Politthriller | Frankreich 2016 | Staffel 1: 420 (acht Folgen) Staffel 2: 442 (acht Folgen) Minuten

Regie: Ziad Doueiri

Der fiktive Bürgermeister des nordfranzösischen Dünkirchen zieht als erfahrener Politikprofi und Parlamentsmitglied der "Parti socialiste" geschickt die Strippen, bis ihn ein ehemaliger Weggefährte, frisch zum Staatspräsident gekürt, kaltstellt. Fortan sinnt der Übergangene in Staffel 1 auf Rache. Als französische Antwort auf "House of Cards" liefert die Politik-Serie ein fesselndes Porträt des französischen Machtapparats und politischer Prozesse, die für Idealismus nicht viel Raum lassen. Dabei arbeitet sie sich am Selbstverständnis der französischen Linken ab und beeindruckt mit herausragenden Darstellern. In Staffel 2 hat sich die Hauptfigur auf dem politischen Parkett der Hauptstadt als Berater der neuen französischen Präsidentin installiert; sich innerhalb der Pariser Macht-Spiele zu behaupten, erweist sich jedoch als äußerst schwierig. Dabei rückt die Figur mehr in den Hintergrund des Geschehens, in dem es ums Ausfechten politischer Interessenkonflikte und persönlicher Karriereziele geht. Die Serie ist dabei zwar thematisch einmal mehr auf der Höhe der Zeit, schafft es aber nicht so stimmig wie in Staffel 1, die Darstellung politischen Handelns dramaturgisch und visuell fesselnd aufzubereiten, sodass sie streckenweise droht, der Komplexität ihrer Materie Spannungspotenzial zu opfern. In Staffel 3 kämpft sich die Hauptfigur nach einer Haftstrafe fintenreich zurück an die Macht, wobei weiter auf interessante Weise aktuelle politische Großwetterlagen einfließen. - Sehenswert ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
BARON NOIR
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Kwai
Regie
Ziad Doueiri · Antoine Chevrollier · Thomas Bourguignon
Buch
Eric Benzekri · Jean-Baptiste Delafon · Raphaël Chevènement
Kamera
Tommaso Fiorilli · Bruno Degrave
Musik
Evgueni Galperine · Sacha Galperine
Schnitt
Sarah Anderson · Dominique Marcombe · Camille Toubkis · Jean-Baptiste Morin
Darsteller
Kad Merad (Philippe Rickwaert) · Niels Arestrup (Francis Laugier) · Anna Mouglalis (Amélie Dorendeu) · Astrid Whettnall (Véronique Bosso) · Hugo Becker (Cyril Balsan)
Länge
Staffel 1: 420 (acht Folgen) Staffel 2: 442 (acht Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (Staffel 1) ab 6 (S. 2, F. 3), ab 12 (S. 2, F. 2,5-8), ab 16 (S.4)
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Politthriller | Serie

Heimkino

Verleih DVD
StudioCanal (16:9, 2.20:1, DD5.1 frz./dt.)
Verleih Blu-ray
StudioCanal (16:9, 2.20:1, dts-HDMA frz./dt.)
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Ein Provinzfürst der "Parti socialiste" und sein Kampf um die Macht: Die französische Antwort auf "House of Cards"

Diskussion

Staffel 1

Sein Markenzeichen ist dieser Blick. Leicht von unten, über enorme Tränensäcke hinweg, scheint er auszudrücken: „Was soll ich sagen? Es ist, wie es ist.“ Der Blick eines politischen Realisten, der in seinem kleinen Reich Dünkirchen alles gesehen hat, was die Politik einem „Mann aus dem Volk“ zu bieten hat. Philippe Rickwaert (Kad Merad) heißt dieser Provinzfürst (frz. „baron“) der Parti socialiste (PS), der in sich die Fähigkeit zum bulligen Zupacken und eine erstaunliche Sensibilität vereint. Der Mann ist ehrgeizig, aber fast sieht es so aus, als habe er sich in „Dünkirchen als geistiger Lebensform“ behaglich eingerichtet und wolle lieber ein Cäsar am Ärmelkanal als ein Parteibürokrat in Paris sein. Bis die Mechanismen des politischen Betriebs sich gegen ihn wenden. So ergreift der mit seiner Hilfe frisch gekürte Staatspräsident Francis Laugier (charismatisch: Niels Arestrup) die Gelegenheit, seinen alten Weggefährten politisch kaltzustellen und bei der Zusammenstellung des Kabinetts zu übergehen. Von nun an bestimmt der Gedanke an Vergeltung Rickwaerts Handeln: „Hass ist in der Politik besser als irgendein Diplom“, lautet sein politisches Credo.

