Lene und die Geister des Waldes

Dokumentarfilm | Deutschland 2019 | 99 Minuten

Regie: Dieter Schumann

Ein siebenjähriges Mädchen aus Mecklenburg-Vorpommern und seine ältere Schwester verbringen die Sommerferien erstmals im Bayerischen Wald, wo sie Dorfkinder kennenlernen und bei abenteuerlichen Wanderungen durch den Wald viel über Pflanzen, Tiere und seltsame Gestalten erfahren. Der kurzweilige Dokumentarfilm wird konsequent aus der Perspektive der aufgeweckten Schülerin erzählt, die mit charmanter Neugier die Natur erkundet und so jungen Zuschauern spielerisch die Faszination des Waldes erschließt. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Basthorster Filmmanufaktur
Regie
Dieter Schumann
Buch
Dieter Schumann
Kamera
Thomas Riedelsheimer · Rainer Schulz
Musik
Sven M. Brandt · Marc Bohnacker · Hans-Jörg Eberle
Schnitt
Philipp Schindler
Länge
99 Minuten
Kinostart
25.11.2021
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Dokumentarfilm
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Kurzweiliger Dokumentarfilm über zwei Schwestern aus Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Sommerferien im Bayerischen Wald verbringen und viel über Flora und Fauna erfahren.

Diskussion

Die siebenjährige Lene aus Mecklenburg-Vorpommern und ihre ältere Schwester Lynn fahren mit ihrem Vater in den Sommerferien in den Bayerischen Wald. Lene wäre viel lieber an die Ostsee gereist, doch ihr Vater will unbedingt in der freien Natur um eine idyllisch gelegene Pension herum zeichnen und malen. Auf einen Urlaub im Wald hat das Mädchen wenig Lust, denn da erwarten es ja nur Bäume, Berge und Kinder, die eine seltsame Sprache sprechen.

Doch dann zeigen die Dorfkinder den Mädchen den Wald und erzählen von geheimnisvollen Gestalten wie dem jovialen Nationalparkwächter Günter, dem die Kinder den Spitznamen Wald-Obelix verpasst haben. Und sie hören das Märchen vom Waldpeter, der als kleiner Junge aus dem Dorf verschwand, in einer „Grotte der schlafenden Seelen“ gefangen sein soll und zu einem Geist wurde, der erst freikommen kann, wenn die Kinder in den Wald zurückkehren, um dessen Geheimnisse und Schönheit zu entdecken.

Die Gastgeberin der Kinder, Oma Henriette, zeigt den Schwestern ein verwunschenes Haus und erzählt von der „Wald-Ursel“, die hier einst wohnte und ein „gigantisches Wissen“ über Pflanzen hatte, bevor sie ins ewige Grün verschwand. Auf einem Erkundungsgang mit der coolen jungen Rangerin Christin beginnt Lene, den Wald mit anderen Augen zu sehen und ihre neuen Freunde besser zu verstehen: Vinzenz kann wie ein Eichhörnchen auf Bäume klettern, Johannes dressiert Wachteln und organisiert Schildkrötenrennen, während der etwas ältere Ludwig schon Trecker fährt und Baumhäuser bauen kann. Außerdem darf Lene einen Esel streicheln und lernt bayerische Rap-Musik kennen. Am Ende des abenteuerlichen Aufenthalts ist das Mädchen fasziniert vom Wald und den vielen Entdeckungen, die man dort machen kann.

Nahe an der Erlebniswelt der Kinder

Mit Lene Frahm hat der erfahrene Dokumentarist Dieter Schumann eine sympathische Identifikationsfigur etabliert. Fast immer gut gelaunt hüpft sie durch Wald und Wiesen, während sie aus dem Off erläuternde Kommentare abgibt, die zwischen lakonischer Altklugheit und kindlicher Naivität changieren. Der Film bleibt dabei nahe an der Erlebniswelt seiner jungen Zielgruppe. Wenn sich Lene von den anderen Kindern ausgegrenzt fühlt, die ohne sie spielen, beschwert sie sich im Off: „Meine Schwester hatte mich auch wieder vergessen.“ Doch genauso schnell findet sie Trost, denn ein Dorfjunge hat das bemerkt und kümmert sich um sie: „Florian hat mich wieder gerettet. Er passt wirklich auf mich auf.“

Der Drehbuchautor und Regisseur, der 1983 ein Regiestudium an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg absolvierte und seitdem dokumentarische Arbeiten für Kino und Fernsehen erstellt, verfolgt hier offensichtlich kein „Direct Cinema“-Konzept. Vielmehr ergänzt Schumann die Aufnahmen der vorgefundenen Natur und der Erlebnisse der Kinder um ästhetisch überhöhte Traumsequenzen und mythologische Erzählungen wie die vom Waldpeter oder dem Teufel, der angeblich eine weitläufige Bergkuppe mit zahlreichen Steinen bedeckt hat, um darunter einen Schatz zu verstecken. Und er lässt Ursula Sauer als quasi wiedergeborene Wald-Ursel durch die Natur streifen, Bäume umarmen und ihre Weisheiten verkünden: „Der Wald ist nicht für die Menschen da, er hat ein Lebensrecht an sich.“

Borkenkäfer, Bandwürmer & ein Wald-Obelix

Die oftmals idyllisch geprägte Atmosphäre der Streifzüge der Kinder wird angemessen untermalt von meist sanften Musikstücken oder eingängigen Liedern. Auch Rustikales und Romantisches darf in diesem wundersamen Waldkinderfilm nicht fehlen, etwa wenn die einheimischen Kinder und die jungen Gäste sich um ein Lagerfeuer versammeln oder zusammen mit Leuchten am Kopf eine Nachtwanderung unternehmen. Allerdings wundert man sich, dass auch alle Heranwachsenden in diesem formidablen Sommer kreuzbrav zu sein scheinen und offenkundig jeden Konflikt vermeiden. Zumindest bekommt man keinen zu sehen.

Eher beiläufig lernen die Stadtkinder Lene und Lynn auch einiges über Fauna und Flora. So zeigt der Wald-Obelix ihnen ein Leuchtmoos, das nur in dunklen Höhlen zu finden ist, und Christin erklärt, welche Heidelbeeren frei vom Fuchsbandwurm sind und verzehrt werden können. Die Kinder erfahren auch, warum so viele Fichten nach dem Befall durch den Borkenkäfer absterben.

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