Fantasy | USA 2021 | 338 (sechs Folgen) Minuten
Regie: Uta Briesewitz
Filmdaten
- Originaltitel
- THE WHEEL OF TIME
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2021
- Regie
- Uta Briesewitz · Wayne Yip · Salli Richardson-Whitfield · Sanaa Hamri
- Buch
- Rafe Judkins
- Kamera
- David Moxness · David Luther
- Musik
- Lorne Balfe
- Schnitt
- Chris Barwell · Joe Sawyer
- Darsteller
- Rosamund Pike (Moiraine) · Josha Stradowski (Rand al'Thor) · Henney Daniel (al'Lan Mandragoran) · Marcus Rutherford (Perrin Aybara) · Zoë Robins (Nynaeve)
- Länge
- 338 (sechs Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f (Ep. 6) & ab 16; f (Ep. 1-5)
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Fantasy | Literaturverfilmung | Serie
Fantasy-Serie, die auf der erfolgreichen Buchreihe von Robert Jordan basiert: Vier junge Menschen werden brutal in epische Kämpfe um die Zukunft ihrer Welt und das alte Kräftemessen zwischen Gut und Böse verwickelt.
Die Welt, die Robert Jordan in seinem Fantasyepos „Das Rad der Zeit‟ beschrieben hat, ist unglaublich komplex. Da gibt es die Geschichte eines schicksalhaften Erlösers, einen magiebegabten, mächtigen Frauenorden, trollähnliche Wesen, die Bedrohung durch eine dunkle Macht, Wolfswandler, Barden, die mit ihren melancholischen Liedern in Tavernen auftreten. Spätestens ab der Hälfte der insgesamt 14 voluminösen Bände, die die zwischen 1990 und 2013 veröffentlichte Romanreihe umfasst, wurde die Kritik laut, dass Jordan sich in seiner eigenen Welt verloren habe. Die atmosphärische Dichte und Fabulierfreude ging zu Lasten der Entwicklung der Handlung. Und doch war es gerade diese Fabulierfreude – und auch sein Blick auf die unzähligen Figuren –, die die Reihe so lesenswert gemacht hat. Die Latte liegt hoch für eine Serienadaption, all dem gerecht zu werden und diese überbordende Welt in Bilder zu übertragen.
Der Aufbruch aus der Idylle in eine Welt voller Gefahren
Zu Beginn scheint die erste Staffel von „Das Rad der Zeit‟ daran zu scheitern. Bärtige Männer mit ledriger Haut und langen Haaren, die zu Zöpfen geflochten sind – das erinnert doch ein wenig zu sehr an „Game of Thrones‟. Ungelenk wirkt zudem, wie in Einzelszenen das Setting bereitet werden muss. Seit dem letzten Zerbrechen der Welt wartet man auf die Wiedergeburt des „Drachen‟, des mythischen Erben gewaltiger magischer Kräfte, der sie erneut zerstören, sie als Erlöser aber auch retten und vor der bösen Macht eines sagenumwobenen „dunklen Königs“ beschützen könnte. Und die Spur zu diesem Drachen in Menschengestalt führt, wie in so vielen Fantasy-Geschichten, zunächst einmal in einen idyllischen Ort, so klein und abgelegen, dass man dort nichts Weltbewegendes erwarten würde. Und zu einem Grüppchen von drei miteinander befreundeten jungen Männern und einer jungen Frau, die noch nicht ahnen, dass sie bald die Helden in einem epischen Abenteuer sein werden.
