Die Ausgrabung

Graubraun, Grünbraun, Goldbraun – eine Symphonie in Sepiatönen erklingt hier für Synästhetiker gleich zu Beginn. „Die Ausgrabung“ von Simon Stone ist ein Film über Altertümer; es geht um einen Meilenstein der britischen Archäologie, den Fund eines angelsächsischen Schiffs aus dem siebten Jahrhundert in Sutton Hoo im Jahr 1939. Es ist aber auch ein altertümlich anmutender Film: Das reduzierte Erzähltempo und eine novellistische, nicht sehr weit verzweigte Handlung verschaffen vor der Folie der ostenglischen Küstengegend und des heraufziehenden Zweiten Weltkriegs guten Darstellern ausreichend Gelegenheit, sehr literarische Charaktere zu modellieren, bergen aber auch die Gefahr, dass der narrative Zwirn etwas fadenscheinig-abgetragen wirkt und damit kein allzu komplexes Gewebe zu spinnen ist. „Die Ausgrabung“ scheint darauf abzuzielen, den Geist großer britischer Literaturverfilmungen wie „Was vom Tage übrig blieb“ zu atmen, findet als Adaption von John Prestons historischem Roman „The Dig“ über den Fund von Sutton Hoo aber nicht zu ähnlicher psychologischer oder gesellschaftsdiagnostischer Tiefe.