Alex Strangelove

Coming-of-Age-Film | USA 2018 | 99 Minuten

Regie: Craig Johnson

Eine Mischung aus Coming-of-Age- und Coming-out-Komödie: Ein Teenager hat es auf der Highschool bis zum Schulsprecher gebracht und ist seit Jahren fest mit seiner ersten Freundin liiert. Nun planen die beiden, gemeinsam ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Doch je näher der Tag rückt, umso mehr innere Widerstände scheint der Junge trotz der tiefen Zuneigung zu seiner Freundin gegen „das erste Mal“ zu haben - und entdeckt seine Gefühle für einen anderen Jungen. Der von sympathischen Figuren und pointierten Dialogen getragene Film erzählt komödiantisch davon, wie schwierig es für Heranwachsende immer noch ist, eine sexuelle Identität jenseits der Heterosexualität zuzulassen und auszuleben. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ALEX STRANGELOVE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Mighty Engine/Red Hour Films/STX Entertainment
Regie
Craig Johnson
Buch
Craig Johnson
Kamera
Hillary Spera
Musik
Nathan Larson
Schnitt
Jennifer Lee
Darsteller
Daniel Doheny (Alex Truelove) · Madeline Weinstein (Claire) · Antonio Marziale (Elliott) · Daniel Zolghadri (Dell) · Nik Dodani (Blake)
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Coming-of-Age-Film | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion

Homosexuell zu sein – das lässt sich heute einfacher ausleben als früher und ist zumindest in den westlichen Ländern nirgends mehr strafbar. Davon, dass es trotzdem noch Courage erfordert, sich als Teenager eine queere Identität zuzugestehen und sie zu entfalten, erzählt der neue Film von Craig Johnson, sozusagen als Kreuzung aus Coming-of-Age- und Coming-out-Film, wie sie im Kino aktuell auch „Love, Simon“ präsentiert.

Alex Strangelove, der Titelheld, heißt eigentlich Alex Truelove, was zumindest zu Beginn des Films auch noch besser zu passen scheint: schließlich hat der Highschool-Schüler, der sich gerade im Abschluss-Jahr befindet, schon vor Jahren in seiner Freundin Claire sozusagen das perfekte Yin zu seinem Yang gefunden. Die beiden sind das Highschool-Traumpaar Nr. 1; er ist Schulsprecher, und ihre gemeinsame Youtube-Serie „Savage Kingdom“, in der sie den Highschool-Alltag und das Verhalten ihrer Mitschüler mit den Mitteln der Tierdoku sezieren, ist ein Hit. Umso erstaunlicher ist es, wie Alex reagiert, als Claire sanft, aber bestimmt andeutet, wie wichtig es ihr wäre, endlich das große „erste Mal“ mit Alex zu erleben: War der erste Sex für die Jungs in „American Pie“ und zahllosen anderen Highschool-Komödien so etwas wie der Heilige Gral, scheint die Aussicht darauf für Alex vor allem ein großer Stressfaktor zu sein – womit die Entfremdung einsetzt. Und spätestens als sich Alex auf einer Party mit dem attraktiven Elliot anfreundet und von da ab ebenso hartnäckig wie vergeblich gegen die Funken ankämpft, die zwischen ihnen fliegen, schwant einem, warum.

Regisseur und Drehbuchautor Craig Johnson hat sich vor allem durch seinen zweiten Film „The Skeleton Twins“ einen Namen gemacht. Seine neue Arbeit hat ähnliche Qualitäten: Ein durchaus ernstes Thema wird von einem mal leise-feinsinnigen, mal auch etwas derberen Humor unterwandert (was durchaus zum Thema passt) und entfaltet sich als Komödie, die einen bestens unterhält, ohne aber die Substanz der Story zu verwässern. Was nicht zuletzt an der sorgfältigen Figurengestaltung liegt, die neben Alex und Claire auch einige eindrückliche Nebenfiguren wie zum Beispiel Alex’ besten Kumpel Dell umfasst.

Zwar sind die Charaktere nicht ganz so außergewöhnlich wie in „The Skeleton Twins“ oder auch in Craig Johnsons Verfilmung von Daniel Clowes’ Comic „Wilson“, sondern entsprechen mehr der Genre-Typologie des Highschool-Movies; trotzdem wirken sie so glaubwürdig und sympathisch, das man gerne mit ihnen mitfiebert – sowohl mit Alex, der sich nur schwer durchringen kann, seine eigenen Gefühle zuzulassen, als auch mit Claire, die dieser Prozess mindestens genauso aufreibt wie Alex selbst.

„Alex Strangelove“ spielt nicht in einem Milieu, in dem ein Coming-out wirklich rabiate Konsequenzen haben würde, sondern in einem gesitteten, liberal-bürgerlichen Umfeld. Umso mehr vermitteln die Schwierigkeiten, die Alex nichtsdestotrotz hat, wie viel Aufklärungs-Spielraum noch nach oben bleibt, wenn es darum geht, Geschlechtsidentitäten jenseits der Heterosexualität als selbstverständliche Facette im „Savage Kingdom“ zwischenmenschlicher Beziehungen zu betrachten.

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