Marry me - Verheiratet auf den ersten Blick

Romantische Komödie | USA 2021 | 112 Minuten

Regie: Kat Coiro

Eine berühmte Popsängerin findet während ihrer als Event inszenierten Hochzeit heraus, dass ihr Partner sie betrogen hat und heiratet spontan den nächstbesten Mann, einen Mathe-Lehrer. Aus Anstand und für die Medien raufen sich die beiden komplett verschiedenen Persönlichkeiten zusammen, finden sich dann aber auf Dauer doch sympathisch und entdecken echte Gefühle füreinander. Die romantische Komödie entfaltet wenig Charme und dient primär als Star-Vehikel für die Sängerin Jennifer Lopez. Außer ein paar spektakulären Bühnenauftritten hat der Liebesfilm nicht viel zu bieten. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
MARRY ME
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Universal Pic./Kung Fu Monkey Prod./Nuyorican Prod./Perfect World Pic.
Regie
Kat Coiro
Buch
Harper Dill · John Rogers · Tami Sagher
Kamera
Florian Ballhaus
Musik
John Debney
Schnitt
Michael Berenbaum
Darsteller
Owen Wilson (Charlie Gilbert) · Jennifer Lopez (Kat Valdez) · Sarah Silverman (Parker Debbs) · Utkarsh Ambudkar (Coach Manny) · Maluma (Bastian)
Länge
112 Minuten
Kinostart
10.02.2022
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Romantische Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der BD umfassen u.a. einen Audiokommentar mit Regisseurin Kat Coiro und Produzentin Elaine Goldsmith-Thomas sowie ein Feature mit acht im Film nicht verwendeten Szenen (6 Min.).

Verleih DVD
Universal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Universal (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., dts dt.)
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Aus Rache an ihrem betrügerischen Verlobten heiratet eine Popsängerin spontan einen Mathe-Lehrer und probt mit ihm das Leben als Ehefrau.

Diskussion

Romantische Komödien folgen strikten Regeln. Boy meets Girl oder so ähnlich. Die Liebe erwacht, man streitet sich, trennt sich, kommt wieder zusammen. Deshalb steht nicht so sehr die Story im Mittelpunkt als vielmehr die Kunst, die Filmzeit vom Kennenlernen bis zur finalen Wiedervereinigung der Liebenden charmant, romantisch oder lustig zu gestaltet. Wenn aber trotz Starbesetzung, mehrerer Drehbuchautoren und erheblicher finanziellen Mittel die Chemie zwischen dem Paar einfach nicht stimmt, wenn man wenig zu lachen hat und auch nicht verzaubert ist, wird der Sinn des Genres verfehlt. Genau das ist bei „Marry me“ von Kat Cairo der Fall.

Die Sängerin und der Lehrer

Die Ausgangssituation erinnert an den Klassiker „Notting Hill“: Ein weiblicher Star verliebt sich in einen Normalo und umgekehrt. Dort kamen eine von Julia Roberts verkörperte Hollywood-Schauspielerin und ein schüchterner Buchhändler (Hugh Grant) zusammen. In „Marry me“ besteht das ungleiche Paar aus der Popsängerin Kat Valdez (Jennifer Lopez) und dem Mathematiklehrer Charlie Gilbert (Owen Wilson).

Kat war eigentlich einem anderen versprochen; mit ihrem Kollegen Bastian (Maluma) bildete sie das heißeste Pop-Duo der Musikwelt. Beide sind gutaussehend, sexy und enorm erfolgreich. Ihr Song „Marry me“ stürmt gerade die Charts. Als krönender Abschluss wollen sie sich auf der Bühne vor Millionen Zuschauern das Jawort geben.

Doch knapp davor erfährt Kat via Social Media, dass Bastian sie betrügt. Am Boden zerstört entscheidet sie sich spontan, den Nächstbesten aus dem Publikum zu heiraten. Ihre Wahl fällt auf den geschiedenen Lehrer Charlie, der von seiner Tochter Lou und einer befreundeten Kollegin (Sarah Silverman) zum Konzert mitgeschleift wurde und Kat davor überhaupt nicht kannte.