Ein französisches "House of Cards"

Die erste Staffel von „Baron Noir“ ist Rickwaerts Versuch gewidmet, den von der Arroganz der Macht affizierten Laugier zu Fall zu bringen und alle dabei gerissenen Lücken möglichst selbst oder mit seinen Klienten zu füllen. Dies mag einem vage aus der britischen Fassung von „House of Cards“ bekannt vorkommen, doch spricht für „Baron noir“, dass die Serie schneller beschleunigt, von weiter unten bis in die höchsten politischen Höhen trägt und insgesamt näher am Menschen erzählt. Die Perspektivwechsel häufen sich, die Kameraführung wird unruhiger, quietschende Reifen sind der Basso ostinato von Rickwaerts gehetzten Fahrten zwischen Dünkirchen und Paris.

Rickwaerts persönliche Mission bleibt nicht ohne Auswirkungen auf seine familiäre und politische Umgebung, die korrumpierende Macht der Politik ergreift alle: die Gewerkschaftsvertreter vor Ort, die als politisches Faustpfand herhalten müssen, seine etwas zu großäugig dreinblickende Tochter, die sich in jeglicher Hinsicht (auch politisch) in der Pubertät befindet, schließlich sogar seine Stellvertreterin, die doch „nur das Beste“ für Dünkirchen erreichen möchte. Im Zweifel bietet sich die Linke für die Schilderung verbissener Machtkämpfe noch eher an als die Konservativen, und Frauen kämpfen noch machiavellistischer als Männer. Amélie Dorendeu (Anna Mouglalis), hohes Tier im sozialistischen Parteiapparat, scheint lange Zeit ein doppeltes Spiel zu betreiben, lässt sich aus dubiosen Motiven auf eine Affäre mit Rickwaert ein und ist in den jeweiligen Ränkespielen allen um einen Hakenschlag voraus.

Innenaufnahme einer traditionellen Volkspartei

Überzeugend präsentiert die Serie eine präzise Innenaufnahme der traditionellen Volkspartei PS mit allen Widersprüchlichkeiten: die Flügelkämpfe, die fundamental gestörte Kommunikation zwischen (idealistischer) Basis und (abgehobener) Führung, die lauernde Angst vor dem immer unberechenbareren Wählervolk (der Front National kann die morsche Festung jederzeit sturmreif schießen!). Ein Lieblingsthema linken Selbstverständnisses, chancengerechte Bildungspolitik, wird zum Spielball eines zynischen Quidproquo, bei dem niemand gut aussieht, nicht Laugier und nicht Rickwaert, nicht die PS-Jugendorganisation und auch nicht der merklich überforderte Vorkämpfer für gesellschaftliche Inklusion mit Migrationshintergrund. Hier wird ein hochkomplexes, in der europäischen Politik virulentes Thema durch geschickte Dramaturgie packend und glaubwürdig erzählt ‒ die Showrunner, Eric Benzekri und Jean-Baptiste Delafon, wissen, wovon sie erzählen. Nachdem alle Beteiligten ihre Ideale auf dem Altar politischer Opportunität geopfert haben, wirft Rickwaert selbst die pilatushafte Frage auf: „Die Linke, was soll das eigentlich heißen?“

