werden, gewöhnt hat, vielmehr das Baby auch unbedingt behalten. Weil er und Mélanie es gemacht haben. Weil er der Vater ist. Vielleicht auch, weil er so gut mit seinem kleinen Bruder umzugehen weiß oder seine Eltern geschieden sind und er dann eine kleine, heile Familie hätte. Wer weiß das schon? Auf einmal scheint alles klar zu sein: „Ein Baby ist cool.“ Er wird Profifußballer, verdient viel Geld und lebt mit Mélanie und Sohn (denn es kann nur ein Junge werden) in einer großen Villa. Schließlich haben ihn Talentscouts schon in den Blick genommen, es könnte also klappen. Doch Mélanie ist hin- und hergerissen: „Wir müssen Schluss machen mit dem Baby“, sagt sie – und stimmt später im Beratungsgespräch ihrem Freund dann doch zu: „Wir behalten es!“ Da ist es für einen Abbruch ohnehin längst viel zu spät. Mélanies Mutter ist entsetzt. Sie will ihre Tochter vor dem bewahren, was sie selbst erlebt hat, und verweigert jede Unterstützung, während Maximes Eltern versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Es ist der Inszenierung hoch anzurechnen, dass sie die jungen Figuren bedingungslos ernst nimmt und nicht bewertet. Entsprechend viel Raum und Zeit wird deshalb dem überzeugenden Hauptdarsteller Kacey Mottet Klein in langen Einstellungen eingeräumt, der jüngst in André Téchinés „Mit siebzehn“ (fd 44 547) zu sehen war, aber auch Galatéa Bellugi. In dem Debütfilm geht es ganz um die Gefühlswelt von Maxime und Mélanie, die sich auf dem Weg ins Erwachsensein befinden, auch wenn sie dies noch gar nicht realisieren. Die Entscheidung fürs Kind fällt auf einem Jahrmarkt: Schafft es Maxime mit einem Greifer den Plüschelefanten zu angeln, behalten sie das Kind. Damit ist es abgemacht. Wer will in diesem Alter schon hören, welche Verantwortung es bedeutet, ein Kind zu bekommen? Wie es ist, wenn die Freunde in den Club gehen und man selbst zu Hause bleibt? Und was aus Schule und Beruf wird? Maxime und Mélanie sind immer alles zugleich: ernsthaft und federleicht, verspielt und verbissen, verantwortungsvoll und unbekümmert – und werden damit als authentisch wirkende Teenies gezeichnet. „Keeper“ will kein Thesenfilm sein. Er bezieht keine Position, erklärt nicht, aber er zeigt, wie es ist, jung zu sein und erwachsen handeln zu müssen. Deshalb ist es fast am Spannendsten, mit zu verfolgen, wie sich das Püppchen Mélanie zu einer jungen Frau entwickelt, die unabhängig von Maxime, der wie im Tor das Spiel nur beobachten kann, eine Entscheidung trifft und mit allen Konsequenzen dazu steht.
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