That's Entertainment 3

Dokumentarfilm | USA 1994 | 113 Minuten

Regie: Bud Friedgen

Dritte Kompilation von Ausschnitten aus klassischen MGM-Musicals, die sich vor allem dadurch von ihren Vorgängern unterscheidet, daß sie eine Menge bisher unveröffentlichtes Material (sogenannte Outtakes) zeigt und sich zumindest gelegentlich auch einen vorsichtig kritischen Ton leistet. Für Freunde des Genres und für solche, die es kennenlernen wollen, ein niemals langweiliges Vergnügen. (Original ohne Untertitel) - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
THAT'S ENTERTAINMENT III
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
MGM/Turner Entertainment
Regie
Bud Friedgen · Michael J. Sheridan
Buch
Bud Friedgen · Michael J. Sheridan
Kamera
Howard A. Anderson III
Musik
Marc Shaiman
Schnitt
Bud Friedgen · Michael J. Sheridan
Darsteller
June Allyson · Cyd Charisse · Lena Horne · Howard Keel · Gene Kelly
Länge
113 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Dokumentarfilm | Musical
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Diskussion
Die Tatsache allein, daß auch nach zwei abendfüllenden Vorgängern kein Augenblick an mittelmäßiges Talent verschenkt wird, spricht für die Qualität des legendären MGM-Fundus und für diese dritte Musical-Kompilation. Äußerlich nimmt alles seinen gewohnten Gang. Abermals sind es ein paar in Würde gealterte Stars, die das Potpourri in Gang setzen, und abermals haben die meisten von ihnen nur blasse Liebenswürdigkeiten zu sagen. Doch schon in diesen konventionellen Rahmen, dem eine noch konventionellere Ouvertüre ohne Bilder vorausgegangen ist, schleicht sich irgendwann ein kritischerer Ton ein. Es ist Lena Home, die phänomenale farbige Sängerin, die freundlich gesprochene Unfreundlichkeiten an die Adresse ihres früheren Arbeitgebers richtet, und es sind die beiden Regisseure des Films, die dazu das Beweismaterial beisteuern: nie veröffentlichte Szenen, die Lena Home auf der Spitze ihres Könnens zeigen, die aber dem Publikum mit Bedacht unterschlagen wurden, damit aus der Schwarzen nicht eine Konkurrenz für die weißen Stars werden würde. Und was für ein Star hätte sie werden können!

Damit ist man auch schon bei den inneren Mechanismen dieser Kompilation. Was auf den ersten Blick genauso aussieht wie die beiden früheren Filme, entpuppt sich dann doch als etwas anderes. Und das andere hat Methode. Zu ihrer Ehrenrettung muß der alten MGM bescheinigt werden, daß sie nie der Wegwerfpolitik der anderen Studios gefolgt ist (bis Kerkorian schließlich anfing, alles zu verscherbeln). Vielmehr wurde alles Material, das gedreht wurde, auch wenn man es letztlich nicht verwendet hatte, im Archiv aufbewahrt. Mit solchen "Outtakes" unterlaufen nun Bud Friedgen und Michael J. Sheridan die bequeme Adorationstechnik der beiden ersten Filme. Sie zeigen Judy Garlands "I'm an Indian too", das bereits "im Kasten" war, bevor Betty Hutton die Rolle in "Annie Get Your Gun" übernahm. Sie zeigen auch ihren aus "Easter Parade" herausgeschnittenen "Mr. Monotony". Sie lassen den Zuschauer Ava Gardners eigene Singstimme hören, die den Produzenten nicht gut genug war. Sie machen sich über Joan Crawfords "Torch Song" lustig, und sie gönnen uns ein Stückchen Debbie Reynolds, das in "Singin' in the Rain" der Schere zum Opfer fiel. Aus der bloßen Zurschaustellung wächst immerhin ansatzweise so etwas wie ein kritischer Kommentar aus historischer Distanz. Überhaupt sind es die bisher unveröffentlichten Ausschnitte, die "That's Entertainment III" sehenswert machen. Mit deren Hilfe vermögen die beiden Regisseure mehr zu vermitteln als mit den schönfärberischen Kommentaren, die das Ganze auf Schritt und Tritt begleiten, die aber viele Wahrheiten aussparen (z. B. daß das Studiogelände heute längst nicht mehr MGM, sondern Sony gehört). Wenn auch immer noch zu selten, gibt es doch mehrere Parallelmontagen von großem didaktischem und ästhetischem Reiz. So sieht man zu einer Musical-Szene gleichzeitig im Split-Screen Aufnahmen von den jahrzehntelang zurückliegenden Dreharbeiten an derselben Szene. Oder zur Demonstration der minuziösen Probentechnik von Fred Astaire werden gleichzeitig zwei zu verschiedenen Zeitpunkten gedrehte Versionen desselben Tanzes vorgeführt, von denen eine damals verwendet, die andere verworfen wurde, die aber völlig synchron ablaufen.

Hin und her wechselnd zwischen den Projektionsformaten, gelegentlich auch mit ihnen spielend oder sie parodierend, mit einem fabelhaft aufbereiteten Ton und verblüffend gutem Bildmaterial auch jener Ausschnitte, die nie zur Aufführung vorgesehen waren, ist "That's Entertainment III" ein unterhaltsamer, ein bißchen wehmütig stimmender Rückblick auf eine der erfolgreichsten und eigenständigsten Gattungen der Filmgeschichte, auf ein Genre auch, das unwiederbringlich verloren ist. Wie Gene Kelly jüngst in einem Interview sagte: "Junge Leute sprechen mich an und sagen mir, es tut ihnen leid, daß sie keine Musicals machen können, wie wir es getan haben. Der Grund dafür ist, daß es keine romantische Musik mehr gibt. Es ist schwer, einen romantischen Pas-de-deux auf Hip-hop-Musik zu machen, bei der man (im Rhythmus) hin und her schneiden müßte von den Füßen zu den Augen zu den Beinen zu was auch sonst." Das Musical mag sich überlebt haben. Hier ist es noch einmal lebendig.
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