Die vier erregen die Aufmerksamkeit von Moiraine (Rosamund Pike) vom Frauenorden der Aies Sedai, die mit ihrem Begleiter und Beschützer nach Emondsfeld gereist ist, um dort nach dem möglichen Drachen Ausschau zu halten. Doch kurz nach ihrer Ankunft bricht das Chaos aus: Trollocs, monströse, kriegerische Wesen, fallen über das Dorf her und richten ein Massaker an. Für Mat (Barney Harris), Perrin (Marcus Rutherford) , Rand (Josha Stradowski) und dessen Geliebte Egwene (Madeleine Madden) bleibt nur eine Chance: Weil vermutet wird, dass einer von ihnen der Drache sein könnte, und auch die Trollocs im Dienst des dunklen Königs hinter diesem her sind, müssen sie schnellstmöglich mit Moiraine fliehen.
Die zentralen Figuren sind älter und abgeklärter gezeichnet als im Roman
Im Roman sind Rand und seine Freunde als Jugendliche gezeichnet: Sie albern herum, sie flirten, sie wissen noch nicht so recht, was aus ihnen werden soll. Das macht sie zu starken Identifikationsfiguren, auch schon für jugendliche Leser, und bringt ein paar schöne Coming-of-Age-Themen in die Geschichte. In der Serie jedoch sind Rand und seine Freunde älter, wirken deutlich reifer und erwachsener. Perrin ist zu Beginn schon verheiratet, Mat nicht der schelmische Frauenheld, sondern jemand, der schwer an der Last prekärer familiärer Verhältnisse und der Verantwortung für seine zwei kleinen Schwestern trägt. Und anstatt lediglich scheue Blicke auszutauschen, gehen Rand und seine Angebetete Egwene schon miteinander ins Bett und ringen vor dem Eintreffen der Trollocs mit dem Problem, dass Egwene sich zwischen einer Zukunft mit Rand und ihrer Arbeit als angehende Heilerin des Dorfes entscheiden muss.
Damit verändert die Serie die besondere Perspektive des Romans und beraubt sich der Möglichkeit, die fantastische Welt, die immer düsterer wird, mit unschuldigen Augen zu betrachten. Und weil die Protagonisten alle so abgeklärt sind, fehlen auch die zwischenmenschlichen Beobachtungen ihrer Beziehungen zueinander. Perrin wird ein Trauma verpasst – aber nahe kommt man diesen jungen Erwachsenen, die im Roman so klare Charakterzüge haben, zumindest zum Serienauftakt noch nicht.
Mit dem „World Building“ wächst der Reiz der Serie
Und doch entfaltet die Geschichte einen Fluss. Je mehr Schlaglichter sie auf die unterschiedlichen Figuren und Gruppen in diesem Universum wirft, desto mehr fängt sie an, den epischen Sog der Vorlage zu entwickeln, und umso vielschichtiger und faszinierender wird sie. Schon in den ersten Episoden erkundet die Serie eine Vielzahl an (aufwendig umgesetzten) Schauplätzen; vor allem dadurch, dass die Freundesgruppe ab der zweiten Folge getrennt und ab dann auf unterschiedlichen Wegen unterwegs ist, wird – ganz wie bei Jordan – die erzählte Welt bunt und facettenreich, und es entsteht Spannung durch das Wechseln zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und unterschiedlichen Perspektiven. Wenn nach und nach immer mehr zentrale Figuren eingeführt werden, gewinnt auch die Serie an Dichte.
„Das Rad der Zeit‟ ist sicherlich kein zweites „Game of Thrones‟. Zu bewahrend geht sie dafür mit ihren Figuren um, zu klar ist die Trennlinie zwischen „Guten‟ und „Bösen‟. Dafür verleihen die Landschaften der Serie einen eigenen Look. Gedreht wurde in der Tschechischen Republik, zwischen schroffen Bergen und weiten Tälern und in Wäldern. Auffällig ist überdies, wie die Produktion sich um Diversität bemüht: Die Menschen, die im Westen Andors leben, sind so vielfältig wie nur möglich besetzt – ein zeitgemäßer Versuch, das Bild der „weißen‟ Fantasy aufzubrechen und nicht-weiße Figuren somit auch nicht auf die Rolle der „Fremden‟ festzuschreiben.