Man sieht einen „homme politique“, dem sein politischer Kompass lange verloren gegangen ist, sowie einen aufgeblähten Parteiapparat, der kurz vor der Implosion steht. Interessant für nichtfranzösische Zuschauer ist, mit welch enormem Sarkasmus die Idee „Europa“ und das Europa der Reglements gegeneinander ausgespielt werden. Ein wenig eindimensional bleiben die konservative Opposition (blasse Controller-Typen) und die lieben Deutschen („Ah, les Allemands …“), zu denen der Serie nicht mehr einfällt als das Klischee der humorlosen Erbsenzähler, die durch Sparmaßnahmen die schönsten Blütenträume des französischen „Deficit spending“ zunichtemachen. Gleichwohl ist „Baron noir“ die politische Serie der Stunde für alle, die im europäischen Superwahljahr 2017 intelligent und spannend unterhalten werden möchten.

 

Staffel 2

Der zweite Teil ist immer der schwerste, nicht der überraschende Erstling, sondern die lang erwartete Fortsetzung. Wird der Autor nochmals überzeugen können, seinem Thema Innovationen und neue Wendungen abgewinnen…? Für zweite Serien-Staffeln gilt das natürlich auch: der Stoff von Staffel 1 soll sich über die Staffelgrenze hinweg interessant fortspinnen, möglichst auch noch irgendwie steigern, weil die Erwartungen eines stets neu begierigen und stoffhungrigen Publikums nach dem Erfolg der ersten naturgemäß hoch sind. Diesem Dilemma sahen sich auch die Macher von „Baron noir“ (Regie: Ziad Doueiri, Drehbuch: Eric Benzekri, Jean-Baptiste Delafon), der viel gepriesenen französischen Politserie, in ihrem zweiten Anlauf gegenüber. Und man muss sagen, dass sie sich redlich bemüht haben, auch wenn sie letztlich nicht vollständig überzeugen können.

Einen Großteil des Reizes der ersten Staffel machte die Rolle und die Darstellung der Hauptfigur Philippe Rickwaert (Kad Merad) aus: Er war als fiktiver Bürgermeister des nordfranzösischen Dünkirchen und Parlamentsabgeordneter der „Parti socialiste“, der sich nach einem Karriere-Rückschlag an denen, die ihn übergangen haben, rächen will, das (hyper-)aktive Zentrum des Geschehens. Wenn er an einem Fädchen zog, tanzten die Puppen, und nicht zuletzt die Kamera liebte ihn und setzte ihn großartig in Szene. All dies ist durchaus auch in der zweiten Staffel noch erfahrbar, jedoch abgeschwächt – geschuldet der Tatsache, dass nun hauptsächlich in größeren Arenen und auf hauptstädtischem Pariser Parkett gefochten wird, nicht mehr so sehr im provinziellen Dünkirchen. Die Serie wird einerseits (noch) moderner: Es gibt den großzügigen Einsatz von WhatsApp-Protokollen, Rap-Videos zur Diskreditierung des politischen Gegners, Pop-Art-Wahlplakate etc. zu bestaunen. Andererseits wird sie aber auch politischer in dem Sinne, dass die Dinge komplizierter, unsinnlicher, „technischer“ werden.

Gefilmte Gremiensitzung

Dies ist durchaus glaubwürdig und für die weitere Entwicklung des Plots wohl auch nötig, steht jedoch den Ansprüchen an eine auch dramatisch packende Handlung spürbar entgegen. Das war in Staffel 1 noch anders; dort waren mehr Alltagspartikel in den Politzirkus eingewoben (die Dünkirchener Arbeiter, Rickwaerts Tochter Salomé, das Piano), die wohltuende Ablenkung von den gefilmten Gremiensitzungen und den Palast-Intrigen drumherum verschafften. Nun hat man über weite Strecken den Eindruck, als könne man getrost nebenbei auch einmal anderes tun, so sehr trägt die Präsentation des Kammerspiels mitunter Züge eines Hörspiels, eines zwar dicht und stellenweise spannend inszenierten, aber doch eines solchen, das einer visuellen Dimension eigentlich kaum mehr bedarf. Das ist natürlich fatal.