Die Spontanhochzeit mit dem Unbekannten wird zum gefundenen Fressen für die Medien. Nachdem Charlie auf Schritt und Tritt von Paparazzi verfolgt wird, organisiert Kats Management eine Pressekonferenz mit den Frischvermählten. Dabei schlägt sich Charlie erstaunlich gut, zur Verwunderung von Kat. Denn die beiden Eheleute wider Willen könnten unterschiedlicher kaum sein. Kat ist reich und berühmt, wird permanent für ihre Kanäle in den sozialen Medien gefilmt. Sie betätigt sich auch als Influencerin in Ernährungsdingen und jettet privat und beruflich um die Welt. Charlie wiederum ist ein engagierter Pädagoge, der keine Ahnung von Instagram & Co. hat und der seinen Schülern die Schönheit der Zahlen nahebringen will. Der Höhepunkt seines Schuljahres ist die Mathe-Olympiade.

70 Minuten bis zum ersten Kuss

Ab und zu muss Charlie mit Kat auf dem Roten Teppich posieren. Doch bald treffen sie sich auch privat und werden gute Freunde. Charlie bewundert Kat, Kat hat Respekt für Charlies Engagement und seine Bodenständigkeit. Dennoch dauert es rund 70 Filmminuten bis zum ersten Kuss und bis beide ein richtiges Liebespaar werden. Doch wie vertragen sich ihre unterschiedlichen Milieus und Tagesabläufe?

In „Marry me“ ziehen sich Gegensätze harmonisch an. Die vielbeschäftigte Kat schafft es immer wieder, sich für Charlie Zeit zu nehmen. Dass sie an dem braven Nerd, der um 22 Uhr ins Bett geht, tatsächlich Gefallen findet, leuchtet aber wenig ein. Das Hauptproblem des Films ist jedoch die Ungleichbehandlung der Figuren, was auf die Starpower der echten Popsängerin Jennifer Lopez zurückzuführen ist. Sie spielt quasi sich selbst, und deshalb erlaubt ihr das Drehbuch keinerlei charakterliche, geschweige denn physische Schwächen. Ihre Auftritte sind der reine Glamour; in jeder Szene stellt sie ein neues Outfit oder ihren Edelkörper zur Schau und sieht dabei blendend aus.

Doch auf diese Weise entsteht keine glaubwürdige Figur. Zwar darf Kat viele Emotionen zeigen, und es wird milde Kritik an ihrer Social-Media-Sucht geübt oder an ihrem Mangel an Selbstständigkeit. Doch das mündet in vorhersehbare, gewollt komische Szenen, etwa wenn sie sich beim Mixen eines Smoothies vollspritzt, weil sie vergessen hat, den Deckel auf die Maschine zu schrauben.

Ein Star-Vehikel für Jennifer Lopez

Wo es in „Notting Hill“ zwischen den Darstellern funkte, weil der Film trotz seiner Klischees mit feinem Dialogwitz und dezenter Situationskomik punktete, gleicht „Marry me“ einem komplett durchorganisierten Star-Vehikel für Jennifer Lopez. Auch ihren Kummer über das Liebesaus mit dem Ex – einer Art Latino-Version von Justin Timberlake – überwindet Kat erstaunlich schnell. An Charlies Überfürsorglichkeit als Vater übt sie keinerlei Kritik; von seinem Nachwuchs wird sie umstandslos-freudig akzeptiert, und an Charlies Schule veranstaltet sie spontan Tanzunterricht – natürlich im passenden Outfit. Konflikte und Reibereien, die angesichts der eklatanten Unterschiede in Lebensführung und Einkommen der beiden ungleichen Partner normal wären, entfallen fast komplett. Bei so viel Verständnis und Anpassungsvermögen versteht man kaum, warum Charlie plötzlich Schluss mit ihr macht.

Lopez, die in Filmen wie „Manhattan Queen“ und „Hustlers“ schauspielerisch durchaus überzeugte, verschmilzt hier komplett mit ihrer öffentlichen Persona. Und Owen Wilson, dessen komisches Talent unbestritten ist, bleibt blass und weit hinter seinen Möglichkeiten. „Marry me“ reduziert sich so auf ein paar spektakuläre Show-Einlagen von Jennifer Lopez alias Kat auf der Bühne. Die Flitterwochen zwischen zwei ungleichen Figuren müssen dann wohl in einer anderen romantischen Komödie neu durchdekliniert werden.

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