Drama | Australien 2020 | 106 Minuten

Regie: Francis Annan

Im Südafrika der 1970er-Jahre bäumen sich zwei Anti-Apartheid-Aktivisten gegen den Rassismus des Regimes auf. Als sie Flugblätter verteilen, werden sie festgenommen und zu langen Haftstrafen verurteilt. Im Gefängnis von Pretoria planen sie ihren Ausbruch. Das auf realen Geschehnissen beruhende Drama fokussiert auf die Ausbruchspläne und erzeugt mitunter eine große Spannung. Die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen geraten in der simplen Dramaturgie aber in den Hintergrund; den Figuren fehlt es überdies an Tiefe. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ESCAPE FROM PRETORIA
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Spier Films/Premiere Pict./Beagle Pug Films/Particular Crowd/Footprint Films
Regie
Francis Annan
Buch
Francis Annan · L.H. Adams
Darsteller
Daniel Radcliffe (Tim Jenkin) · Daniel Webber (Stephen Lee) · Ian Hart (Denis Goldberg) · Mark Leonard Winter (Leonard Fontaine) · Nathan Page (Mongo)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Gefängnisfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit zwei im Film nicht verwendeten Szenen (5 Min.) sowie längere Interviews mit Darsteller Daniel Radcliffe (13 Min.), dem einstigen Anti-Apartheid-Aktivisten Tim Jenkin (22 Min.) und Regisseur Francis Annan (12 Min.).

Verleih DVD
Koch (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Koch (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Ein auf realen Ereignissen beruhendes Drama über einen Gefängnisausbruch in Südafrika

Diskussion

Wege, aus dem Gefängnis auszubrechen, gibt es einige. So können – das zeigen filmische Genre-Vertreter – die Sicherheitsvorkehrungen ausgetrickst werden; man kann auch einen Tunnel aus der Zelle graben. Weniger kräftezehrend ist es freilich, wenn man sich schlicht die Schlüssel der Anlage besorgt. Diesen Plan verfolgt Tim Jenkin (Daniel Radcliffe) in dem Thriller „Flucht aus Pretoria“.

Der Film fußt auf einer realen Figur. Jenkin war in den 1970er-Jahre in Südafrika ein politischer Aktivist und kämpfte gemeinsam mit seinem Freund Stephen Lee (Daniel Webber) gegen die Apartheid. „Flucht aus Pretoria“ zeigt zunächst, wie sich die beiden gegen den Rassismus des Regimes auflehnen, indem sie verbotenerweise Flugblätter verteilen. Doch diese Aktion bleibt nicht unbeobachtet; die Polizei nimmt Jenkin und Lee fest. Ein Gericht verurteilt sie 1978 zu langjährigen Haftstrafen, die sie im Hochsicherheitsgefängnis in Pretoria absitzen müssen. Doch so lange wollen sie nicht einsitzen; schon bald schmieden sie Ausbruchspläne.

Ein angeblich unmöglicher Ausbruch

„Flucht aus Pretoria“ ist ein klassischer Ausbruchsthriller. Die beiden Gefangenen finden mit Denis Goldberg (Ian Hart) und Leonard (Mark Leonard Winter) zwei Verbündete, die schon länger einsitzen und die Vorgänge im Gefängnis sowie die Sicherheitsvorkehrungen erklären können. Die Haftbedingungen sind mies, die Wärter streng und menschenverachtend, der Direktor besticht durch Zynismus. Das Gefängnis gilt als ausbruchsicher. „Bisher kam keiner raus“, sagt Leonard.

Trotz vieler typischer Elemente gelingt es dem Film, der auf Jenkins Autobiografie „Inside Out: Escape from Pretoria Prison“ beruht, Spannung zu erzeugen. Immer wieder gibt es kleine Momente, in denen vor allem Jenkin aufzufliegen droht. Wenn er Material aus der Werkstatt schmuggelt oder eine hölzerne Schlüsselkopie im Schlüsselloch stecken bleibt, während der Wärter näher kommt, reizt die Inszenierung diese Szenen bis zum letzten Moment aus. Das mögen dramaturgische Zuspitzungen der wahren Ereignisse und simple Methoden zur Erzeugung von Spannung sein, sie sind jedoch durchaus effektiv.

Sehr akribisch erzählt der Film davon, wie die beiden Aktivisten ihren Plan aushecken und dann in die Tat umsetzen. So schnitzt Jenkin immer wieder an einem Holzstück und schleift Millimeter um Millimeter ab; er baut Konstruktionen, um aus seiner Zelle ans Schlüsselloch zu gelangen, das nur von außen zu erreichen ist. Das Drehbuch räumt diesen Szenen viel Raum ein; der Fokus der Erzählung liegt auf der Mechanik des Ausbruchs.

Die Protagonisten bleiben eher blass

Über die beiden Protagonisten gibt der Film hingegen nur wenig preis. Außer der Tatsache, dass sie für die Freiheit kämpfen, fehlt es ihnen an Tiefe. Spannender ist die Figur von Leonard. Ihm räumt der Film einen größeren Hintergrund ein. So darf er nur einmal im Jahr seinen Sohn sehen. Das setzt ihm so sehr zu, dass er sich Lee und Jenkin anschließt. Bei ihm ist eine klare Motivation zu erkennen, warum er bei der Flucht unbedingt mitmachen will.

„Flucht aus Pretoria“ ist mehr ein spannendes Ausbruchsdrama als ein politischer Thriller. Bevor die beiden Aktivisten nach wenigen Szenen verhaftet werden, gibt der Film einen kurzen Eindruck von der aufgebrachten Stimmung und der Diskriminierung im Land; das Thema Rassismus wird unmittelbar greifbar. Doch im weiteren Verlauf mit dem Fokus auf dem Ausbruchsplan gerät das Thema eher in den Hintergrund. „Die hässliche Fratze der Apartheid“, wie Jenkin sie nennt, macht sich zwar auch im Gefängnis bemerkbar, doch dieses Thema wird nur selten verhandelt. Das Politische und Gesellschaftliche haben wenig Platz. Nur in einigen Momenten deutet das Drama die Dimensionen der Apartheit an. Knapp bevor sie ganz in Vergessenheit geraten wären.

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