Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Kinderfilm | Deutschland 1923-26/69 | 65 Minuten

Regie: Lotte Reiniger

Berühmter Scherenschnittfilm in der von der Autorin colorierten Neufassung von 1969: Ein armer Schneider, der sich in eine Prinzessin verliebt hat, muß gegen Zauberer, böse Geister und Naturgewalten antreten, ehe er die Geliebte heimführen kann. Der erste abendfüllende Trickfilm der Filmgeschichte; ein faszinierendes Filmmärchen und ein Meisterwerk der Filmkunst. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1923-26/69
Produktionsfirma
Comenius-Film
Regie
Lotte Reiniger
Buch
Lotte Reiniger
Kamera
Lotte Reiniger
Musik
Wolfgang Zeller
Länge
65 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Kinderfilm | Animation
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Heimkino

2018 veröffentlicht absolut Medien den Film in HD restauriert als BD und DVD und mit neu eingespielter Musik. Die Blu-ray enthält die vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main restaurierte Fassung mit drei Filmmusiken: Mit der Originalmusik von Wolfgang Zeller in der fabelhaft-leichten Kammerorchesterbearbeitung von Jens Schubbe, eingespielt vom mdr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Frank Strobel. Als zweiter Soundtrack findet sich eine Livevertonung der Gebrüder Teichmann und Leopold Hurt. Als dritter Score findet sich die Originalmusik adaptiert für Streichquintett von I SALONISTI. Außerdem enthält die Fassung reichlich Bonusmaterial, vor allem mehrere weitere (Kurz-)Filme von Lotte Reiniger: "Das Geheimnis der Marquise" (1921), "Harlekin" (1931, "Carmen" (1933) und "Papageno" (1935).

Verleih DVD
absolut (FF, DD2.0 & DD5.1)
Verleih Blu-ray
absolut (FF, dts-HDMA2.0 & dts-HDMA5.1)
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Diskussion

Aladin erzählt seinem Freund Achmed von seinem Schicksal im Land der Dämonen: Höhepunkt dieser Rückblende ist der Bau eines riesigen Palastes in einer Nacht. Vor den Augen des Zuschauers wächst ein Bau mit Türmen und Zinnen aus dem Boden und sieht fast so aus wie eine Computer-Simulation. Doch dieser virtuelle Bau ist die Handarbeit fantasiebegabter, emsiger Menschen. Nicht das Gefühl der Rührung stellt sich beim heutigen Betrachter dieser Bilder ein als vielmehr des großen Respekts vor solch einer Leistung aus den 20er Jahren. Basis des Unternehmens waren für Lotte Reiniger und ihr Team Motive aus den Märchen "Prinz Ahmed und die Fee Peri-Banu" und "Ala ed-Din und die Wunderlampe" aus der Sammlung "1001 Nacht". Geschickt werden die beiden Geschichten miteinander verknüpft und ergeben eine spannende, sehr abwechslungsreiche Filmerzählung. Was passiert nicht alles in dieser kurzweiligen Stunde! Entführung vom Hofe des Kalifen und Flucht in der Luft und zu Wasser, pompöse Hochzeit am Hof des Kaiser von China und Prinz Achmeds Gefecht mit einer riesigen Schlange, das Duell zwischen der guten Hexe der Flammenberge und dem bösen afrikanischen Zauberer, zwischen den guten Geistern der Wunderlampe und den schwarzen Dämonen aus dem Land Wak-Wak. Action-Höhepunkt ist der Kampf der sich ständig in andere Tiere verwandelnden Hexe mit dem ebenfalls in immer wieder neue Gestalten schlüpfenden Zauberer. Ein ununterbrochener Wechsel der Schauplätze, schnelle Szenenfolgen lassen fast annehmen, der Film sei für Zuschauer von heute gemacht. Mit welcher Meisterschaft Lotte Reiniger ihre Figuren ausstattet! Das, was eigentlich im Scherenschnitt nicht darstellbar zu sein scheint, arbeitet sie besonders heraus: die Barthaare des Kalifen, die Flügelfedern eines Vogels, Palmenwedel und immer wieder die Finger der Figuren. Sie erinnern mitunter an Max Schrecks Spinnenfinger aus Murnaus "Nosferatu" und scheinen hier als "Ersatz" für die Augen der Helden zu dienen. Ganz selten nur werden sie mit Augen ausgestattet; wenn aber doch, dann dürfen die Bösen mit den Augen rollen und die Guten blinzeln. Selbst Humor hat hier seinen Platz. Von ihrem Film, dessen Negativ verloren war, fertigte Lotte Reiniger später eine Rekonstruktion an. Das Deutsche Filmmuseum erstellte zu Ehren Lotte Reinigers zu ihrem 100. Geburtstag im Jahre 1999 eine restaurierte Fassung in Kooperation mit dem Kulturkanal arte mit einer vom Filmorchester Babelsberg eingespielten Musik von Wolfgang Zeller. Die Geschichte des Films nach seiner Premiere, der Vergleich der verschiedenen Versionen - auch das ist schon wieder eine spannende Geschichte. - Sehenswert ab 6.

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