Nacktbaden - Manche bräunen, andere brennen

Drama | Griechenland/Deutschland 2016 | 100 Minuten

Regie: Argyris Papadimitropoulos

Verfilmung einer Erzählung von Michel Houellebecq um einen Verlierer der sexuellen Revolution: Ein etwas pummeliger Arzt in mittleren Jahren leidet darunter, dass er an den Stränden der griechischen Insel, auf der er lebt, bei den jungen, schönen Sommer-Badegästen nicht gerade hoch im Kurs steht. Mit zunehmend groteskeren Maßnahmen biedert er sich bei den jungen Leuten an. Regie und Hauptdarsteller gelingt es durchaus eindrucksvoll, den Zustand der frustrierten Hauptfigur zwischen Begehren und Eifersucht auf die Jugend in Bilder zu fassen; allerdings versäumt es der Film, den Charakter aus dieser Prämisse heraus weiterzuentwickeln, sodass er weitgehend auf der Stelle tritt. - Ab 18.
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Filmdaten

Originaltitel
SUNTAN
Produktionsland
Griechenland/Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
FassB Films/Foss Prod./Graal/Marni Films/Nova/Oxymoron Films
Regie
Argyris Papadimitropoulos
Buch
Argyris Papadimitropoulos · Syllas Tzoumerkas
Kamera
Christos Karamanis
Musik
Felizol
Schnitt
Napoleon Stratogiannakis
Darsteller
Efthymis Papadimitriou (Kostis) · Elli Triggou (Anna) · Dimi Hart (Jason) · Hara Kotsali (Alin) · Milou Van Groesen (Mila)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 18.
Genre
Drama | Komödie | Liebesfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Neue Pierrot Le Fou (16:9, 2.35:1, DD5.1 gri./dt.)
Verleih Blu-ray
Neue Pierrot Le Fou (16:9, 2.35:1, dts-HDMA gri./dt.)
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In der Welt von „Nacktbaden – Manche bräunen, andere brennen“ hat die Ware Liebe die wahre Liebe verdrängt: Angelehnt an die Erzählung „Lanzarote“ von Michel Houellebecq, beschäftigt sich die düstere Komödie mit den Verlierern der sexuellen Revolution und den Abgründen gekränkter Männlichkeit. Die griechische Insel, auf der sich der Arzt Kostis (Makis Papadimitriou) niederlässt, ist im Sommer nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch ein gewaltiger Körpermarkt.

Diskussion
In der Welt von „Nacktbaden – Manche bräunen, andere brennen“ hat die Ware Liebe die wahre Liebe verdrängt: Angelehnt an die Erzählung „Lanzarote“ von Michel Houellebecq, beschäftigt sich die düstere Komödie mit den Verlierern der sexuellen Revolution und den Abgründen gekränkter Männlichkeit. Die griechische Insel, auf der sich der Arzt Kostis (Makis Papadimitriou) niederlässt, ist im Sommer nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch ein gewaltiger Körpermarkt. Die Discotheken und Strände sind voll mit jungen, attraktiven Menschen, die einander begehren und verführen. Dass kleine, pummlige Mittvierziger wie Kostis nicht hoch im Kurs stehen, frustriert ihn zusehends – vor allem, als er in einer Reisegruppe die schöne Anna (Elli Triggou) kennen lernt. Seine Midlife-Krise treibt ihn dazu, sich mit zunehmend groteskeren Maßnahmen bei den jungen Leuten anzubiedern. Regisseur Argyris Papadimitropoulos begegnet seinem Protagonisten mit einer Mischung aus Mitleid und Fremdscham. Papadimitriou verkörpert den Arzt mit der ungelenken Clownerie, die sein Schauspiel immer prägt, ohne sie jedoch zu einer Karikatur werden zu lassen. Die Regie vermag seine Euphorie und Isolation einzufangen. In den kakophonen Disco-Szenen scheint der Bildrahmen schier vor Figuren zu platzen. Wenn Kostis auf sich selbst zurückgeworfen wird, blickt die Kamera sehnsüchtig der verlorenen Jugend nach, oft mit fast voyeuristischer Gier. Die Gruppe um Anna erfreut sich an der eigenen Illusion von Unsterblichkeit; in ihrer konsumistischen Glückseligkeit wirken sie wie aus einem Leichtbier-Werbespot. Freilich schafft es Papadimitropoulos nicht, seine düsteren Schlusspointen schlüssig aus der Prämisse zu entwickeln. Statt Kostis’ Entwicklung zu zeigen, lässt er lediglich Zeit vergehen: Motive wiederholen sich, viele Szenen sind redundant. Der Film bleibt lange statisch, nur um zuletzt überhetzt und unbefriedigend zu eskalieren – auf ein überlanges Vorspiel folgt die filmische eiaculatio praecox.
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