Skanderbeg - Ritter der Berge

Romain Antony | 21.11.2023

cf. auch den filmblog unter: www.filmekommentieren.wordpress.com Vorab eine kurze Einordnung der Person Georg Kastrioti, genannt Skanderbeg (1405-1468) und seiner historischen Rolle: Skanderbegs albanischer Vater musste seine drei Söhne, darunter auch Skanderbeg, als Sicherheitsgarant an den Osmanischen Sultan abgeben. Skanderbeg wurde im Geiste des Islam erzogen, in der Elitetruppe der Janitscharen, der persönlichen Leibgarde des Sultans, ausgebildet und schließlich als Militärkommandeur eingesetzt. In mehreren Kämpfen und Schlachten konnte er sich auszeichnen. Mit einer kleinen Gefolgschaft wurde er abtrünnig, eroberte fast kampflos die Festung Kruja und das Fürstentum Albanien, welches sein Vater gegründet hatte, zurück und konvertierte zum Katholizismus. In einer Allianz mit Venedig und Neapel kämpfte er anschließend erfolgreich gegen die Osmanen. Die Republik Venedig allerdings, die mit dem osmanischen Reich in enger Handelsverbundenheit stand, wendete sich gegen Skanderbeg. Ihm gelang es, sich die Unterstützung des Königreich Neapel und des Papstes zu sichern. Auch weitere Angriffe der Türken auf Albanien konnte Skanderbeg abwehren. Doch nach der osmanischen Eroberung Konstantinopels (Istanbul) formierte sich eine Abwehrallianz, der sich auch die Republik Venedig anschloss. In mehreren Schlachten wurden die Osmanen geschlagen. Durch die enge, abhängige Verbindung mit dem Königreich Neapel war er verpflichtet den Neapolitanern und dessen König Alfonso I, später seinem Sohn Ferdinand zur Seite zu stehen, gegen Frankreich, gegen Aufbegehrende, Rebellierende. Mit den Osmanen gelang es, einen dreijährigen Friedensvertrag abzuschließen. Zehn Jahre nach Skanderbegs Tod (vermutlich durch Malaria) brach der Widerstand zusammen und Albanien geriet unter osmanische Herrschaft. Zahlreiche albanische Familien emigrierten nach Italien. Skanderbeg war berühmt als Militärstrategie, als Kämpfer, als Verteidiger Albaniens und des Abendlandes gegen die Osmanen und wurde zum albanischen Nationalhelden erkoren, ein sicherlich bemerkenswerter Mann, mit geschichtlicher Bedeutung nicht nur für Albanien. Zitat zum Film aus Wikipedia: "1953 wurde als albanisch-sowjetische Koproduktion der Film Великий воин Албании Скандербег (Der große Krieger Albaniens Skanderbeg) über den Nationalhelden gedreht; die Produktion aus dem Kinostudio „Shqipëria e Re“ war der erste Spielfilm, der in Albanien produziert worden ist. 2007 wurde der Streifen mit deutscher DEFA-Synchronisation als DVD unter dem Namen Skanderbeg – Ritter der Berge veröffentlicht. Ismail Kadare machte Skanderbegs Freiheitskampf in seinem Roman Die Festung zum Thema (im Original Kështjella, 1970)." Der Film wurde von dem albanischen Diktator Enver Hoxha (stalinistisches Regime, das Nordkorea Europas von 1941 bis 1990, über 6000 vollstreckte Todesurteile, Ermordungen, Verschleppungen, Inhaftierungen, ein Thema für sich --> https://www.dw.com/de/ein-diktator-auf-sonderwegen/a-5466309) veranlasst, nachdem er sich mit Titos Jugoslawien überworfen und sich Stalins Sowjetunion zugewandt hatte, wohl auch deren Film"ästhetik". Nicht nur in den heroischen Phrasen und dem Populismus, auch in den Gesichtszügen Skanderbegs könnte man Stalins Geist und Physiognomie wiedererkennen. Eine Blaupause für spätere Ritter- und Historienfilme gibt es bei Fritz Langs "Die Nibelungen", speziell Teil 2 (1922/24) und bei "Alexander Newski" von Sergej Eisenstein (1938). Danach richten sich auch die heutigen Marvel und Fantasyfilme, die den historischen, mythologischen Kulturschatz plündern und sich an den Rittergeschichten ausrichten. Säbelgerassel, Lanzengesteche, Klingengekreuze, bunte Farben, choreographierte Kämpfe mit Attacken einer nach dem anderen, Reiter mit Pferdestampeden, folkloristische und komödiantische Einschübe, pathetische symphonische Filmmusik, Opferbereitschaft und Märtyrertum für die gute Sache, kraftvolle Mutmachersprüche, heimatliche Sentimentalitätsbekundungen, patriotische Sprüche, Durchhalteparolen, Konflikte zwischen Liebe, Gefühl und Pflicht, Feindbildkonstruktionen, nationale Symbole sind die Ingredienzien des Films, die man in vielen historischen Schinken wiederfindet und auch einiges davon in Kriegsfilmen, wo Schwerter durch Gewhre und Granaten ersetzt werden.. Mit viele der obigen Elemente gibt es ein Wiedersehen in den Materialschlachtenfilme wie Anthony Manns "El Cid" (1961), Mel Gibsons "Braveheart" (1994), "Alexander" (2004) von Oliver Stone u.a.....wenigere finden Eingang in die romantisierten Ritterfilmballaden wie "Rob Roy" in der Version von Harold French (1953) oder Michael Caton-Jones (1994), "Ivanhoe" , "König Arthus" und seiner Tafelrunde und "Robin Hood" mit ihren unzähligen Variationen oder mangels üppigem Budget in den Römer-Griechen-Muskelpack-Kämpfer-Sandalen-Filmen. Nach "Gladiator" (2000) und "Königreich der Himmel" (2005) versucht es Ridley Scott nun mit "Napoleon", tritt in die Fußstapfen von Abel Gance und Sergej Bondartschuk "Waterloo" (1969).