Dokumentarfilm | Deutschland/Niederlande 2016 | 83 Minuten

Regie: Anna Schlottbohm

Dokumentarfilm über die Berkel, einen kleinen Fluss, der im Münsterland entspringt und in den Niederlanden in die Ijssel mündet. Er folgt dem Lauf des Gewässers und lässt Menschen zu Wort kommen, die an seinen Ufern leben. Deren Geschichten und Anekdoten sind zumeist so unspektakulär wie der Fluss und seine Landschaften, letztlich aber auch der Film selbst, der vorrangig eine von Zuneigung getragene Heimaterkundung ist. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Niederlande
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Filmwerkstatt Münster
Regie
Anna Schlottbohm · Willem Kootstra
Buch
Anna Schlottbohm · Willem Kootstra
Länge
83 Minuten
Kinostart
06.07.2017
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
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TMDB

Sympathische Heimaterkundung entlang des Flußlaufs der Berkel

Diskussion
Flüsse mit dem Anfangsbuchstaben B sind bei „Stadt Land Fluss“ immer ein Problem. Mit etwas Glück fällt einem noch die Bigge im Sauerland ein, und irgendein Schlaumeier kommt vielleicht noch mit dem Brahmaputra daher. Aber die Berkel? Die dürfte allenfalls Anrainern in Deutschland und den Niederlanden ein Begriff sein. Das Flüsschen entspringt im Münsterland, überquert kurz hinter Vreden die Grenze und mündet nach rund 110 Kilometern im holländischen Zutphen in die Ijssel. Landschaftlich betrachtet, ist der Fluss, der sich über weite Strecken eher träge durch die Ebenen schlängelt, kaum der Rede wert. Dass er dennoch zu filmischen Ehren kommt, hat mit dem Umstand zu tun, dass die Filmemacher Anna Schlottbohm und Willem Kootstra in seiner Nähe aufgewachsen sind. Schlottbohm lebt in einem Dorf im Quellgebiet, der Ruheständler Kootstra ist nach ausgedehnten journalistischen Reisen in seine Heimat nahe der Mündung zurückgekehrt. Das Konzept des Dokumentarfilms ist denkbar schlicht. Er folgt dem Verlauf der Berkel und begegnet Menschen, die an ihren Ufern leben. Dazu flechten die Autoren gelegentlich eigene Erfahrungen und Erinnerungen aus dem Off mit ein. Unter den Anwohnern sind Persönlichkeiten wie der kauzige Schäfer Josef (91), der auf Grünkohl schwört und Gedichte zum Besten gibt. Wo der Fluss die Grenze passiert, sitzt ein Typ mit Rauschebart in einer Kneipe und erzählt Anekdoten aus den Zeiten, als es noch Schlagbäume gab. Bisweilen geht es auch lehrreich zu, wenn eine Biologin ausführt, warum exotische Krebsarten in der Berkel ansässig geworden sind. Der Heimatfilm porträtiert auch ein paar Handwerksbetriebe wie eine Glockengießerei, einen Schuhmacher oder ein holländisches Unternehmen, das Fahrgeschäfte für Jahrmärkte in aller Welt produziert. Die Figuren und ihre Geschichten sind mal interessant, bisweilen aber auch so belanglos wie die Berkel. Bisweilen versuchen die Autoren den Fluss zur Sehenswürdigkeit hochzujubeln, doch insgesamt ist der Film von einer ehrlichen Sympathie für Land und Leute getragen. Auch die Menschen scheinen mit sich und ihrem Landstrich überaus zufrieden zu sein. Als Zuschauer ist man deshalb geradezu dankbar, wenn eine 15-Jährige kundtut, die öde Provinz in ein paar Jahren endlich verlassen zu wollen. Auf der Bildebene entsprechen diesem Konzept Landschaftsmotive, in denen nur selten Zivilisationsrelikte wie ein verrosteter Einkaufswagen die Idylle trüben. Doch sobald Menschen ins Spiel kommen, beweist Kameramann Rainer Komers, selbst ein renommierter Dokumentarfilmer, viel Gespür für Details im Umfeld der Gespräche. Unterm Strich ist „Die Berkel“ ein unspektakulärer Low-Budget-Film, der sich im Tempo seinem gemächlichen Hauptdarsteller anpasst und nicht vorgibt, mehr als eine von Zuneigung getragen Heimaterkundung zu sein. Nur ein paar pseudo-tiefsinnige Räsonnements aus dem Off stören gelegentlich diesen Eindruck.
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