In den ersten Folgen ist Philippe Rickwaert allzu sehr der Mann im Hintergrund, der auf seine Stunde und Gelegenheit lauert, nicht mehr vor allem der tatkräftige Macher und Entscheider. Er berät und coacht Amélie Dorendeu (Anna Mouglalis), die mittlerweile zur (ersten) Präsidentin der Republik aufgestiegen ist, mit mutmaßlich eigener verborgener Agenda, ist also eher „Spin Doctor“ als selbst politisch Handelnder. Seine Methoden sind noch die gleichen – psychologische Kriegsführung, Einflüsterungen, Intrigen mit schnellen Zielwechseln –, doch er (und mit ihm die Zuschauer) scheint ein wenig das Ziel seiner Anstrengungen aus den Augen zu verlieren. Die Fronten verschieben sich ständig, und Rickwaert ist dabei eher Getriebener als Gestalter der Entwicklungen. Bei vergleichbarer Ausgangslage meisterte etwa das US-amerikanische Pendant „House of Cards“ diese erzählerischen Herausforderungen souveräner, agierte Kevin Spacey in seiner Rolle des Frank Underwood auch dann noch bedrohlich und zielgerichtet, wenn er vorübergehend stillgestellt war. Das ist jedoch vor allem eine Schwierigkeit, die das Team im Writers’ Room von „Baron noir“ zu überwinden hat; die Leistungen der Darsteller bewegen sich weiterhin auf hohem Niveau.

Konflikte auf der Höhe der Zeit

Auf der Höhe der Zeit und ihrer Sorgen bereitenden Entwicklungen zeigt sich die Serie weiterhin thematisch. Es werden – etwas schematischer und weniger integriert als in Staffel 1 – viele Politikbereiche verhandelt, die auch international auf der Agenda stehen: Das reicht von der Gesundheitsversorgung („Und wenn wir die Freibeträge für Brillen und Zähne erhöhten?“) über islamistische Parallelgesellschaften in den Vorstädten bis hin zu der „Wut der Arbeiter“, die so manifest erscheint, dass das traditionelle Gefüge vom Volk, seiner demokratischen Vertretung und deren Führungsspitze ins Wanken zu geraten droht. Schließlich weht Philippe Rickwaert und den Seinen unter der neuen weiblichen Staatsspitze auch ein scharfer, kritischer Wind vonseiten selbstbewusster Politikerinnen entgegen, denn – man mache sich nichts vor – unser Held war und ist ein Macho: Vorwürfe von Übergriffigkeit und Aggressivität (wenn auch nicht sexueller Natur) werden laut, die Serie ist in Zeiten von #MeToo angelangt. Das von einer Vertrauten ausgesprochene, ernüchternde Fazit lautet: „Ihr seid immer noch dieselben: zynisch, grausam.“ Ein Lichtblick, sowohl dramaturgisch als auch darstellerisch, findet sich in der zweiten Staffel in der Person von Cyril Balsan (Hugo Becker), Rickwaerts ehemaligem parlamentarischem Assistenten, der sich hier neu erfindet und für einen völlig andersgearteten Politikstil steht. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

 

Staffel 3

Von Bertolt Brecht ist die Sentenz überliefert: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Diese Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem – aus der „Dreigroschenoper“, in der sich Establishment, Bosse und Gangster tummeln – lässt sich leicht auch auf die französische Polit-Serie „Baron noir“ (Buch: Eric Benzekri; Regie: Antoine Chevroiller, Thomas Bourguignon), insbesondere auf deren dritte Staffel, übertragen: Politiker oder Verbrecher – besteht da eigentlich ein Unterschied? Philippe Rickwaert (Kad Merad), der sinistre schwarze Baron der Sozialisten aus Nordfrankreich, ist wieder da und treibt, frisch aus dem Knast, fröhlich sein Unwesen unter alten Kameraden und neuen Widersachern, getreu dem Motto: „Feind, Erzfeind, Parteifreund“.

