Drama | USA 2019 | 109 Minuten

Regie: Robert Eggers

Ende des 19. Jahrhunderts setzt ein junger Mann an der Küste Neuenglands auf eine einsame Insel über, um als Gehilfe eines Älteren den Leuchtturm zu warten. Lange Zeit sprechen die Männer nicht miteinander, bis ein Sturm tagelang verhindert, dass ein Versorgungsschiff anlegt, um Lebensmittel zu bringen und den verzweifelten Assistenten abzulösen. Das verstörende Drama ist in Schwarz-weiß und in einem fast quadratischen Format gedreht, was die klaustrophobische, durch tiefe Kontrabass-Streicher ins Unheimliche tendierende Atmosphäre verstärkt. Die Darsteller hingegen liefern sich in ausgefeilten, mitunter komischen Dialogen ein immer stärker eskalierendes Duell. - Ab 16.
Zur Filmkritik Im Kino sehen

Filmdaten

Originaltitel
THE LIGHTHOUSE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
A24/New Regency Pic./RT Feat.
Regie
Robert Eggers
Buch
Max Eggers · Robert Eggers
Kamera
Jarin Blaschke
Musik
Mark Korven
Schnitt
Louise Ford
Darsteller
Willem Dafoe (Thomas Wake) · Robert Pattinson (Ephraim Winslow) · Valeriia Karaman (Meerjungfrau)
Länge
109 Minuten
Kinostart
28.11.2019
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Horror | Psychothriller
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die BD enthält eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache. Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs, ein Feature mit zwei im Film nicht verwendeten Szenen (3 Min.) sowie das dreiteilige "Making of"-Feature "Eine dunkle & stürmische Geschichte" (38 Min.).

Verleih DVD
Universal (16:9, 1.20:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Universal (16:9, 1.20:1, dts-HDMA engl., dts dt.)
DVD kaufen

Fantasy-Horrorfilm um einen älteren Leuchtturmwächter und seinen jungen Gehilfen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts auf einer winzigen Insel vor der Küste Maines gegenseitig beharken, weil die lange Isolation an ihrer mentalen Verfassung rüttelt.

Diskussion

Noch ist es nicht zu erkennen. Aus der Ferne bahnt sich ein Schiff seinen Weg durch den Nebel. Stampfend kommt es immer näher, der Bug pflügt durchs Wasser, während ein dröhnendes Nebelhorn, kreischende Möwen und die donnernden Wellen eine bedrohliche Soundkulisse bilden. Für einen Moment fühlt man sich an „Der Mann aus London“ von Bela Tarr erinnert, in dem die Kamera ebenfalls den Schiffsbug zu umschmeicheln schien. Doch hier ist etwas anders.

Regisseur Robert Eggers, der 2015 mit „The Witch“ hervorgetreten ist, hat mit alten Kameralinsen auf Zelluloid gedreht; die Bilder sind schwarz-weiß, das Format stammt aus der frühen Tonfilm-Ära und ist fast quadratisch (1.19:1 statt 1.33:1 oder später 1.85:1) und darum sehr schmal, was das Gefühl klaustrophobischer Enge noch erhöht.

Ein früherer Gehilfe soll verrückt geworden sein

Handlungsort ist die Küste Neuenglands um 1890. Ephraim Winslow (Robert Pattinson) setzt auf eine einsame Insel über, um als Assistent von Thomas Wake (Willem Dafoe) den Leuchtturm zu warten. Lange Zeit sprechen die beiden Männer nicht miteinander. Winslow darf überdies nur Hilfsarbeiten ausführen. Um das Licht oben in der Laterne kümmert sich Thomas Wake allein. Doch irgendwann reden die zwei Männer allein auf so kleinem Raum dann doch. Die Tatsache, dass sie lange Zeit den Namen des anderen nicht wissen, bezeugt ihre Entfremdung. Wakes früherer Gehilfe soll verrückt geworden sein. Dann verhindert ein tagelanger Sturm, dass ein Schiff anlegen kann, um Lebensmittel zu bringen – und Winslow abzulösen.

Mit zunehmendem Alkoholkonsum entspinnt sich in der Folge ein immer mehr eskalierendes Duell zweier höchst unterschiedlicher Typen – verschlossen der eine, herrisch der andere. Sie bekriegen sich zunächst in ausgefeilten, altmodisch klingenden Dialogen, die auf Texten von Herman Melville, Robert Louis Stevenson und den Tagebüchern von Leuchtturmwärtern beruhen. Robert Pattinson zeigt hier mit unvorteilhaftem Schnäuzer Mut zur Hässlichkeit und liefert sich mit Willem Dafoe (mit großem Bart und schwerem irischen Akzent) eine wahre Tour de force.

Die Kamera geht immer wieder ganz nah an ihre verwitterten, ausgemergelten Gesichter heran, aus denen die Worte nur so herausspuken. Sie schikanieren, schlagen und betrinken sich, obwohl Winslow zu Beginn noch das gemeinsame Anstoßen beim Abendessen verweigert hatte.

Mitunter kann das sogar komisch sein, etwa, wenn Wake im unpassendsten Moment furzt und rülpst oder seine Kochkünste nicht genügend gewürdigt findet, während es Winslow nicht gelingt, eine hartnäckige Möwe zu vertreiben.

Visuell ist der Film schlicht atemberaubend

Visuell ist der Film schlichtweg aufregend. Manchmal kommt einem Luchino Viscontis „Die Erde bebt“ mit seinen ausgesuchten Bildern von Meer, Menschen und Küste in den Sinn. Kameramann Jarin Blaschke fängt Nebel und Dunkelheit virtuos, fast schon expressionistisch ein; geschickt platzierte Laternen leiten den Blick des Zuschauers und werfen beängstigende Schatten. Mitunter scheint das Licht eine weitere Hauptrolle zu spielen. Das Leuchtfeuer oben im Turm wird für Winslow zur Obsession; ihn plagen Angstträume mit Meerjungfrauen und Wassermännern; in einer erschreckenden Szene verliert er im Kampf gegen die freche Möwe komplett die Fassung.

Ein verstörendes Drama, in dem tiefe Kontrabass-Streicher die bedrohlichen Bilder perfekt unterstützen. Einmal steht Willem Dafoe nackt vor dem riesigen Leuchtfeuer, um dem Licht zu huldigen – ein Bild, das man so schnell nicht vergisst.

Kommentar verfassen

Kommentieren