Hinter jedem erfolgreichen Sternenflotten-Offizier steht eine Helfers-Crew, die den Leuten auf der Brücke den Rücken freihält. Wer sich schon mal gefragt hat, welche Menschen ein „Star Trek“-Raumschiff regelmäßig vom Weltraumdreck reinigen oder den Papierkram hinter den ganzen Missionen erledigen, dem- oder derjenigen sei die Animationsserie „Star Trek: Lower Decks“ empfohlen. Anders als die jüngsten epischen Kino-Reboots von J.J. Abrams fokussiert diese Serie nicht auf große Schlachten oder auf Erkundungen von fremden Planeten. Stattdessen stehen im Zentrum vier junge Offiziere, die auf dem Unterdeck arbeiten und in den Gängen ihre Schlafkabinen haben.
Mission (Un-)Important
Auch der Ton der Serie ist ein anderer. Die ungefähr halbstündigen Episoden sind mehr in der Comedy-Welt zuhause als im Blockbuster-Multiversum. Das lässt sich auf den Showrunner Mike McMahan, der unter anderem Teil des Writers’ Room der animierten Science-Fiction-Serie „Rick and Morty“ war, zurückführen. Auch hier kann er Aliens, Monster und Roboter in psychedelischen Sphären zeigen. Statt einem Opa-Enkel-Gespann gibt es hier vier junge Erwachsene, die das Raumschiff USS Cerritos am Laufen halten.
Dass dieses Sternenflottenschiff nicht gerade für die wichtigsten Missionen zuständig ist („Unsere Mission ist der zweite Kontakt.“), unterstreicht ihre eigene Bedeutungslosigkeit im „Star Trek“-Universum. Das ermöglicht dem Macher McMahan umso mehr Selbstironie und Leichtigkeit. Natürlich gibt es etliche intertextuelle Referenzen zu den Serien- und Film-Reihen für die Hardcore-Trekkies. Um die episodischen Handlungen zu verstehen und Spaß daran zu haben, sind die Verweise indes nicht notwendig.
Quartett im Unterdeck
Das liegt vor allem an den vier nicht nur visuell pointiert gezeichneten Jungspunden. Das „odd couple“ bilden die abgeklärte, lockere Beckett Mariner und der fleißige, unerfahrene Brad Boimler. Sie streiten zum Beispiel darum, wer die meisten Schiffe geflogen hat oder wer die spannenderen Hilfskraftaufgaben bekommt. Der Neuzugang ist die grünhäutige D’Vana Tendi, die über alles an Bord staunt („Awesome!“), im Gegensatz zu Sam Rutherford, einem Ingenieur, der mehr an der Mechanik der Sternenflotte interessiert ist als an zwischenmenschlichen Begegnungen. Die vier sind das notwendige Rückgrat, auch wenn die Vorgesetzten das nicht immer zu würdigen wissen. Wer kennt das nicht aus der Generation Praktikum? Einmal bringt Brad den Schleim einer Riesenspinne mit an Bord, womit sich ein eingeschleppter Virus in Sekunden heilen lässt.
Auch andere Episoden beschäftigen sich viel mit den Ambitionen, Erwartungen und Enttäuschungen der aufstrebenden Besatzungsneulinge: Auf einem fremden Planeten verführt ein scheinbar weibliches Wesen Brad, das sich aber als Raubtier herausstellt. Beckett rettet ihren Kollegen mit Kickboxen. Brad bekommt Selbstzweifel, ob sein Streber-Wissen ihm in der Realität immer hilft. Oder der Ingenieur-Azubi Sam versagt, als man ihm das Kommando für kurze Zeit überträgt: „Kurs halten.“ Und schon crasht es. Beckett zeigt dagegen weniger Anstrengungen oder Respekt. Sie hat Spaß im Unterdeck. Selbst aus Strafaufgaben – wie die Filter von Karbonresten reinigen – macht sie einen lustigen Wettbewerb. Während die eifrige D’Vana ihren Mediator um Versöhnung anbettelt, weil sie versehentlich ein Sandmandala zerstört hat.
Mit Ruhe und Gemütlichkeit
Die USS Cerritos wirkt verschlafen – sehr zum Unwohl der Kapitänin. Sie verordnet Zeitdruck statt Kaffeepausen. Was dazu führt, dass allen Fehlern unterlaufen und eine fremde Spezies die Truppe fehlinterpretiert und angreift. Auf der Flotte herrscht Chaos. Erst als die Besatzung die Regeln bricht, erobern sie ihr Schiff zurück. Die Kapitänin lockert daraufhin wieder das Zeitlimit. Die Crew kehrt zu alter Gemütlichkeit und damit zu alter Funktionsfähigkeit zurück. Um Welten zu erforschen, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat, braucht man neben Expertise und Handwerk eben auch ein bisschen innere Ruhe.