Gerade ist die Zeit seiner „Unwählbarkeit“ in Zusammenhang mit einer Haftstrafe wegen früherer Verfehlungen verronnen, und die noch amtierende Staatspräsidentin Amélie Dorendeu (Anna Mouglalis) zeigt kurz vor wichtigen Wahlen Zeichen von Amtsmüdigkeit: perfektes Timing also für Rickwaert; der alte Jagdhund hört das Halali. Wie aus den vorangegangenen Staffeln gewohnt, verfolgen wir nun in schnellen Schnitten und gespickt mit meist sarkastischen Sentenzen, die seine illusionslose Menschenkenntnis und seinen politischen Sachverstand dokumentieren sollen, wie Philippe, das höchste Ziel vor Augen, sich wieselgleich durch die Instanzen und Allianzen windet. Wird sein Politikstil der Intrigen und Kampagnen überzeugen können, und wird sein übergroßes Ego ultimative Befriedigung finden, oder ist eine neue Zeit heraufgezogen, die jungen Aktivisten und alternativen Bewegungen gesellschaftlicher Teilhabe gehört, die sich (hoffentlich) als weniger korrumpierbar sich erweisen als die alten Eliten? Das sind die Fragen, die „Baron noir“ in Staffel 3 im Wesentlichen verhandelt.

Meister der Verstellung und Spaltung

Philippe Rickwaert, schnell wieder Dreh- und Angelpunkt aller verhandelten Kabalen, ist dabei zugleich Chamäleon und wandelbarer Proteus. Er versteht sich aufs Analoge der Notizen und Vermerke, aufs Gefühlig-Menschelnde auch, wenn’s sein muss (seine Anfänge bei den „Genossen“ hat er wohl nicht gänzlich vergessen), auf den politischen Schulterschluss, aber auch bestens auf die digitale Welt (er jongliert gekonnt mit seinem Smartphone) und ist seinen Mitstreitern stets einen entscheidenden Schritt voraus. Er lässt sie, etwa den Populisten Michel Vidal (François Morel), wie seine Marionetten agieren und ist – man sieht es seinen traurigen Augen an – fast überrascht, wie leicht es ihm immer wieder gelingt, das Spiel der Manipulation auf der Klaviatur der politischen Eitelkeiten… Kurz: Rickwaert ist wie Sallusts Catilina ein „simulator ac dissimulator“, ein Meister der Verstellung und Spaltung. Dem ist immer noch amüsiert zuzusehen.

Dennoch tut die Serie diesmal gut daran, einen weiteren Handlungsschwerpunkt in Gestalt von Madame la Présidente zu gestalten: Dorendeu gewinnt Profil, sowohl menschlich als auch als politisch Planende, lässt sich – hier erinnert sie am stärksten an Claire Underwood (Robin Wright) aus „House of Cards“ – auf eine Affäre mit einem smarten Berater (Alex Lutz als Olivier Markarian) ein, dessen Absichten noch im Unklaren bleiben, und entwickelt zusammen mit dem neuen deutschen Kanzler Klaus Fischtel (Jochen Hägele) das kühne Szenario einer gemeinsamen ökologisch-ökonomischen Wende für Europa – „Franceallemagne“. Nebenbei soll der französische Sozialismus durch vereinte Agendapolitik („France 2040“) zukunftsfähig gemacht werden – auch hier lohnte der Blick über die Grenze auf die Fortune der deutschen „Agenda 2010“…

Dialog- und detailfreudig

Kritisch lässt sich anmerken, dass die fortgesetzte Dialoglastigkeit (gegenüber jähen oder spannenden Handlungswendepunkten) und die Detailfreude über Spezifika der französischen Innenpolitik den Genuss für hiesige Zuschauer leicht trüben könnten sowie dass „die Rechte“ insgesamt etwas zu blass, gesichtslos und uncharismatisch daherkommt – will man eine reale Bedrohung des politischen Burgfriedens glaubhaft machen, müsste hier anderes Kaliber agieren. Da die Serie stets auch aktuelle politische Großwetterlagen erspürt und gestaltet, wäre es spannend, sich auszumalen, wie die Aussetzung und Beschneidung elementarer bürgerlicher Freiheiten durch die Corona-Pandemie im Blick des „Baron noir“ bewertet würde.

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