4K UHD. | USA 2020 | 95 Minuten

Regie: Brett Pierce

Ein pubertierender Jugendlicher, der in den Sommerferien bei seinem Vater im Jachthafen jobbt, erkennt, dass sich in der Nachbarschaft ein Hexenwesen eingenistet hat, das sich anschickt, alle Kinder des Ortes zu verschlingen. Zusammen mit einer Freundin will er die eigentlich nette Nachbarin um jeden Preis eliminieren. Mischung aus „Coming of Age“-Drama und Hexenhorror, in dem sich die beiden Plotstränge anfangs behindern, am Ende aber doch zu einer soliden Genre-Spielerei mit interessanten Twists verbinden. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE WRETCHED
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Cailleach Prod.
Regie
Brett Pierce · Drew T. Pierce
Buch
Brett Pierce · Drew T. Pierce
Kamera
Conor Murphy
Musik
Devin Burrows
Schnitt
Terry Yates
Darsteller
John-Paul Howard (Ben) · Piper Curda (Mallory) · Jamison Jones (Liam) · Azie Tesfai (Sara) · Zarah Mahler (Abbie)
Länge
95 Minuten
Kinostart
13.08.2020
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
4K UHD. | Coming-of-Age-Film | Horror
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und einen Audiokommentar des Filmkomponisten.

Verleih DVD
Koch (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Koch (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
DVD kaufen

Ein pubertierender Jugendlicher, der in den Sommerferien bei seinem Vater im Jachthafen jobbt, erkennt, dass sich in der Nachbarschaft ein Hexenwesen eingenistet hat, das alle Kinder des Ortes verschlingen will.

Diskussion

Es ist nicht einfach, die Sache mit dem Erwachsenwerden. Besonders, wenn zur Pubertät auch noch eine Scheidung der Eltern hinzukommt. Dieser Sommer „gehört“ seinem Dad, und so muss sich Ben mit den stupiden Urlaubsgästen in der kleinen Marina rumschlagen, in der sein Vater als Hafenmeister arbeitet. Wenigstens jobbt hier auch noch die patente Schülerin Mallory, die sich nicht weiter um die Stimmungsschwankungen des Teenagers schert. Eigentlich ist Ben ja auch ganz nett, wenn er manchmal nur nicht so ein Idiot wäre und sich von den Dorfrüpeln aufziehen lassen würde.

„The Witch Next Door“ ist allerdings handfester Monsterhorror. Zumindest legt das der Prolog des Films nahe, in dem ein Babysitter eine tödliche Begegnung mit einer Kreatur im Keller seines Auftraggebers hat. Die Regisseure Brett und Drew T. Pierce wählen zur „Auflockerung“ des Films allerdings die „Coming of Age“-Geschichte des Protagonisten Ben, schaffen es aber nicht so recht, beides zu einem sinnvollen Ganzen zu verbinden. Denn die Stimmung des Subplots konterkariert den Horror der eigentlichen Geschichte um ein unheimliches Hexenwesen. Überdies wird der Protagonist als eine im Grunde recht unsympathische Figur eingeführt, die nicht nur mit allen anderen aneckt, sondern durch irrationale Entscheidungen auch den Zuschauer vor den Kopf stößt.

In der Nachbarschaft haust ein Unhold

Allerdings bemühen sich die Regisseure im weiteren Verlauf der Erzählzeit recht erfolgreich um einem soliden und nicht unoriginellen Horrorfilm. Es geht darin um Ben, der Mallory davon überzeugen muss, dass in der Nachbarschaft ein Unhold sein Unwesen treibt.

In klassischen Vorbildern wie „Rosemaries Baby“ oder „Summer of ’84“ müssen die Protagonisten ausführliche Recherchen betreiben, um (auch für die Zuschauer) herauszufinden, mit welchem Grauen sie es zu tun haben. Da in „The Witch Next Door“ das erste Drittel des Films aber mit Unwichtigkeiten verplempert wurde, schrumpft die Recherche hier auf einen zweiminütigen Internetausflug zusammen, der mehr Fragen aufwirft als Unheimlichkeiten produziert.

Es geht also, darauf deuten auch die seltsamen archaischen Zeichen und Totems in der Gegend hin, um ein Hexenwesen aus dem Wald, das unter den Bäumen haust und sich manchmal der Gestalt von Menschen bemächtigt, um Kinder zu rauben und zu fressen. Genaueres weiß man nicht – und wird es auch nicht erfahren. Für den Spannungsaufbau ist das nicht weiter abträglich, da es fortan darum geht, wie die beiden Jugendlichen – auch gegen den Widerstand der ungläubigen Erwachsenen – dem Spuk eine Ende setzen.

Das Vergessen eröffnet neue Dimensionen

Kameramann Conor Murphy gelingen dabei mehr und mehr atmosphärisch dichte Bilder, sodass sich final auch jene bedrückende Stimmung einstellt, die „The Witch Next Door“ schon von der ersten Minute an verdient gehabt hätte. Zudem gelingt dem Drehbuch ein Kniff, um die Frage zu eliminieren, warum das Treiben der Hexe kaum jemand auffällt. Das hat etwas mit dem Zauber des Vergessens zu tun, der dem Finale des Films eine ganz neue Dimension eröffnet.

„The Witch Next Door“, der im Original mehrdeutiger „The Wretched“ heißt (was sich auf die „erbarmenswerten“ Kinder, aber auch auf die „armselige“ Hexe beziehen kann), ist eine veritable Genre-Spielerei, die ein wenig auch jene Zeiten beschwört, als Hexen und Monster noch die Leinwände bevölkerten und nicht ins Heimkino verbannt waren. Der Corona-Lockdown hat in den USA dazu geführt, dass „The Witch Next Door“ in ausgewählten Großstadtkinos lief und über Wochen die Charts dominierte – bei einem Gesamteinspiel von knapp zwei Millionen Dollar, was ein Blockbuster am Starttag normalerweise in wenigen Stunden einfährt. Auf diese Weise hat „The Witch Next Door“ schon jetzt Geschichte geschrieben.

Kommentieren